"Ich habe den Eindruck, dass das Basisszenario der Fed darin besteht, die Zinssätze weiter anzuheben, insbesondere angesichts der Zinserhöhung der EZB um 50 Basispunkte", so Erik Weisman, Chief Economist und Portfoliomanager bei MFS Investment Management. Doch handele es sich um eine höchst unsichere und sich rasch entwickelnde Situation: "Die Bedingungen könnten sich verschlechtern, was die Fed zwingen könnte, auf ihrer Sitzung am 22. März zumindest vorübergehend eine Pause einzulegen."

Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der Pleite gegangenen kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) zeigen die Nebenwirkungen der starken Fed-Medizin zur Bekämpfung der Inflation. Die Fed hatte die Leitzinsspanne binnen weniger als zwölf Monaten von nahe Null bis auf den gegenwärtigen Stand von 4,5 bis 4,75 Prozent nach oben geschleust.

Zur Nervosität an den Finanzmärkten trug zuletzt bei, dass die Credit Suisse trotz einer Stützungsaktion der Schweizer Zentralbank nicht zur Ruhe kam. Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner erwartet trotz aller Turbulenzen, dass die Fed Kurs hält und die Zinsen moderat anhebt. Er verweist darauf, dass die Fed zur Monatsmitte fast 320 Milliarden Dollar an Krediten auswies, die sie an das Bankensystem vergeben hatte. "Mit der Bereitstellung zusätzlicher Liquidität will die Fed die Probleme im Bankensystem mildern", so der Experte. Damit wolle die Notenbank auch vermeiden, dass diese Probleme sie bei der Bekämpfung der überhöhten Inflation behinderten: "Anders ausgedrückt soll die Liquiditätszufuhr der Fed die Möglichkeit für eine Zinserhöhung offenhalten."

Zinsausblick im Fokus

Auch wenn die Teuerungsrate im Februar auf 6,0 Prozent gefallen ist, liegt das Ziel der Zentralbank von 2,0 Prozent noch in weiter Ferne. Notenbankchef Jerome Powell hatte jüngst betont, er erwarte einen langen und steinigen Weg, bis die Inflation zum Zielwert der Notenbank zurückkehrt.

Ende vorigen Jahres hatten die Währungshüter in ihrem Zinsausblick im Mittel ein geldpolitisches Niveau von 5,1 Prozent signalisiert. Nun legen die Fed-Führungsmitglieder in dem für Zinspolitik zuständigen Ausschuss (FOMC) neue Projektionen vor: "Wir gehen davon aus, dass die FOMC-Mitglieder das Risiko eingehen, die Märkte zu enttäuschen und mindestens bis ins Jahr 2024 stabile Leitzinsen, vielleicht sogar einen über die Werte der Dezember-Projektion hinausgehenden Zinsgipfel in Aussicht stellen werden", so Helaba-Ökonom Patrick Franke.

Jetzt eine Zinspause auszurufen, wäre aus Sicht der BayernLB-Ökonomen Roland Gnan und Gebhard Stadler ein falsches Signal. "Eine abrupte Zinspause würde die Märkte erneut verunsichern, die Ansteckungsrisiken verschärfen und die bisherigen Massnahmen zur Stabilisierung des Bankensektors untergraben." Fed-Chef Powell dürfte laut den Experten die Stabilität des Bankensektors bekräftigen und zugleich die Bereitschaft für weitere Stützungsmassnahmen signalisieren.

(Reuters)