Die Bemühungen anderer Länder, sich von der US-Währung zu lösen, werden oft als treibende Kraft hinter einer "Entdollarisierung" genannt. Zwei Analysten des Think Tanks American Enterprise Institute richten den Fokus bei diesem Thema aber auf andere Entwicklungen, wie sie in einem Beitrag für die "Financial Times" argumentieren. Die wachsende politische Dysfunktionalität der USA wird von Steven B. Kamin und Mark Sobel als die eigentliche Bedrohung für die internationale Rolle des Dollars angesehen.

Die Entdollarisierung ist ein Trend, der in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen hat. Das Ziel ist es, die zentrale Rolle des Dollar zu verringern, der das Rückgrat des Welthandels und die grösste Währung in den globalen Zentralbankreserven ist. Unterstützer dieser Entwicklung argumentieren, dass eine Entdollarisierung die Volkswirtschaften ausserhalb der USA von Sanktionsrisiken befreien und alternativen Währungen mehr Einfluss und Unabhängigkeit gäbe.

Jedoch sind die ausländischen Bemühungen, diesen Trend voranzutreiben, laut Kamin und Sobel bestenfalls "fragwürdig". Mögliche Konkurrenten des Dollars wie der Euro und der chinesische Yuan teilen nicht die gleichen umfangreichen Vorteile, die den Dollar so beliebt machen.

«Die US-Wirtschaft ist enorm und macht etwa 25 Prozent des weltweiten Wirtschaftsleistung aus. Zusätzlich ist die US-Wirtschaft innovativer, unternehmerischer und wachstumsstärker als nahezu alle anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Die US-Finanzmärkte sind die tiefsten, liquidesten und offensten der Welt. Die Rechtsstaatlichkeit ist stark und der Anlegerschutz gilt gleichermassen für Einheimische und Ausländer», so die beiden Analysten.

Innenpolitischer Dysfunktion, Schulden und Unabhängigkeit der Fed

Gleichzeitig können Sanktionen allein nicht die Basis für einen deutlichen Rückgang des Dollars sein, solange die USA sie mit der Unterstützung ihrer geopolitischen Verbündeten anwenden. Ein Beispiel dafür war Russland, das nach der Invasion in der Ukraine den Zugang zum Dollar verlor. Trotz Rufen nach einer Entdollarisierung waren die Auswirkungen aber begrenzt. Diskussionen, die sich auf ausländische Massnahmen konzentrieren, verfehlen das eigentliche Problem, da die Stärke des Dollars hauptsächlich auf der wirtschaftlichen Führungsrolle der USA basiert. Wenn diese jedoch zu bröckeln beginnt, sollten die Alarmglocken für eine Entdollarisierung läuten.

Ihrer Meinung nach könnte eine Reihe von Faktoren dieses Risiko verstärken: Innenpolitische Dysfunktion, übermässige US-Ausgaben und Schulden sowie Einschränkungen der Unabhängigkeit der Fed. Und das ist nur ein Teil der Liste.

Der zunehmende Handelsprotektionismus und die Möglichkeit einseitiger Finanzsanktionen verstärken die Entdollarisierung weiter. Drohungen einer Abwertung des Dollars, um US-Exporte billiger zu machen, wären ebenfalls ein schlechtes Zeichen.

«Die globale Rolle des Dollars würde zusammenbrechen und die Marktvolatilität würde explodieren. Dieses bösartige Szenario wäre äusserst schädlich für den weltweiten Wohlstand, einschliesslich dem der USA», schreiben sie und fügen hinzu: «Wenn die USA ihre Angelegenheiten nicht besser in Ordnung bringen, wird die Dominanz des Dollars die geringste unserer Sorgen sein.»

(cash)