EZB-Vizechef Luis de Guindos sagte am Montagabend in Madrid, während die Inflationssorgen nachliessen, belasteten schwächere Wachstumsperspektiven die Aussichten für die Finanzstabilität im Euroraum. Obwohl die Lage auf den Gewerbeimmobilienmärkten Anzeichen einer Stabilisierung zeige, bestehe die Gefahr, dass sich das volle Ausmass der Korrektur noch nicht in den Bewertungen widerspiegele und sich die Lage erneut verschlechtern könnte. «Gleichzeitig erhöhen geopolitische Risiken und politische Unsicherheit weiterhin die Wahrscheinlichkeit von Extrem-Ereignissen», warnte der Spanier. Zunehmende geopolitische Spannungen könnten kurzfristig die Energiepreise und Frachtkosten in die Höhe treiben und den Welthandel stören.
Doch die eingehenden Informationen sprächen derzeit dafür, dass die Inflation auf dem Rückzug sei. Die Wirtschaft in der Euro-Zone habe sich aus Sicht der EZB allerdings nicht so gut wie erwartet entwickelt. Zuletzt mehrten sich Signale einer einsetzenden Talfahrt im Euroraum. De Guindos verwies ausdrücklich auf den Einkaufsmanagerindex, einen Frühindikator für die Konjunktur im Euroraum. Die EZB habe mit Blick auf den Zinspfad deutlich gemacht, dass sie sich nicht vorab festlege. «Wir werden weiterhin einen datenabhängigen Ansatz für jede einzelne Sitzung verfolgen», fügte der Stellvertreter von EZB-Chefin Christine Lagarde hinzu.
Die Zentralbank hat angesichts des abebbenden Preisdrucks jüngst zum dritten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins gesenkt. Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagensatz wurde um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent nach unten gesetzt. Investoren rechnen damit, dass die EZB im Dezember nachlegt.
(Reuters)