Die Teuerungsrate sank im Juli auf 2,9 Prozent, nach 3,0 Prozent im Juni, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer Stagnation auf dem Vormonatswert gerechnet. Sie lagen damit aber falsch. Der Abwärtstrend bei der Inflation hielt an, wenngleich es nur minimal nach unten ging. Die Notenbank Federal Reserve werde im September die Weiche in Richtung Leitzinssenkung stellen, sagt Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank voraus.

Die Fed bekämpft die Inflation mit einer Hochzinspolitik, hat eine baldige Lockerung jedoch bereits ins Auge gefasst. Die Jahresrate bei der Teuerung hat sich seit einem Höchststand von 9,1 Prozent im Juni 2022 erheblich abgeschwächt, da höhere Kreditkosten die Nachfrage hemmen. Obwohl die Inflation immer noch hoch ist, bewegt sie sich in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der US-Notenbank. NordLB-Analyst Tobias Basse verweist darauf, dass die Teuerungsrate bereits ganz leicht unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 3,0 Prozent gelandet ist: «Dies ist sicherlich eine wichtige Nachricht.»

Rezessionsangst hat sich wieder gelegt

Derzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz noch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Bei der nächsten Zinssitzung im September steht laut Fed-Chef Jerome Powell eine Senkung zur Debatte, falls die Daten mehr Zuversicht in ein nachhaltiges Abflauen des Preisdrucks in Richtung des Inflationsziels vermitteln. Die US-Währungshüter haben auf dem Weg zur Zinswende auch die sogenannte Kernrate im Blick, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Diese Kennziffer sank im Juli weiter - und zwar auf 3,2 Prozent, nach 3,3 Prozent im Juni.

Die Fed will zwar die Inflation mit ihrer straffen geldpolitischen Linie drücken, dabei aber den Konjunkturmotor nicht abwürgen. Anfang des Monats waren an den Finanzplätzen Zweifel aufgekommen, dass dieser Balanceakt gelingen wird: Im Zuge schwächer als erwartet ausgefallener Arbeitsmarktdaten machte sich Rezessionsangst breit. Dies Panik hatte zu Spekulationen geführt, die Notenbank könne sich zu einer Not-Zinssenkung ausserhalb des regulären Terminkalenders gezwungen sehen oder auch einen ungewöhnlich grossen Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt wagen.

Mittlerweile hat sich die Furcht vor einer Talfahrt der Wirtschaft etwas gelegt, auch wegen positiver Signale aus dem für die US-Konjunktur so wichtigen Servicesektor. Laut dem US-Währungshüter Austan Goolsbee sieht es noch nicht nach einer Rezession aus.

Der nachlassende Preisauftrieb in den USA hat an den Finanzmärkten nunmehr nur eine schwache Reaktion verursacht: Die Futures auf die grossen US-Indizes zogen zunächst leicht an, bevor sie bei unruhigem Handel ins Minus drehten. Der deutsche Aktienindex baute seine Gewinne unmittelbar nach Bekanntgabe der rückläufigen Teuerungsrate in den USA zeitweise auf bis zu 0,6 Prozent aus, blieb mit 17'922 Punkten aber weiter unter der 18'000er-Marke.

(Reuters)