Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal bestätigt die Einigung mit den USA auf ein Rohstoffabkommen. Beide Seiten hätten eine endgültige Version eines Abkommens vorbereitet. Die Autorisierung durch die ukrainische Regierung stehe noch im Tagesverlauf an.
Schmyhal erklärt weiter, die USA unterstützten die Bemühungen der Ukraine, Sicherheitsgarantien zu erhalten, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Die Vereinbarung gilt als wichtig für die Ukraine, um sich die Unterstützung von US-Präsident Donald Trump im Krieg gegen Russland zu sichern. Trump hatte das Abkommen als Gegenleistung für die bisherige Unterstützung der USA gefordert. Dabei soll es um Bodenschätze wie Seltene Erden gehen.
Nachfolgend ein Überblick über die Rohstoffe, die in der Ukraine vorkommen:
Über welche Ressourcen verfügt die Ukraine?
Nach eigenen Angaben verfügt die Ukraine über Vorkommen von 22 der 34 Mineralien, die von der Europäischen Union als kritisch eingestuft wurden. Dazu gehören Industrie- und Baumaterialien, Eisenlegierungen, Edel- und Nichteisenmetalle sowie einige Seltene Erden. Nach Angaben des ukrainischen Instituts für Geologie verfügt das Land über Seltene Erden wie Lanthan und Cer, die in Fernsehern und Beleuchtungsanlagen verwendet werden. Auch Neodym, das in Windturbinen und Batterien für Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommt, ist vorhanden. Ebenso Erbium und Yttrium, deren Einsatzmöglichkeiten von der Kernkraft bis zu Lasern reichen. Von der EU finanzierte Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass die Ukraine über Scandiumreserven verfügt. Detaillierte Daten sind geheim.
Was lagert dort noch?
Dem Weltwirtschaftsforum zufolge ist die Ukraine auch ein potenzieller Lieferant von Lithium, Beryllium, Mangan, Gallium, Zirkonium, Graphit, Apatit, Fluorit und Nickel. Nach Angaben des Staatlichen Geologischen Dienstes verfügt das Land über eine der grössten bestätigten Lithiumreserve in Europa, die auf 500.000 Tonnen geschätzt wird. Für Batterien, Keramik und Glas ist dieses Spurenelement unerlässlich.
Die Titanreserven befinden sich vor allem im Nordwesten und in der Mitte des Landes, während Lithium in der Mitte, im Osten und im Südosten vorkommt. Die Graphitvorräte, ein wichtiger Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge und Kernreaktoren, machen 20 Prozent der weltweiten Ressourcen aus. Die Vorkommen befinden sich im Zentrum und im Westen. Die Ukraine verfügt auch über beträchtliche Kohlereserven, von denen sich die meisten jedoch in den besetzten Gebieten unter russischer Kontrolle befinden.
Werden Seltene Erden schon abgebaut?
Bergbau- und Wirtschaftsexperten zufolge verfügt die Ukraine derzeit über keine kommerziell betriebenen Minen für Seltene Erden. China ist der weltweit grösste Produzent von Seltenen Erden und vielen anderen wichtigen Mineralien. Die Volksrepublik könnte die Ausfuhr im Falle eines eskalierenden Handelsstreits mit den USA drastisch einschränken. Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 Metallen, die zur Herstellung von Magneten verwendet werden, die für Elektrofahrzeuge, Mobiltelefone, Raketensysteme und andere elektronische Geräte verwendet werden. Es gibt keine brauchbaren Ersatzstoffe.
Welche ukrainischen Ressourcen sind unter Kiews Kontrolle?
Der Krieg hat in der gesamten Ukraine grosse Schäden angerichtet. Russland kontrolliert zudem etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Der Grossteil der Kohlevorkommen, die vor dem Krieg die Stahlindustrie versorgten, befindet sich im Osten des Landes und ist verloren gegangen. Nach Schätzungen der ukrainischen Denkfabrik We Build Ukraine und des Nationalen Instituts für Strategische Studien sind etwa 40 Prozent der Metallressourcen unter russischer Kontrolle. Eine detaillierte Aufschlüsselung wurde nicht vorgenommen. Die Daten stammen aus der ersten Jahreshälfte 2024. Seitdem sind die russischen Truppen in der östlichen Region Donezk weiter vorgerückt. Im Januar schloss die Ukraine ihre einzige Kokskohlemine ausserhalb der Stadt Pokrowsk, die Moskaus Streitkräfte zu erobern versuchen.
Russland hat während des Krieges mindestens zwei ukrainische Lithiumlagerstätten besetzt - eine in Donezk und eine weitere in der Region Saporischschja im Südosten. Kiew kontrolliert immer noch Lithiumvorkommen in der zentralen Region Kyrowohrad.
Welche Bergbaumöglichkeiten bietet die Ukraine?
Dem Wirtschaftsministerium zufolge arbeitet die Regierung mit westlichen Verbündeten an Projekten zur Gewinnung kritischer Materialien. Die Regierung schätzt das Investitionspotenzial bis 2033 auf etwa zwölf bis 15 Milliarden Dollar. Der Staatliche Geologische Dienst erklärte, die Regierung bereite etwa 100 Standorte vor, die gemeinsam lizenziert und erschlossen werden sollen.
Obwohl die Ukraine über hoch qualifizierte Arbeitskräfte und eine gute Infrastruktur verfügt, weisen Investoren auf eine Reihe von Investitionshindernissen hin. Dazu gehören ineffiziente und komplexe Regulierungsverfahren sowie Schwierigkeiten beim Zugang zu geologischen Daten und beim Erwerb von Grundstücken. Die Entwicklung solcher Projekte würde Jahre dauern und erhebliche Vorabinvestitionen erfordern, so die Investoren.
(Reuters)