Immobilienpreise weltweit werden nach Einschätzung von Fachleuten in den nächsten zehn Jahren teilweise massiv steigen. Die jährliche nominelle Steigerungsrate dürfte im Mittel bei neun Prozent liegen und in Deutschland bei 7,2 Prozent, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zur EES-Umfrage unter 1405 Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus 133 Ländern mitteilte.  Es gibt mehrere Regionen wie Ostafrika oder Südasien, wo jährliche Anstiege von mehr als 20 Prozent erwartet werden. Auch in Südamerika, Osteuropa, Zentralasien und Nordafrika dürften die Immobilienwerte um 10 bis 15 Prozent nach oben gehen. Experten in Nordamerika, Westeuropa, Ozeanien und Südostasien hingegen erwarten ein moderateres Anziehen der Preise von sechs bis acht Prozent. Die geringsten Zuwächse von etwa fünf Prozent werden für das mittlere Afrika veranschlagt.

Als Gründe für die Entwicklung in ihren Ländern nannten die Fachleute auf der Nachfrageseite etwa bessere Lebensstandards und höhere Einkommens, Bevölkerungswachstum, veränderte Präferenzen bezüglich Wohnraum und Auslandsinvestitionen. Zu den Angebotsfaktoren zählten laut Umfrage Platzbeschränkungen, begrenzte Produktionskapazitäten und Renovierungskosten.

Die Fachleute aus Europa sehen zugleich eine leicht verschlechterte wirtschaftspolitische Lage in ihrem Land gegenüber dem Vorquartal, wie aus der Economic Experts Survey (EES) vom Ifo und vom Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik weiter hervorgeht. Die Experten bewerten die Wirtschaftspolitik im Land im Vergleich zum Vorquartal mit minus sechs Punkten auf einer Skala von minus 100 bis plus 100. "Besonders in Südeuropa schätzen die Experten die wirtschaftspolitische Lage mit minus zwölf Punkten als schlechter ein", sagte Ifo-Forscher Niklas  Potrafke. In Italien, Spanien und Portugal führten erhebliche Bedenken bei der Umsetzung des sogenannten NextGenerationEU-Rettungsfonds zu negativen Urteilen.

"Einige Experten sehen die Gelder in die falschen Projekte investiert", erläuterte Potrafke. Das sei die vierte Umfrage, in der die Fachleute eine Verschlechterung in Südeuropa ausmachten. Nur in Griechenland wird demnach die Lage besser eingeschätzt, vor allem durch die Wiederwahl von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis. Ähnlich schlecht wie in Südeuropa blieb die Einschätzung in Osteuropa mit minus elf Punkten. Die Befragten in Westeuropa bewerteten die Wirtschaftspolitik mit minus vier Punkten, in Nordeuropa mit plus zwei Punkten zum Vorquartal.

Besonders positiv gestimmt sind laut Ifo Experten in Südostasien (+24) und Westafrika (+25). Weltweit am schlechtesten wird die Lage in Zentralasien bewertet (-27). 

(Reuters)