Enttäuschende Studienergebnisse bei Novo Nordisk beenden nun das volatile Jahr. Zwar legten die Aktien von Novo Nordisk am Montag zu, doch das dänische Unternehmen hat in diesem Jahr immer noch rund 70 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung verloren.
Besser erging es dem Rivalen Eli Lilly, der seinen Marktwert aufgrund der starken Nachfrage nach seinem Abnehmmittel Zepbound um umgerechnet mehr als 163 Milliarden Euro steigern konnte. Auch Aktien kleinerer Unternehmen wie Zealand Pharma und Viking Therapeutics sind dank eigener Adipositas-Behandlungen in die Höhe geschossen.
Das nächste Jahr könnte mehr Klarheit über potenzielle Gewinner und Verlierer schaffen. Goldman Sachs schätzt, dass der Markt für Arzneien gegen Fettleibigkeit bis 2030 auf 125 Milliarden Euro anwachsen könnte. “Die Spannung wird hoch bleiben“, sagte Chris Eccles, Portfoliomanager bei AXA Investment Managers, in einem Interview. Sobald mehr klinische Daten für die derzeit in der Entwicklung befindlichen Medikamente vorliegen, werden die Investoren in der Lage sein, “kritisch zu beurteilen, wer die wirklichen langfristigen Gewinner sein werden.” Hier ist eine Zusammenfassung der Entwicklungen in diesem Jahr und was 2025 zu erwarten ist:
Eli Lilly
Dank der Nachfrage nach Zepbound hob Eli Lilly seine jährliche Umsatzprognose in diesem Jahr zweimal an und investiert in die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten. Der rasante Aufstieg könnte jedoch abflachen — insbesondere nach einer Senkung der Prognose im Oktober. Investoren warten nun auf weitere Daten zum oralen Medikament Orforglipron. “Ein hochwirksames orales kleines Molekül, das gut verträglich ist, könnte eine Möglichkeit sein, das Problem der Versorgung zu lösen“, sagte Gregoire Biollaz, Senior Investment Manager bei Pictet Asset Management. Die Aktien des US-Pharmakonzern stiegen im Jahresverlauf um 32 Prozent auf eine Börsenkapitalisierung von knapp 730 Milliarden Dollar.
Novo Nordisk
Bis 2024 sorgten die Medikamente Wegovy und Ozempic drei Jahre lang für Auftrieb bei den Papieren von Novo. Mit dem zunehmenden Wettbewerb verlagerte sich jedoch der Fokus auf Arzneien der nächsten Generation. Enttäuschende Sicherheitsdaten für die Monlunabant-Pille belasteten die Aktie. Daneben drückten eine Anhörung des US-Senats zur Preisgestaltung wichtiger Medikamente und verfehlte Ergebnisse des Abnehmmittels CagriSema auf die Stimmung der Investoren. Barclays-Analysten warten nun auf ein Update im ersten Quartal zu der Amycretin-Pille. Einige Investoren zeigen sich positiv. “Wir sind weiterhin optimistisch, was die Aussichten für Novo bis 2025 und darüber hinaus angeht, da mehr Angebot auf den Markt kommt und die Nachfrage nach ihren Produkten weiterhin hoch ist“, sagte Mark Denham, Fondsmanager und Leiter der Aktienabteilung bei Carmignac. Trotz der Kursavancen am Montag um bis zu 10 Prozent, liegen die Novo-Aktien über 8 Prozent im Verlust auf Jahresbasis. Das Unternehmen hat einen Börsenwert von knapp 400 Milliarden Dollar.
Amgen
Die Anteilsscheine von Amgen erreichten im September ein Rekordhoch, stürzten jedoch nur zwei Monate später ab. Wie auch Novo Nordisk sind sie mit mehr als 8 Prozent im Verlust in diesem Jahr. Der Grund: Das experimentelle Adipositas-Medikament MariTide konnte die Konkurrenz nicht deutlich übertreffen und wies eine hohe Rate an gastrointestinalen Nebenwirkungen auf. Dennoch setzt Amgen darauf, dass die weniger häufige Dosierung seines Präparats ein Vorteil gegenüber bestehenden Medikamenten sein wird. Amgend wird mit einer Börsenkapitalisierung von 142 Milliarden Dollar bewertet.
Zealand Pharma
Mit einem Kursplus von knapp 100 Prozent gehören die Titel von Zealand Pharma zu den besten der Vergleichsgruppe. Treiber für das Papier von Zealand Pharma war insbesondere das Mittel Petrelintide. Die Analysten von JPMorgan prognostizieren dafür einen Spitzenumsatz von knapp 10 Milliarden Euro. Das Medikament gegen Fettleibigkeit imitiert das Hormon Amylin, das von der Bauchspeicheldrüse zusammen mit Insulin ausgeschüttet wird. Laut Zealand verursacht die Arznei weniger Übelkeit als einige andere Konkurrenten der nächsten Generation. Der Konzern sucht derzeit einen Partner für die Entwicklung, JPMorgan sieht eine “gute Chance“, dass dies bis Ende nächsten Jahres geschieht.
Viking Therapeutics
Viking Therapeutics wird auch als potenzielle Gefahr für das derzeitige Duopol von Lilly und Novo angesehen. Die Aktien stiegen Anfang des Jahres stark an, nachdem die Ergebnisse einer Studie im mittleren Stadium mit einem injizierbaren Medikament und erste Daten zu einer Tablettenformulierung die Analysten beeindruckt hatten. Mit einem Kursplus von 127 Prozent legen sie die zweithöchste Performance der Adipositas-Unternehmen in diesem Jahr hin. Angesichts des starken Wettbewerbs dürfte 2025 aber nicht leicht werden. Weitere Daten zu einem oralen Medikament werden nächstes Jahr erwartet, aufgrund seiner geringen Größe könnte Viking auch ein Kandidat für eine Partnerschaft sein.
Roche
Roche ist ein Neuzugang, den man auf dem Adipositasmarkt im Auge behalten sollte. Die Aktie stieg im Juli sprunghaft an, da eine experimentelle Pille in einer frühen Studie eine deutliche Gewichtsreduktion gezeigt hatte. Im September ging es dann wieder in die andere Richtung, nachdem detaillierte Ergebnisse auf unerwünschte Nebenwirkungen hindeuteten, womit die Roche-Titel noch knapp über 2 Prozent in diesem Jahr im Plus liegen. Roche entwickelt gerade ein injizierbares Medikament, das dem Zepbound von Lilly ähnelt. Gleichzeitig läuft eine Studie im mittleren Stadium für einen injizierbaren Arzneimittelkandidaten bei Typ-1-Diabetes- Patienten mit Adipositas. Die Ergebnisse werden für das nächste Jahr erwartet.
Hims & Hers Health
Ein klarer Gewinner in dem Sektor ist in diesem Jahr nicht einmal ein typischer Arzneimittelhersteller. Hims & Hers Health stellt zusammengesetzte Versionen von Novos Wegovy (Semaglutid) zu einem Preisnachlass gegenüber dem Original her. Möglich ist das durch US-Vorschriften, wonach Generika von knappen Arzneimitteln hergestellt werden dürfen. Mit einem Kursplus von knapp 200 Prozent in diesem Jahr weisen die Hims-and-Hers-Titel die beste Kursperformance auf. Mit einer Marktkapitalisierung von unter 6 Milliarden Dollar gehört das Unternehmen auch zu den kleinsten Mitbewerbern im Adipositasmarkt. Die Rally könnte 2025 allerdings zu Ende sein, da die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA das Lilly-Präparat Tirzepatid kürzlich von der Mangel-Liste gestrichen hat. Analysten von Leerink Partners erwarten dasselbe für Semaglutid.
(Bloomberg)