«Wir können die Wachstumsabschwächung nicht ignorieren», sagte sie am Mittwoch anlässlich der 19. Walter-Eucken-Vorlesung in Freiburg. «Angesichts einer nachlassenden Arbeitsnachfrage und weiteren Fortschritten bei der Disinflation wird ein nachhaltiger Rückgang der Inflation auf unser Ziel von 2 Prozent in angemessener Zeit wahrscheinlicher, auch wenn die Dienstleistungsinflation nach wie vor hoch bleibt und die Löhne kräftig wachsen.»
Die Aussagen können als weiteres Signal für eine erneute Leitzinssenkung im Oktober interpretiert werden. Im September war die Inflation erstmals seit über drei Jahren unter zwei Prozent gefallen. Zudem deuten Konjunkturindikatoren auf eine weiterhin schwache Konjunktur hin. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte sich am Montag ähnlich wie Schnabel geäussert. Die Finanzmärkte gehen mittlerweile von einer Zinssenkung am 17. Oktober aus. Die EZB hatte auf ihrer letzten Sitzung den Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Es war die zweite Zinssenkung seit der grossen Inflationswelle.
Schnabel betonte jedoch, dass die Geldpolitik die strukturellen Probleme nicht lösen kann. «Um der Stagnation zu entkommen, sind entschlossene Massnahmen sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene erforderlich», sagte sie. «Wir müssen Innovation und Unternehmertum in den Vordergrund stellen, indem Wettbewerb und Unternehmensdynamik gefördert werden.»
(AWP)