Das "Risiko einer Rezession" habe zwar zugenommen, sagte die EZB-Chefin am Freitag in einer Rede in Frankfurt. Ein Abschwung allein werde jedoch nicht ausreichen, um die Teuerung zu bändigen. "Wir gehen davon aus, dass die Zinsen weiter angehoben werden – und eine Ende der Akkomodation könnte nicht ausreichen", führte sie aus. "Letztlich werden wir die Zinsen auf ein Niveau anheben, das die Inflation rechtzeitig wieder auf unser mittelfristiges Ziel senkt."

Nach den bereits aggressivsten Zinserhöhungen der EZB-Geschichte, rechnen Ökonomen im nächsten Monat mit einer weiteren Anhebung auf 2 Prozent von derzeit 1,5 Prozent.

Die Inflation im Euroraum betrug im Oktober 10,6 Prozent und dürfte noch monatelang zweistellig bleiben, wie EZB-Vize Luis de Guindos diese Woche sagte. Auch er betonte, die Konjunkturprobleme im Zuge von Russlands Einmarsch in der Ukraine und der resultierenden Energiekrise dürften nicht ausreichen, um die Preise zu dämpfen.

Nach zwei aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen um 75 Basispunkte könnte der Appetit auf Jumbo-Schritte indessen schwinden, zumal die Prognosen auf eine Winterrezession in der Eurozone hindeuten. Informierten Kreisen zufolge neigt der Konsens im EZB-Rat zu einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte am 15. Dezember - sofern die Inflationszahlen für November nicht nach oben überraschen.

"Die Inflation im Euroraum ist viel zu hoch", sagte Lagarde. "Die historische Erfahrung zeigt, dass eine Rezession die Inflation zumindest kurzfristig nicht wesentlich senken dürfte."

Im nächsten Jahr wird die EZB mit der Verringerung ihrer Bilanz beginnen. Lagarde bekräftigte, dass die wichtigsten Grundsätze für die quantitative Straffung im Dezember festgelegt werden sollen. "Es ist angebracht, dass die Normalisierung der Bilanz auf eine maßvolle und vorhersehbare Weise erfolgt", betonte sie.

(Bloomberg)