Wie an den Finanzmärkten erwartet, beliess die Federal Reserve den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell machte nach dem Beschluss klar, dass noch Luft nach oben ist: «Falls nötig, sind wir bereit, die Zinsen weiter zu erhöhen.» Die Währungshüter fassen in ihrem Ausblick noch einen Schritt von einem viertel Prozentpunkt nach oben für dieses Jahr ins Auge. Zudem dürften etwaige Zinssenkungen 2024 deutlich geringer ausfallen als bislang avisiert.

Die Währungshüter im Offenmarktausschuss (FOMC) gehen nunmehr im Mittel davon aus, dass das Zinsniveau bis Ende 2024 nur auf 5,1 Prozent sinken wird. Im Juni hatten sie noch einen tieferen Wert von 4,6 Prozent veranschlagt. Ende 2025 soll der geldpolitische Schlüsselzins dann bei 3,9 Prozent liegen - im Juni waren noch 3,4 Prozent angenommen worden.

«Die ruhige Hand der Fed trägt dazu bei, dass die Erwartungen an den Finanzmärkten stabilisiert werden», so die Einschätzung von Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Die bislang recht optimistischen Erwartungen über mögliche Zinssenkungen im nächsten Jahr würden mit den nunmehr etwas höheren Zinserwartungen der Teilnehmer im FOMC weiter zurückgehen: «Höher für länger bleibt das Mantra der Zinspolitiker.»

Der Zinsbeschluss kam bei den Investoren nicht gut an. Die Wall Street schloss im Minus. Die Aussicht auf eine mögliche weitere Zinserhöhung stützte dagegen zunächst den Dollar-Index.

Zinsausblick «kein Plan»

Powell erläuterte vor der Presse, dass der Zinsausblick kein Plan sei. Es spiegele sich darin aber die Ansicht vieler Währungshüter wider, dass angesichts der erstaunlich robusten Wirtschaft ein weiterer Zinsschritt im laufenden Jahr wahrscheinlicher sei als ein Verharren auf dem jetzigen Niveau. Doch sei die Notenbank nunmehr dem Punkt «ziemlich nahe», wohin sie wolle. Sie könne nach den Straffungen vorsichtig agieren und von Sitzung zu Sitzung entscheiden.

LBBW-Analyst Elmar Völker verweist darauf, dass die Meinung innerhalb des FOMC gespalten sei, ob eine erneute und mutmasslich finale Zinsanhebung tatsächlich erforderlich sei. Da der Beschäftigungsaufbau sukzessive an Dynamik verliere und die Inflation auf dem richtigen Weg sei, spreche einiges dafür, erst einmal im Wartemodus zu bleiben. Dies auch, weil der bis dato robusten Wirtschaft Belastungen ins Haus stünden - darunter Streiks in der Automobilindustrie und ein möglicher Shutdown.

Dieses Szenario droht der US-Regierung Ende September. Dann könnte ihr das Geld ausgehen, wenn sich regierende Demokraten und oppositionelle Republikaner im Haushaltsstreit nicht einigen können. Bei einem «Shutdown» könnte die Regierung keine Löhne mehr zahlen und ein Teil der Verwaltung müsste schliessen. US-Finanzministerin Janet Yellen sprach im Reuters-Interview mit Blick auf den Haushaltsstreit von einem «unnötigen Risiko für die Wirtschaft».

Inflation auf dem Vormarsch

Die Notenbank strebt eine weiche Landung der weltgrössten Volkswirtschaft an - also eine inflationsdämpfende Abkühlung der Konjunktur ohne tiefgreifende Rezession. Powell sagte, die weiche Landung sei zwar nicht sein Basis-Szenario, jedoch ein plausibles Ergebnis. Die Zentralbank will die starke Teuerung eindämmen und hat dazu die Zinsen seit Anfang 2022 kräftig erhöht, wobei sie auch einige Jumboschritte im Umfang von 0,75 Prozentpunkten machte. Im Juli folgte nach einer ersten Pause die jüngste Zinserhöhung um einen viertel Prozentpunkt.

Trotz der straffen geldpolitischen Linie war die Inflation in den USA zuletzt kräftig auf dem Vormarsch. Die Verbraucherpreise stiegen im August um 3,7 Prozent und damit den zweiten Monat in Folge, nach 3,2 Prozent im Juli. Der grundlegende Inflationstrend weist jedoch nach unten. Das zeigt die zuletzt rückläufige Kernrate, bei der die Preise für Energie und Lebensmittel ausgeklammert bleiben.

(Reuters)