Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geht es Schlag auf Schlag: Sie reagiert auf die nachlassende Inflationsgefahr mit der vierten Zinssenkung in diesem Jahr. Seit Juni senkt sie mit nur einer Pause im Juli an jeder Sitzung den Leitzins.

Die bisherigen Reduktionen beliefen sich auf jeweils 25 Basispunkte, wie auch die der heutigen Entscheidung. Die Währungshüter senkten am heutigen Donnerstag die drei Leitzinssätze um erneut 25 Basispunkte, womit sich die Einlagefazilität nun bei 3 Prozent befindet.
 
Dass die EZB Zinsen während drei Sitzungen in Folge kappt, hat es so seit mehr als einer Dekade nicht mehr gegeben. Die Währungshüter um Zentralbank-Präsidentin Christine Lagarde hatten im Juni die Zinswende eingeleitet und seither konsequent nachgelegt. Ob und wie das Zinsstakkato im nächsten Jahr weitergeht, womit viele Investoren angesichts unsicherer Konjunkturaussichten rechnen, liess die EZB wie üblich offen.

Sie lege sich nicht vorab auf einen Zinspfad fest, hiess es dazu im Begleittext zur geldpolitischen Entscheidung des EZB-Rats. Die aktuellen Daten zur Inflation zeigten, dass der Prozess rückläufiger Teuerungsraten gut voranschreite.

Sinkendes Wachstum und Inflation

Die Notenbank-Ökonomen senkten am Donnerstag ihren Ausblick für den Anstieg der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr auf 0,7 Prozent. Im September waren sie noch von 0,8 Prozent ausgegangen. Für 2025 wird jetzt mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,1 (bisher: 1,3) Prozent gerechnet. Für 2026 wird ein Plus von 1,4 (bisher: 1,5) Prozent erwartet, für 2027 dann von 1,3 Prozent.

«Die projizierte Erholung beruht hauptsächlich auf steigenden Realeinkommen – die den privaten Haushalten höhere Konsumausgaben ermöglichen sollten – sowie höheren Unternehmensinvestitionen», erklärte die EZB, die ihren Leitzins in diesem Jahr viermal gesenkt hat. «Die allmählich nachlassenden Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik dürften im weiteren Verlauf ein Anziehen der Binnennachfrage fördern.»

Sie aktualisierten auch ihre Inflationsprognosen für die 20 Länder zählende Gemeinschaft. Sie erwarten für das laufende Jahr jetzt eine Teuerungsrate von 2,4 (bisher: 2,5) Prozent. Für 2025 gehen sie von 2,1 (bisher: 2,2) Prozent Inflation aus, für 2026 unverändert von 1,9 Prozent. Für 2027 wird eine Rate von 2,1 Prozent prognostiziert. Die EZB strebt eine Inflation von zwei Prozent an, die sie als optimales Niveau für den Euroraum erachtet.

«Die meisten Messgrössen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von zwei Prozent einpendeln wird», hiess es. Die Binneninflation sei leicht gesunken, bleibe aber hoch. «Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Löhne und Preise in bestimmten Sektoren derzeit noch mit einer erheblichen Verzögerung an den starken Inflationsanstieg in der Vergangenheit anpassen.»

In ihren Prognosen für die Kerninflation - bei der die schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden - gehen die Fachleute im laufenden Jahr von durchschnittlich 2,9 Prozent aus. Dieser Wert soll 2025 auf 2,3 Prozent nachgeben und in den beiden Folgejahren dann bei jeweils 1,9 Prozent liegen.

(cash/Reuters)