Angesichts der Politikwende in den USA und wirtschaftlicher Unsicherheitsfaktoren sieht EZB-Chefin Christine Lagarde die Europäische Zentralbank vor grossen Herausforderungen, sagte Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch auf einer geldpolitischen Konferenz in Frankfurt. Man sei mit einem ausserordentlich hohen Niveau von Unsicherheit konfrontiert. Die Aufgabe erfordere ein absolutes Bekenntnis zum Inflationsziel der Europäischen Zentralbank. Zudem gelte es zu erkennen, welche Arten von Schocks eine geldpolitische Reaktion erforderten. Auch sei Agilität bei der Frage angebracht, wie angemessen zu reagieren sei.

Dabei sei ein klar definierter Rahmen nötig, der kurzsichtige Reaktionen einschränke, sagte Lagarde. Sie hatte bereits bei früherer Gelegenheit betont, angesichts stärker schwankender Inflationsraten und grösserer wirtschaftlicher Unsicherheiten müsse die EZB künftig in der Geldpolitik flexibler agieren. Die EZB hatte zuletzt 2021 ihre geldpolitische Strategie vor dem Hintergrund der langanhaltenden Niedrigzinsphase überarbeitet und ihr Inflationsziel für den Euroraum neu definiert. Bis dahin hatte sie mittelfristig einen Wert von knapp unter zwei Prozent angestrebt. Seit der Überprüfung peilt sie mittelfristig ein symmetrisches Inflationsziel von genau zwei Prozent an. Nun läuft eine neue Strategieüberprüfung.

Lagarde machte in der Rede auf der Konferenz «The ECB and Its Watchers» in Frankfurt klar, dass sie dazu noch keine Details nennen könne. Grundsätzlich gelte jedoch, dass die Zentralbank zustandsabhängig reagiere, etwa wenn es Störfeuer von aussen durch unvorhergesehene Ereignisse gebe. «Mit anderen Worten: Die Geldpolitik sollte je nach Kontext sowie Ursprung, Ausmass und Dauer der Schocks unterschiedlich reagieren.» Ein zentrales Element dieser sogenannten Reaktionsfunktion der EZB sei die genaue Beobachtung der Inflationserwartungen - und zwar auf den Märkten und bei Analysten sowie Prognostikern wie auch bei Haushalten und Unternehmen.

(Reuters)