Der Schlüsselsatz wurde am Mittwoch erstmals seit Anfang des Jahrzehnts gesenkt - und zwar um einen halben Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Experten sagten zu der Zinswende in ersten Kommentaren:
Thomas Altmann, Portfoliomanager QC Partners
«Die Fed wagt den grossen Schritt. Die Sorgen um eine Abschwächung des Arbeitsmarktes stehen über allem. Ihre Jahresendprognose für die US-Arbeitslosenrate hat die FED von 4,0 Prozent im Juni auf jetzt 4,4 Prozent erhöht. Das dürfte der entscheidende Beweggrund für den heutigen grossen Zinsschritt gewesen sein.»
Carlos de Sousa, Portfoliomanager bei Vontobel
«Die heutige Entscheidung der Fed entsprach den Markterwartungen: Die Senkung um 50 Basispunkte deutet darauf hin, dass die Fed mit der Marktmeinung übereinstimmt, dass sie den Lockerungszyklus etwas verspätet begonnen hat. Angesichts der unerwartet starken Inflationsdaten des ersten Quartals und der jüngsten Abwärtskorrekturen bei den zuvor veröffentlichten Arbeitsmarktdaten kann man ihr diese Verspätung kaum verübeln. Bis zum Jahresende werden wir wahrscheinlich zwei weitere Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte erleben, so dass sich der Leitzins der Fed bis Mitte 2025 in Richtung drei Prozent bewegen wird.»
Bastian Hepperle, Senior Economist bei Hauck Aufhäuser Lampe
«Die Fed drückt aufs Tempo. Mit ihrer Rhetorik hat sie bisher nicht signalisiert, dass Not am Mann ist. Nach der Inflations-und Arbeitsmarktlage gab es also eigentlich keinen Grund für einen grossen Zinsschritt. Offensichtlich war der Fed aber der eigene geldpolitische Kurs dann doch zu straff. Machen Konjunktur und Inflation der Notenbank keinen Strich durch die Rechnung, wird sich die flotte Zinstalfahrt in den kommenden Monaten fortsetzen.»
Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust
«Ein kraftvoller Auftakt der Zinswende: Für die Wirtschaft bedeutet die beherzte Zinssenkung der US-Notenbank eine willkommene Entlastung bei den Zinskosten für kürzerfristige Kredite. Einfach war die Einigung auf einen grösseren Zinssenkungsschritt dennoch sicher nicht. Zwar zeigen die Arbeitsmarktdaten eine deutliche Abkühlung mit geringerem Beschäftigungswachstum und weniger offenen Stellen, doch eine Rezession ist nicht in Aussicht. Nach dem kräftigen Auftakt der Zinswende sind nun eher kleinere Schritte bis Jahresende zu erwarten. Die Notenbank wird die Inflation genau im Auge behalten, die zuletzt aufgrund der Energiepreisentwicklung deutlich gesunken ist, im grossen Dienstleistungssektor der US-Wirtschaft aber keinesfalls auf dem Zielniveau der Notenbank liegt. Zwei kleine Zinsschritte bis Jahresende sind wahrscheinlich.»
(Reuters)
1 Kommentar
Falsches Signal. Der Markt liest die 50bp, nachdenen er so vehement geschriehen hat als "na seht ihr, hatten wir doch recht, dass wir in Richtung Rezession gehen". Darauf folgt dann "huch, Rezession, dann nichts wie raus aus den Wachstumsmärkten und umschichten". Und das Resultat: Der Zinseffekt verpufft. Die Börse geht runter, die Unternehmen werden vorsichtiger beim Investieren, das Wachstum ist rückläufig, es werden weniger Stellen geschaffen, der Konsum geht zurück, die Kreditvergabe geht zurück. So etwas nennt sich selbst-induzierte Rezession: Die Rezession entsteht wegen der Angst vor der Rezession.