Gründe für die fallenden europäischen Aktienmarkte gibt es gleich mehrere. So bereitet einerseits die Eskalation im Nahostkonflikt Sorgen und lässt dabei auch die Ölpreise weiter steigen.

Andererseits dämpft der sich weiter erholende Yen die strukturelle Risikoneigung an den Finanzmärkten. Investoren, die sich in Japan Geld für Aktien-Spekulationen besorgt hatten, trennen sich nun wieder von ihren Positionen.

Dass sich in den USA im Juli die Stimmung in der Industrie überraschend weiter eintrübte und noch deutlicher unter die Expansionsschwelle sank, tat ihr Übriges, auch wenn dadurch die Erwartungen über bald sinkende Zinsen bestärkt wurden.

Der EuroStoxx 50 sackte um 2,20 Prozent auf 4.765,72 Punkte ab. Damit schloss der Leitindex der Euroregion nicht nur auf Tagestief, sondern erreichte auch den tiefsten Stand seit Ende Februar. Ähnlich stark verlor auch der französische Cac 40 . Der britische FTSE 100 büsste 1,01 Prozent auf 8.283,36 Punkte ein. In der Schweiz fand wegen eines Feiertages kein Handel statt.

Das Thema Zinssenkung nach der US-Notenbank-Entscheidung und den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell bewegte die Börsen in Europa - wie bereits am Vorabend in den USA - kaum.

«Impulse, egal ob in die eine oder andere Richtung, haben derzeit nur einen sehr kurzfristigen Einfluss auf den Markt», sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. «Solange die Inflationsrate noch über dem Ziel von zwei Prozent liegt, dürften die Währungshüter in Washington vorsichtig agieren», dämpfte zudem Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein allzu grosse Zinshoffnungen.

Unter den Branchen zeigte sich vor allem der Banksektor sehr schwach. Dort gab es mit Blick auf die Quartalsberichte mehr Schatten als Licht. Credit Agricole hielt sich vergleichsweise mit minus 0,4 Prozent gut nach einem besser als erwarteten Quartalsergebnis. ING verloren dagegen 3,9 Prozent. Wegen höherer Kosten und einer stark gestiegenen Risikovorsorge hatte die niederländische Bank im zweiten Quartal weniger verdient.

Noch stärker erwischte es die französische Societe Generale mit einem Abschlag von 9,0 Prozent. Am Markt wurde auf die deutlich hochgefahrene Risikovorsorge hingewiesen und eine «sehr verhaltene Wachstumsphantasie».

Positiv überraschte dagegen der Brauereikonzern AB Inbev mit seinem Gewinn, obwohl er umsatzseitig hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Der Anteilsschein legte zusammen mit dem von Ferrari an der Spitze des EuroStoxx um 2,5 Prozent zu.

Der Luxussportwagenbauer hob nach einem starken ersten Halbjahr seine Jahresziele für Umsatz und Gewinn an. Die Aktie ist damit wieder auf dem Weg in Richtung Rekordhoch.

In London ging es für das Papier des Triebwerksbauers Rolls-Royce nach starken Zahlen zum ersten Halbjahr um 7,0 Prozent nach oben./ck/jha/

(AWP)