Katastrophenanleihen haben Anlegern in den letzten Jahren durchweg höhere Renditen beschert als die Hochzinsanleihen bonitätsschwacher Unternehmen. Demnächst werden die sogenannten Cat-Bonds einer grösseren Gruppe von Anlegern zugänglich sein. An der New Yorker Börse soll im März ein börsengehandelter Fonds an den Start gehen, der auf einem Portfolio von bis zu 75 der 250 ausstehenden Katastrophenanleihen basiert. Der ETF ist der erste seiner Art.
«Es ist eine sehr nuancierte Anlageklasse und unser Ziel ist es, sie zu entmystifizieren», sagte Rick Pagnani, Mitbegründer und Chef von King Ridge Capital Advisors, im Bloomberg-Interview. Der Fonds wird von der in Texas ansässigen Brookmont Capital Management verwaltet.
Bis letztes Jahr leitete Pagnani bei der Allianz-Tochter Pacific Investment Management Co. den Desk für versicherungsgebundene Wertpapiere. Er beschrieb es als «Herausforderung, ein diversifiziertes Katastrophenanleihen-Portfolio für einen typischen Anleger aufzubauen». Das Angebot von Katastrophenanleihen als ETF solle «einige der Einstiegshürden senken», so Pagnani.
Katastrophenanleihen haben in den letzten Jahren die Renditen anderer risikoreicher festverzinslicher Papiere bei weitem übertroffen — und damit die Aufmerksamkeit von Anlegern auf sich gezogen.
Der Swiss Re Global Cat Bond Index legte 2024 um 17 Prozent zu. Im Jahr zuvor kam er auf ein Rekordplus von 20 Prozent. Ein Bloomberg-Index für hochverzinsliche US-Unternehmensanleihen zog im vergangenen Jahr 8 Prozent an und 2023 13 Prozent.
Katastrophenanleihen werden von Versicherern und Rückversicherern ausgegeben, um ihre finanziellen Risiken aus schwersten Naturkatastrophen zu begrenzen. Anleger, die Cat-Bonds zeichnen, können grosse Gewinne erzielen, wenn ein vordefiniertes Ereignis nicht eintritt. Tritt es aber ein, verlieren sie grosse Teile ihres Kapitals.
Die Nachfrage nach Katastrophenanleihen steigt rapide angesichts der Sorge vor dem Klimawandel und zunehmenden extremen Wetterereignissen sowie der zunehmenden Verstädterung in Gebieten, die anfällig für Naturkatastrophen sind.
Bislang konnten die Inhaber von Katastrophenanleihen grössere Verluste vermeiden
«Viele Versicherungsgesellschaften ziehen sich aus Gebieten mit hoher Gefährdung zurück», sagt Ethan Powell, Chief Investment Officer von Brookmont. «Daher muss mehr Kapital in Katastrophenanleihen fliessen, um einen zusätzlichen Puffer gegen zukünftige Verluste zu schaffen.«
Der Markt, der von US-Emissionen dominiert wird, hat derzeit ein Volumen von rund 50 Milliarden Dollar. Laut dem Branchenspezialisten Artemis war das Transaktionsvolumen in den letzten Jahren »aussergewöhnlich».
Pagnani berichtet, die Pipeline sei noch immer „reichhaltig und wächst weiter”. Bis Ende des Jahrzehnts werde der Markt auf rund 80 Milliarden Dollar anwachsen.
Bislang konnten die Inhaber von Katastrophenanleihen grössere Verluste vermeiden, trotz der Verwüstungen durch die Wirbelstürme Helene und Milton sowie die Brände in Los Angeles. Vermögensverwalter, die sich auf diese Anleihen spezialisiert haben, kalibrieren weiterhin ihre Anlagemodelle, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Zahlungsklauseln ausgelöst werden.
Das letzte Mal, dass die Anleger eine nennenswerte Delle in ihren Renditen sahen, war im September 2022, als der Hurrikan Ian über Florida hinwegfegte und zu Versicherungsschäden in Höhe von etwa 65 Milliarden Dollar führte. Laut dem Swiss.Re-Index waren die Verluste bei Katastrophenanleihen in jenem Jahr auf etwa 2% begrenzt.
Brookmont und King Ridge sind laut Pagnani noch dabei, Partner für den Start des Fonds zu finden. Sie wollen 10 bis 25 Millionen Dollar Startkapital aufbringen. Der ETF hat vor kurzem die regulatorischen Anforderungen erfüllt und wird an der New Yorker Börse unter dem Symbol ILS gehandelt werden.
(Bloomberg)