«Der Wind hat sich gedreht», sagte S&P-Experte Johannes Bender am Dienstag. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat ihre Einschätzung des Sektors auf «stabil» von «negativ» angehoben. «Die Rückversicherer haben mehr Marktmacht als in der Vergangenheit.» Vor allem in der Gebäude- und Feuerversicherung stiegen die Preise. «Wir gehen davon aus, dass der Rückversicherungsmarkt auf einem sehr, sehr guten Niveau bleiben wird.» Die guten Margen im laufenden Jahr würden 2024 mindestens verteidigt, sagte Bender. Der S&P-Konkurrent Moody's rechnet mit einem Preisanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Branchengrössen wie Münchener Rück, Swiss Re oder Hannover Rück berichten bereits seit einiger Zeit von steigenden Prämien und höheren Preisen - im Branchenjargon ist das ein «harter Markt». Zudem haben die Rückversicherer die Bedingungen verschärft. Mit dem am Wochenende beginnenden «Rendezvous de Septembre» in Monte Carlo starten traditionell die Verhandlungen mit Versicherern und Maklern über die Preise für die zum Jahreswechsel zu erneuernden Verträge. Auch diesmal steht wieder die Frage im Mittelpunkt, ob sie ausreichen, um die hohe Inflation und steigende Schadensbelastung auszugleichen.

Die Erstversicherer überlegen zwar wegen der höheren Preise genau, für welche Risiken sie Schutz einkaufen. «Wir glauben dennoch an eine grosse Nachfrage für die Rückversicherung», sagte S&P-Experte Volker Kudszus. Er verwies auf hohe Schäden durch Naturkatastrophen wie etwa die jüngsten Fluten in Österreich und Slowenien oder die Brände in Hawaii und Europa. Die Experten von Moody's sind hier etwas zurückhaltender. Die Nachfrage nach Versicherungsschutz werde wegen der höheren Preise stagnieren, erklärten sie nach einer Umfrage unter Erstversicherern.

(Reuters)