Ende Juni befragte cash.ch die Leserinnen und Leser letztmalig, welche Immobilienfinanzierung sie bevorzugten: Eine Festhypothek mit zehn oder fünf Jahren Laufzeit, eine andere Laufzeit (möglich sind 2 bis 20 Jahre) oder eine Saron-Hypothek.
65 Prozent von knapp 6000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bevorzugten damals die leitzinsabhängige Saron-Hypothek. 19 Prozent sagten, sie würden 10 Jahre Laufzeit in Form einer Festhypothek wählen, 11 Prozent gaben 5 Jahre Laufzeit an, und lediglich 5 Prozent eine andere Laufzeit.
Die Umfrage zeigte ein aussergewöhnliches Ergebnis, denn im gesamten Schweizer Hypothekarmarkt hatten in der Vergangenheit nur rund 20 bis 25 Prozent zu einer Saron-Hypothek gegriffen. Dieser von cash.ch beobachtete Saron-Beliebtheit wurde aber im August bestätigt, als Raiffeisen eine Studie zum Immobilienmarkt Schweiz veröffentlichte: In den Monaten Juni und Juli wurden erstmals mehr Geldmarkthypotheken als Festhypotheken abgeschlossen.
Nun stellt cash.ch die Frage nach der favorisierten Hypothek noch einmal, da sich das Umfeld für Hypotheken seit den Sommermonaten noch einmal deutlich verändert hat.
Geldpolitische Trendwende hat eingeschlagen
Seit der Jahreswende befinden sich die Hypothekarzinsen in einem Aufwärtstrend. Der Zinsindex für Wohnimmobilien des Vergleichsportals Hypotheke.ch ist seit Januar von 1,07 auf aktuell 2,83 Prozent angestiegen. Die Veränderung um plus einen Basispunkt (+0,01 Prozent) bedeutet zusätzliche jährliche Zinskosten einer Hypothek von 800'000 Franken um 80 Franken. Die Zinskosten für Hypothekarnehmer haben daher im Schnitt um 1173 Franken pro Monat zugenommen.
Angetrieben worden ist diese diese Entwicklung durch die Leitzinserhöhungen der Zentralbanken, wobei die US-Notenbank Fed das Tempo vorgibt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Juni mit einem Zinsanstieg um 0,5 Prozentpunkte und im September um 0,75 Prozentpunkte ebenfalls auf die hochgeschossene Inflation reagiert. Mit dem letzten Zinsschritt hat die SNB den Leitzins nach acht Jahren Negativzinsen wieder in den positiven Bereich - plus 0,5 Prozent - gehoben.
Nächste SNB-Zinsschritte bestimmen Saron-Hypozins
Zehnjährige Festhypotheken wurden Anfang Jahr für Hypothekarnehmer mit sehr guter Bonität noch unter 1 Prozent angeboten. Die aktuellen "Schaufensterpreise" fangen bei Wohnkrediten über zehn Jahre jetzt bei 2,55 Prozent an. Auch bei der fünfjährigen Laufzeit sind die tiefsten angebotenen Zinsen bei 2,28 Prozent. Nach einem letztmals starken Anstieg im August und September, tendieren die für Festhypotheken bestimmenden Swap-Zinssätze seitwärts. cash.ch hat hier darüber berichtet , was die jüngste Entwicklung an der Zinsfront für die zukünftige Finanzierung von Wohneigentum bedeutet.
Experten rechnen nicht damit, dass die Festhypotheken in den kommenden Monaten noch in einem grösseren Umfang teurer werden. Die Zentralbanken werden sich hüten, die Leitzinsen nächtstes Jahr in einer Rezession weiter zu erhöhen. Dies gilt insbesondere für die Eurozone mit den zahlreichen überschuldeten Staathaushalten. Senkt die Europäische Zentralbank (EZB) im nächsten Jahr die Zinsen sogar wieder, dürfte wohl auch die SNB wie in der Vergangenheit gleichziehen.
Während die Erwartungshaltung gegenüber der Geldpolitik die Zinsentwicklung bei den Festhypotheken bestimmt, steht die Saron-Hypothek unter anderen Vorzeichen. Bei dieser hat insbesondere die jüngste Zinsschritt durch die SNB in den positiven Bereich die Zinskosten abrupt auf 1 Prozent verteuern lassen. Der Markt erwartet, dass die SNB den Leitzins bis Ende Jahr nochmals um bis zu 0,5 Prozentpunkte anhebt, was die Zinskosten für eine Saron-Hypothek auf bis zu 2 Prozent treiben könnte.
2 Kommentare
Habt ihr denn keine anderen Themen. Der Hypothekarzins war doch schon letzte Woche ein Thema; und ja, wir wissen Alle, dass er steigt.
Ich kann vollends verstehen, dass dieses Thema vielen Leuten Sodbrennen in deren Mägen verursacht. Das Thema jetzt kaufen oder weiterhin mieten bleibt dennoch aktuell mehr den je. Beim Mieten finanziert man die anderen. Beim Kauf finanziert man sich zum grössten Teil selbst, sofern die geistige Disziplin aufgebracht wird, der volatile Teil (Differenz) zwischen Miete und Hypothekarzins auf die hohe Kante zu legen.