So enttäuschte am Donnerstag die grösste niederländische Bank ING die Anleger mit unerwartet schwachen Gewinnzahlen für das vierte Quartal und einem eher verhaltenen Ausblick für das laufende Jahr. Bei vielen Geldhäusern schob dagegen ein florierendes Investmentbanking-Geschäft die Gewinne an, so auch bei der französischen Grossbank Societe Generale, die am Donnerstag für das Schlussquartal eine Gewinnverdoppelung meldete. Die Aktie schoss zeitweise mehr als elf Prozent in die Höhe.
ING-Chef Steven van Rijswijk stellte vor dem Hintergrund sinkender Zinsen im Euroraum für das Gesamtjahr 2025 lediglich stagnierende Erträge in Aussicht. Im Schlussquartal 2024 schrumpfte der Nettogewinn binnen Jahresfrist um fast 26 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Analysten hatten mit 1,22 Milliarden Euro gerechnet. Höhere Betriebsausgaben und Belastungen für drohende Kreditausfälle drückten ING zufolge die Ergebnisse. Die Gesamterträge erreichten 2024 mit 22,62 Milliarden Euro die Unternehmensprognose von «mehr als 22,5» Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank (EZB) war im Juni 2024 auf einen Zinssenkungskurs umgeschwenkt. Fünfmal setzte sie seitdem die Schlüsselsätze nach unten - zuletzt Ende Januar um einen Viertelprozentpunkt. Und die EZB hat weitere Zinssenkungen signalisiert. Für Banken bedeutet das, dass die Gewinne im Zinsgeschäft tendenziell nicht mehr so üppig ausfallen wie noch zuletzt. Bei der ING sanken im Gesamtjahr 2024 die Nettozinseinnahmen um sechs Prozent auf 15 Milliarden Euro.
Rund lief es dagegen bei Societe Generale. Das französische Geldhaus verdoppelte binnen Jahresfrist den Gewinn im vierten Quartal auf 1,04 Milliarden Euro. Dabei half auch ein Umschwung im heimischen Privatkundengeschäft. Konzernchef Slawomir Krupa hat den Fokus auf Kosteneindämmung, den Verkauf von Vermögenswerten und die Verbesserung der Gewinnmargen gelegt. Dies zahlt sich langsam aus. «Die Botschaft ist einfach: Wir haben einen klaren Plan, wir haben präzise Ziele, wir setzen um, wir liefern ab und wir werden weiter abliefern», sagte er zu Analysten.
Die Erträge im Schlussquartal legten um 11,1 Prozent auf 6,62 Milliarden Euro zu. Im Investmentbanking stiegen sie um zwölf Prozent. Die Eigenkapitalrendite lag 2024 bei 6,9 Prozent, nach 4,2 Prozent 2023. Für das laufende Jahr peilt Krupa mehr als acht Prozent an. 2026 sollen es dann neun bis zehn Prozent sein.
Santander erzielt Rekordergebnis
Die spanische Grossbank Santander hatte bereits am Mittwoch für das vierte Quartal angetrieben von starken Geschäften im Heimatland und in Brasilien einen Rekordgewinn ausgewiesen. Das Nettoergebnis legte um elf Prozent auf 3,27 Milliarden Euro zu. Auch im Gesamtjahr markierte Santander mit 12,57 Milliarden Euro - plus 14 Prozent - eine Bestmarke. Der Vorstand kündigte an, neben einer regulären Dividende sei mit Aktienrückkäufen im Volumen von zehn Milliarden Euro zu rechnen.
Auch der französische Rivale BNP Paribas baute dank florierender Geschäfte im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen seinen Gewinn kräftig aus. «Die Gruppe hat im vierten Quartal sehr gute Leistungen erzielt und die Ziele für 2024 übertroffen, wobei sie eine solide Finanzstruktur bewahrte», sagte BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé am Dienstag zur Vorlage der Geschäftszahlen. Der Nettogewinn des grössten Geldhauses der Euro-Zone nach Bilanzsumme kletterte dank starker Geschäfte im Investmentbanking um 15,7 Prozent auf 2,32 Milliarden Euro. Die Erlöse legten im Schlussquartal um 10,8 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro zu. Im Investmentbanking kletterten die Erträge sogar um ein Fünftel.
Dem deutschen Branchenprimus Deutsche Bank hatten im vergangenen Jahr dagegen Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 1,7 Milliarden Euro - etwa um die Postbank-Übernahme zu den Akten zu legen und ihre Bilanz zu bereinigen - stark zugesetzt. Der Gewinn brach unter dem Strich um 36 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein, wie das Geldhaus bereits Ende Januar mitgeteilt hatte. Die Erträge legten 2024 um vier Prozent auf knapp über 30 Milliarden Euro zu. Für 2025 stellte Konzernchef Christian Sewing rund 32 Milliarden Euro in Aussicht. Auch bei der Deutschen Bank stach das Investmentbanking hervor. Die Erträge in dem Geschäft stiegen 2024 um 15 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro.
(Reuters)