Die Valoren der europäischen Medizintechnikbranche blicken auf den besten Jahresstart seit 2019 zurück. Seit dem 3. Januar sind die Titel des Sektors um 8 Prozent gestiegen. Das ist doppelt so viel wie die Performance des europäischen Aktienmarktes.

Wie viele andere Investmentbanken führt auch die UBS regelmässig Umfragen durch, um die Stimmung bei den Kunden zu erfahren und diese Aussagen mit den eigenen Analysten-Ratings abzugleichen. Das positive Feedback der Kundinnen und Kunden der UBS zum europäischen Medtech-Bereich und die schlechtere Performance der europäischen Pharmabranche deuten gemäss einer Branchenstudie auf eine Rotation zum erstgenannten Bereich hin, die primär von Ängsten vor möglichen Reformen der Arzneimittelpreise in den USA unter der neuen US-Regierung getrieben wird.

Im Gegensatz dazu scheinen die Kommentare der neuen US-Regierung zur Gesundheitspolitik für die Medizintechnikbranche bisher nur begrenzten potenziellen Gegenwind zu bedeuten, schreibt der UBS-Analyst Graham Doyle in dem letzte Woche vorgelegten Papier. Allerdings gebe es nur wenige Einzeltitel, bei denen eine tiefe Überzeugung bei der Kundschaft der Schweizer Grossbank zu spüren ist. «Die meisten unserer konstruktiven Gespräche mit den Kunden drehten sich um eine Handvoll Aktien, bei denen die langfristige Nachhaltigkeit des Marktwachstums und die Pipeline für Forschung und Entwicklung der Unternehmen als Hauptattraktionen angesehen werden. Dagegen spielt die Bewertung weniger eine Rolle.»

Alcon, Biomerieux und Convatec als Top-Picks

Das Interesse der UBS-Kunden ist bei Alcon am grössten. Die UBS-Analysten stufen Alcon mit «Buy» und einem Kursziel von 95 Franken ein. Das entspricht einem Kurspotenzial von 14 Prozent. Allerdings sehen kurzfristig viele befragte Anleger die Prognose für 2025 als einen möglichen Stolperstein. Alcon sollte in den nächsten zwei bis drei Jahren zahlreiche neue Produkte einführen, die zu einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum beitragen. Kurzfristig wird allerdings befürchtet, dass die Zahlen mit den Erwartungen möglicherweise nicht mithalten können.

Der UBS-Experte Doyle glaubt, dass die Anleger auf eine Umsatzprognose von 6 bis 8 Prozent währungsbereinigtem Wachstum - das wäre eine bescheidene Beschleunigung gegenüber 2024 - und eine Margenausweitung von 50 bis 100 Basispunkten hoffen. «Unserer Ansicht nach wäre dies gut genug, um bei den Alcon-Titeln eine positive Aufwärtsdynamik zu geben. Eine darunter liegende Prognose auf der Umsatzseite müsste dagegen sorgfältig formuliert werden oder würde wahrscheinlich negativ aufgefasst werden». Zudem sei eine allfällig niedrigere Margenprognose weniger wichtig, da der Fokus eher auf dem Umsatz liegt. Alcon teilt am 25. Februar die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2024 mit.

Neben Alcon wird Biomerieux ebenfalls zum Kauf empfohlen. Der Anbieter von Diagnostiklösungen dürfte derzeit die herausragende Innovationsgeschichte in der europäischen Medizintechnik sein. Das grösste Kurspotenzial von den drei Top-Picks sehen die UBS-Experten bei Convatec mit knapp 50 Prozent. Das Unternehmen ist auf Therapien für die Behandlung chronischer Erkrankungen spezialisiert. 

Zudem beobachtet der Analyst Doyle eine Zunahme des Interesses von nicht investierten Investoren bei Siemens Healthineers. Viele Anleger hielten sich beim hauptsächlich aus dem deutschen Erlangen operierenden Medtech-Konzern im Moment zurück - bis die Prognose für 2025 vorliege. Deshalb bleibe die Einstufung vorerst «Neutral». 

Mit Medacta findet sich ein zweites Schweizer Unternehmen auf der Kaufliste. Medacta wusste am Dienstag mit den Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 zu überzeugen, die Aktie legte im frühen Handel 9,3 Prozent auf 126,60 Franken zu. Dies wird aber eine eher unauffällige Angelegenheit, da das Unternehmen wie erwartet keine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 abgab. Der Nachweis eines anhaltenden Wachstums im mittleren zweistelligen Bereich in der zweiten Jahreshälfte 2024 trägt jedoch dazu bei, die Befürchtungen einer Verlangsamung des Orthopädie-Marktes zu zerstreuen. Das Kursziel beläuft sich auf 141 Franken, das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 11 Prozent.

Ganz unten auf der Liste der europäischen Medtech-Valoren findet sich mit Straumann ein weiteres Schweizer Unternehmen. Die Aktien werden mit einem Kursziel von 107 Franken zum Verkauf empfohlen. Die Straumann-Aktien sind mit einem Plus von 13 Prozent stark ins Jahr 2025 gestartet. «Wir glauben, dass eine Prognose eines hohen einstelligen organischen Wachstums und einer Margensteigerung von 50 bis 100 Basispunkten die Erwartungen der Investoren erfüllen würde. Aber angesichts der starken Performance der Aktien sind wahrscheinlich auch greifbare Beweise für einen besseren US-Markt im vierten Quartal erforderlich», so die Begründung für die negative Einstufung. 

Fazit: Die UBS macht bei den zwei Schweizer Medtech-Unternehmen Alcon und Medacta weiteres Kurspotenzial aus, auch wenn es im Falle von Alcon zwischenzeitlich zu Enttäuschungen kommen kann. Attraktiv ist deshalb sowohl bei Alcon und Medacta ein Einstieg nach Kursrücksetzern. Bei Straumann benötigen Anlegerinnen und Anleger dagegen wohl noch etwas mehr Geduld, bis ein attraktiverer Einstiegspreis angezeigt ist. 

Thomas Daniel Marti
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