Die Phase der Mietzinserhöhungen bei bestehenden Mietverhältnissen ist vorerst vorbei. Das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) belässt den hypothekarischen Referenzzinssatz bei 1,75 Prozent, wie es in einer Mitteilung vom Montag schreibt.
Das überrascht zunächst wenig: Experten hatten im Vorfeld nicht mit einer Änderung des Referenzzinssatzes gerechnet.
Ganz anders sah es im Jahr 2023 aus: Damals kletterte der Referenzzinssatz in zwei Schritten von 1,25 auf 1,75 Prozent. Einige Vermieter nahmen dies zum Anlass, die Mieten deutlich zu erhöhen - teilweise um mehr als 10 Prozent.
Experten uneins über künftige Entwicklung
Zur Freude der Mieternation Schweiz könnte es aber schon bald wieder in die andere Richtung gehen. Die Betonung liegt auf «könnte» - denn über die weitere Entwicklung sind sich die Expertinnen und Experten nicht einig.
Grundsätzlich stützt sich das BWO bei der Ermittlung des Referenzzinssatzes auf den vierteljährlich erhobenen Durchschnittszinssatz der inländischen Hypothekarforderungen der Schweizer Banken. Dieser ist im September laut BWO mit 1,67 Prozent gegenüber dem Vorquartal (1,72 Prozent) gesunken.
Der Referenzzinssatz wird auf das nächste Viertelprozent auf- oder abgerundet. Eine Senkung würde bei einem Durchschnittszins von 1,625 Prozent erfolgen. Auf den ersten Blick scheint damit eine Senkung in greifbare Nähe gerückt zu sein.
Senkung in greifbare Nähe gerückt?
Eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP zeigt jedoch, dass die Ökonomen in dieser Frage gespalten sind. Raiffeisen-Mann Fredy Hasenmaile sagt stellvertretend für seine Zunft, die Modellierung des Referenzzinssatzes sei nicht einfach, «deshalb gibt es unterschiedliche Prognosen».
Doch so viel ist klar: Der hypothekarische Referenzzinssatz hängt stark von der Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank SNB ab. Sollte diese ihre Leitzinsen im September senken, dann könnte laut Hasenmaile auch der Referenzzinssatz unter die Schwelle von 1,63 Prozent fallen, «vielleicht schon im Dezember, sicher aber im März 2025».
Ähnlich wie Hasenmaile sehen das auch Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank, Arthur Jurus von Oddo BHF oder Alex Rohner von J. Safra Sarasin. Rohner rechnet wie Hasenmaile sicher mit einer Referenzzinssatz-Senkung bis 2025, Jurus sogar schon im Dezember 2024.
SNB-Entscheidungen als Schlüsselfaktor
Nur Stucki ist etwas vorsichtiger. Seiner Einschätzung nach könnte der Referenzzinssatz in der zweiten Jahreshälfte 2025 sinken, wenn die SNB ihren Leitzins tatsächlich bis auf 0,50 Prozent senkt. Bei einem Leitzins von 0,75 Prozent, den er für nächstes Jahr eher erwarte, sei eine Referenzzinssatz-Senkung möglich, aber nicht sicher, betonte er.
Aus der vorhergehenden Analyse scheren nun etwa die Ökonomen der UBS aus - ebenfalls wegen der Geldpolitik der SNB. So gehen die UBS-Ökonomen zwar davon aus, dass die SNB die Leitzinsen Ende September nochmals senken wird. Dies dürfte laut der Grossbank aber die letzte Leitzinssenkung sein. Und das werde nicht reichen, um den Referenzzinssatz für Mieten nach unten zu treiben. Er werde in den nächsten zwei Jahren bei 1,75 Prozent verharren, schrieben sie.
Festhypotheken als möglicher Bremsklotz
Ursina Kubli betont ergänzend zur Analyse der UBS, dass ein Grossteil des Hypothekarportefeuilles aus Festhypotheken besteht. Deren Zinssätze können - im Gegensatz zu den Saron-Hypotheken - nur bei Fälligkeit und Refinanzierung verändert werden.
«Die teureren Festhypotheken mit kurzer Laufzeit sorgen dafür, dass der durchschnittliche Hypothekarzinssatz wohl nicht genügend sinken wird, um eine Senkung des Referenzzinssatzes auszulösen», schreibt sie.
Ob sich das Mieterland Schweiz über sinkende Mieten freuen kann, ist also völlig offen. Umso gespannter dürften die Mieterinnen und Mieter auf den 2. Dezember 2024 blicken. Dann gibt das BWO den hypothekarischen Referenzzinssatz das nächste Mal bekannt.
(AWP)
2 Kommentare
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie es sogenannte "Experten" schaffen, zu schreiben oder zu reden, ohne etwas zu sagen. Monat für Monat, Jahr um Jahr , Wortsalat reiht sich an Wortsalat, und dafür werden sie auch noch fürstlich entlohnt.
Es ist schon bemerkenswert, dass alle diese sogenannten Expertenaussagen nicht mit objektiven Fakten durch den Author „belastet“, d.h. als weitere Stimme auch geprüft werden. Die Aussage des UBS Experten hat mich aufhorchen lassen. Aktuell sind die Swap-Sätze für kurz-mittelfristige Festhypotheken bei weitem niedriger als der Saron. Bei gleicher Marge muss im Moment eine Festhypothek auch günstiger sein und würde damit den Schnitt, folglich auch den Referenzzinssatz, nach unten drücken.
Ich kann diese Aussage des Experten der UBS nicht nachvollziehen und bitte vermutlich wie viele Leser um eine Konfrontation mit den Fakten und damit um eine Erklärung dieser Aussage. Solche Interviews bieten natürlich die Gelegenheit die Strategie des Arbeitgebers zu unterstützen. Damit sind es aber auch mehr Werbeinformationen (Publicite) und keine belastbaren Informationen.