Die steigenden Verwaltungskosten der Krankenkassen belasten die Prämien offenbar zusätzlich. Solche Kosten fallen zum Beispiel für Marketing, Werbung und Provisionen an. 370 Millionen Franken haben die zwölf grössten Versicherer letztes Jahr dafür ausgegeben, berichtet die «NZZ am Sonntag» (NZZaS) gestützt auf eine Analyse von Geschäftsberichten. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Kassen markant: Sympany kommt auf ein Werbebudget von 4,7 Millionen Franken, Groupe Mutuel gab 124,2 Millionen Franken aus.

Mit dem Werbegeld haben die Kassen rund 369 000 Neukunden akquiriert. Pro Person gaben sie durchschnittlich 1000 Franken aus – Mittel, die zuerst über die Prämien eingenommen werden müssen.

Ähnlich sieht es laut dem Bericht bei der Informatik aus. Sanitas wendete pro Mitarbeiter rund 98'000 Franken für die IT auf, Sympany lediglich 14'000 Franken. Auch die durchschnittlichen Personalkosten differieren von Kasse zu Kasse. Sie bewegen sich zwischen rund 153'000 - bei Sanitas - und 114'000 Franken - bei Assura - pro Angestellten.

«Wenn sich alle Kassen am Branchendurchschnitt orientieren würden, liessen sich riesige Summen einsparen», sagt Silvia Fleischmann, Leiterin der St. Galler Beratungsfirma SEEG (Swiss Executives and Experts) der NZZaS. Und weiter: «Einzelne Kassen könnten bis zu 30 Prozent ihrer Verwaltungskosten reduzieren.»

Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly von Comparis bestätigt diese Einschätzung. «Realistisch sind die 30 Prozent Einsparungen bei dem Viertel der Kassen mit den höchsten Kosten.» Insbesondere grosse Kassen hätten ein Sparpotenzial auf ihren Teppichetagen. Die dortigen Gehälter geben immer wieder zu reden. Bekannt ist etwa, dass Sanitas-Chef Andreas Schönenberger über 950'000 Franken bezieht, während CSS-Chefin Philomena Colatrella nahezu 800'000 bekommt. 

Der Krankenkassenverband Santésuisse zweifelte die Berechnungen an. Geschäftsberichte würden nicht aufzeigen, welche Leistungen intern erbracht respektive extern eingekauft werden, sagt Sprecherin Irit Mandel. Sie verweist darauf, dass die Kassen von Gesetzes wegen ihre Kosten beschränken müssten.

(cash/AWP)