In Rheinfelden ist man auf den Geschmack gekommen. Nachdem die zu Carlsberg gehörende Brauerei Feldschlösschen 2023 offenbar mit Erfolg ein Bier nach dem Vorbild der deutschen Pils-Biere lanciert hat, reicht sie nun einen weiteren deutschen Bierstil nach: ein Helles. Das Produkt wurde noch nicht offiziell lanciert, wird aber bereits in der Gastrobranche beworben und auf der Website der Brauerei aufgeführt.

Zwar erhält das Bier ein Schweizer Mäntelchen: Es heisst «Helvetic» und ist gemäss Beschreibung mit ausschliesslich Schweizer Hopfen gebraut. Doch im Kern ist das Helvetic ein deutscher Einwanderer, wird es doch auf der Etikette als Helles deklariert. Und dieser urdeutsche – vor allem in Bayern beliebte – Bierstil erlebt gerade einen mächtigen Boom.

Das Helle ist dem klassischen Schweizer Lager sehr ähnlich. Es ist mild und hat etwas weniger Alkohol als Spezial oder Pilsner. Der Bierstil grenzt sich damit auch von extremeren Stilen ab, die im Laufe des Craftbeer-Trends der letzten Jahre auf den Markt kamen – etwa die englisch oder amerikanisch geprägten Pale Ales oder India Pale Ales.

Welche Überlegungen hinter der Lancierung stehen, bleibt offen. Auch, wie sich das Helvetic vom ähnlich gelagerten Lagerbier Original der Grossbrauerei unterscheiden soll. Feldschlösschen wollte sich bislang gegenüber der «Handelszeitung» nicht zur Neulancierung äussern. Unklar ist auch, auf welche Kanäle die Brauerei setzt. Der laufende, selbst deklarierte «Soft Launch» zielt momentan vor allem auf Gastronomen.

Schweizer Bier für die Beizen, deutsche Stile für den Handel

Beim 2023 lancierten Pils verfolgt die Brauerei eine interessante Strategie: In der Gastronomie setzt Feldschlösschen offenbar weiter auf die zwei klassischen Schweizer Bierstile Lager und Spezial – Letzteres in Form des Produkts «Hopfenperle». Anders dagegen im Detailhandel. Dort ist das Spezial nicht mehr erhältlich und wurde komplett durch das neue Pils ersetzt. Geschmacklich unterscheiden sich die beiden Stile vor allem dadurch, dass das Schweizer Spezial etwas süsser ist als ein klassisches deutsches Pils.

Farbnuancen im Vergleich: Die wichtigsten hellen Bierstile

Lager: Bezeichnet in der Schweiz ein helles, mildes Bier mit etwa 4,8 bis 5,0 Prozent Alkohol. Der hierzulande am meisten verkaufte Bierstil.

Spezial: Das etwas edlere Bier in der Schweiz: hell, mit 5,1 bis 5,2 Prozent Alkohol und dank etwas mehr Hopfen etwas herber.

Pilsner/Pils: Ursprünglich aus Tschechien, aber auch in Deutschland beliebt: hopfiges und – vor allem in Norddeutschland – herbes, helles Bier. Im Vergleich zum Schweizer Spezial weniger süss und etwas leichter im Alkohol.

Helles: In Süddeutschland beliebter, milder Bierstil. Eher malzbetont, leicht süsslich, rund 5 Prozent Alkohol. 

Weissbier: Tönt auch hell, bezieht sich aber nicht auf die Farbe, sondern auf den Inhalt: Weissbier wird unter anderem mit Weizenmalz gebraut und ist somit ein Synonym für Weizenbier. 

Blonde: Ist vor allem in der Westschweiz die Bezeichnung für helle Biere und wir in der Regel als Pendant zum Deutschschweizer Lager verwendet. In der Deutschschweiz werden gelegentlich helle Biere als «blond» bezeichnet, wobei sich das dann nur auf die Farbe bezieht.

Lange war die Produktbezeichnung «Pils» oder «Pilsner» in der Schweiz nicht zugelassen. Dies, weil das Land einst ein Abkommen über den Schutz von Herkunftsbezeichnungen mit der damaligen Tschechoslowakei abgeschlossen hatte, das «Pilsner» als Herkunftsbezeichnung für Bier mit Bezug auf die tschechische Stadt Pilsen schützte. Vor rund zwei Jahren jedoch setzte die Schweiz diese Bestimmung ausser Kraft, worauf zahlreiche Schweizer Brauereien begannen, Bier unter der Bezeichnung «Pilsner» zu vertreiben.

Der Trend zum Hellen kommt aus Deutschland

Beim Hellen gab es nie eine solche Bestimmung, vielmehr war der Bierstil in der Schweiz nicht bekannt genug, als dass eine Brauerei darauf gesetzt hätte. «Hell» wurde hierzulande vor allem als allgemeine Beschreibung für Biere verwendet, die nicht dunkel sind.

In den letzten Jahren erlebte das milde Bier in Deutschland, wo gewöhnlich eher herbe Biere konsumiert werden, jedoch einen starken Aufschwung. Die Halbliterflaschen von Marken wie Augustiner wurden plötzlich auch in Szenebars hip. Und das zunehmend auch in der Schweiz.

Mittlerweile haben vereinzelt Schweizer Brauereien den Trend aufgenommen. So gibt es ein «Burgdorfer Helles», ein «Helles» von Thunbier und – ebenfalls aus dem Kanton Bern – «das Helle» von Kornhausbräu. Mit dem Bier aus der Aargauer Grossbrauerei dürfte sich der Stil definitiv etablieren.

Dieser Artikel ist zuerst in der Handelszeitung erschienen.