Nach den überdurchschnittlich hohen Kursschwankungen bei den hiesigen Zinsen vor und nach der Leitzinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Dezember hat sich die Lage beruhigt. Die Schwankungsanfälligkeit der Preise der Schweizer Bundesobligationen bildete sich im Monatsvergleich gemessen am 60-tätigen Durchschnitt um mehr als 10 Prozent zurück, wie Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigen.
Die Beruhigung an den heimischen Kapitalmärkten hat sich auch auf die Preisgestaltung der Festhypotheken ausgewirkt. Monatliche Schwankungen von bis zu 0,2 Prozent, wie sie im vergangenen Jahr verzeichnet wurden, sind nicht mehr an der Tagesordnung.
Im Zuge dieses Abflachens der Volatilität sind die Preise bei den für Festhypotheken relevanten Swap-Sätzen über alle Laufzeiten graduell um rund 0,10 Prozent angestiegen. Entsprechend beträgt der Preis für eine dreijährige Festhypothek 1,40 Prozent, nach 1,30 Prozent zu Jahresbeginn. Die zehnjährige Festhypothek hat sich auf 1,68 von 1,57 Prozent verteuert, wie Daten von hypotheke.ch zeigen.
Der Zinssatz einer Festhypothek orientiert sich an der Höhe der Rendite der Bundesobligationen sowie den Swap-Sätzen. Der Swap-Satz ist der Zinssatz, mit dem sich Banken untereinander Geld ausleihen. Auf den Swap-Satz rechnen die Banken ihre Marge, die üblicherweise rund 0,80 bis 1,10 Prozent beträgt. Die Höhe der Marge kann gegen unten abweichen und hängt von Angebot und Nachfrage ab.
Der Zinsunterschied zwischen einer dreijährigen und einer zehnjährigen Festhypothek beträgt aktuell 0,28 Prozent. Das ist ein Anstieg im Vergleich zu vor zwölf Monaten, als die Differenz mit 0,2 Prozent enger ausfiel. Anfang 2024 standen die Sätze für eine dreijährige Festhypothek bei 2,1 Prozent und für eine zehnjährige bei 2,3 Prozent.
Wie stark sinkt der Saron noch?
Während sich die Zinssätze für Festhypotheken vorerst seitwärts bewegen dürften, ist beim Saron ein Absinken des Leitzins auf null Prozent eingepreist - allerdings weniger ausgeprägt, als dies zu Jahresbeginn der Fall war. Dies zeigt der Swap-Kurve, die sich über alle Laufzeiten im Monatsvergleich leicht nach oben verschoben hat.
Die erste Leitzinssenkung im laufenden Jahr durch die SNB sollte gemäss den Futures-Märkten bei der geldpolitischen Lagebeurteilung am 20. März erfolgen. Der Leitzins und der Saron würden damit auf 0,25 von 0,50 Prozent sinken. Ob es danach aber wirklich zu einer weiteren Senkung im Jahresverlauf kommt, hinterfragt die St. Galler Kantonalbank (SGKB) zumindest.
Die Schweizerische Nationalbank betonte im Dezember, dass Zinssenkungen aktuell ihr vorrangiges Instrument zur Eindämmung des starken Schweizer Frankens darstellen. Entsprechend erwartet Patrick Häfeli, Strategieanalyst Fixed Income der SGKB, im Einklang mit dem Konsensus eine weitere Leitzinssenkung um 0,25 Prozent im März.
Wie sich der Zinspfad danach entwickelt, hängt hingegen massgeblich von der weiteren Entwicklung des Frankenkurses und der Inflation ab, schreibt der SGKB-Stratege weiter. «Wir gehen mittlerweile jedoch davon aus, dass die SNB einem Leitzins von null Prozent kritisch gegenübersteht. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Zinsprognosen angepasst und erwarten ein Ende des Zinssenkungszyklus bei einem Leitzins von 0,25 Prozent. Die längerfristigen Zinsen haben diesen Zinsschritt bereits vollständig eingepreist. Die Alternative wäre ein Leitzins von minus 0,25 Prozent, wobei die Hemmschwelle für die Einführung von Negativzinsen aus unserer Sicht im aktuellen Umfeld zu hoch ist.»
Euro und Inflation entscheiden über zweite SNB-Zinssenkung
Der «rechtzeitige» Zinsschritt von 50 Basispunkte im Dezember war gemäss SNB-Präsident Martin Schlegel notwendig, um wieder angemessene monetäre Bedingungen zu haben. Damit weist die SNB nun auch nicht mehr wie zuvor explizit auf den möglichen Bedarf weiterer Zinssenkungen hin. Sie erklärte zurückhaltender, man werde die Lage weiter genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen.
Nach der weiteren deutlichen Abwärtsrevision fallen die SNB-Inflationsprognosen für die kommenden Quartale mit 0.3 Prozent für 2025 mittlerweile vergleichsweise tief aus, erklärt Alexander Koch, Ökonom der Raiffeisenbank, gegenüber cash.ch. «Ein nochmaliger deutlicher Abwärtskorrekturbedarf ist damit unwahrscheinlicher geworden. Das heisst aber nicht, dass das Ende des Zinssenkungszyklus bereits erreicht worden ist. Die Unsicherheit über die Preisentwicklung bleibt hoch. Speziell ein stärkerer Franken könnte schnell wieder zusätzlichen Abwärtsdruck für die Preise bedeuten.»
An den Zinsmärkten bleibt, trotz des grossen Zinsschritts im Dezember, auf Jahressicht ein SNB-Leitzinsniveau von null Prozent fast vollständig eingepreist, so Koch weiter. Enttäuscht die SNB diese Erwartungen, während die Europäische Zentralbank (EZB) ihre schrittweisen Zinssenkungen fortsetzt, würde die schrumpfende Zinsdifferenz zur Eurozone den Franken relativ attraktiver machen. «Da wir von der EZB noch mehr Zinssenkungen unter die 2-Prozent-Marke erwarten, gehen wir deshalb auch davon aus, dass die SNB wohl weiter Richtung Null senken wird beziehungsweise muss», so Koch.
Der Raiffeisen-Ökonom macht bei den Langfristzinsen nach dem jüngsten globalen Zinsschub weniger Korrekturpotenzial aus, da im Gegensatz zur Eurozone und den USA die aktuellen Marktzinserwartungen für die SNB insgesamt angemessen bewertet sind.