Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken 3 Prozent verloren. Doch schon seit April 2018, als der Kurs bei 1,20 Franken pro Euro stand, wertet sich der Franken kontinuierlich auf. Das Kurspaar steht seit Wochen bei der Marke von 1,05. 

In den letzten Monaten musste sich die Schweizerischen Nationalbank noch mehr gegen eine Erstarkung des Frankens wehren. Auch letzte Woche setzte die SNB am Devisenmarkt wohl erneut eine zweistellige Milliardensumme gegen eine Aufwertung der Landeswährung ein. Die Sichtguthaben von Banken und Bund bei der Zentralbank stiegen in der Woche zum 24. April auf 650,7 Milliarden Franken. Der Zuwachs von 13,4 Milliarden Franken binnen einer Woche ist der stärkste seit dem Frankenschock Anfang 2015. 

Ein Wechselkurs von 1,03 Franken realistisch

Viele Analysten gehen davon aus, dass die SNB damit einen Euro-Wechselkurs unter 1,05 Franken verhindern will. Und dass die Notenbank dazu vor allem auf Eingriffe am Devisenmarkt setzt und nicht ihren bereits rekordtiefen Leitzins von minus 0,75 Prozent weiter absenkt. Doch reicht das?

Im heutigen Umfeld erlaube die SNB einen langsamen Fall des Wechselkurses, indem sie mit kleineren Volumen interveniere, schreibt dazu zwar die Investmentbank Morgan Stanley in einem Bericht vom Montag. Der Druck durch die Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB) und Investoren, die auf einen fallenden Wechselkurs wetten, sei einfach zu gross. So addieren sich die für 2020 anvisierten Wertpapierkäufe der EZB auf rund 1,1 Billionen Euro. In diesem Umfeld sei ein Wechselkurs von bis zu 1,03 Franken pro Euro nicht mehr auszuschliessen. Auch die UBS sieht den Franken noch in diesem Quartal bis auf 1,04 ansteigen.

Schweizer Unternehmen arrangieren sich mit starkem Franken

Doch können sich Schweizer Unternehmen mit einem solch starken Franken arrangieren? Die UBS geht in einer Mitteilung vom Montag davon aus. Zwar stürze die Schweizer Wirtschaft wegen der Corona-Krise in eine tiefe Rezession. Doch spiele die Geldpolitik über den Wechselkurs aktuell und möglicherweise auch in der Zukunft eine weniger bedeutende Rolle als noch in den letzten Jahren.

Die UBS hat für ihre Einschätzung 811 exportierende Unternehmen in der Schweiz befragt. Die Unternehmen haben Wege gefunden, bis zu einem gewissen Grad mit einem starken Franken zu leben. Beispielsweise wird das "natural hedging" betrieben, was die Absicherung durch die Gestaltung der realwirtschaftlichen Verhältnisse eines Unternehmens bedeutet. Dazu gehört zum Beispiel die Auslagerung von Produktionskapazitäten in Absatzländer.

Die Unternehmen beschäftigt vielmehr die ausländische Konjunktur. Während sich die SNB gegen die Aufwertung des Frankens wehren kann, ist sie gegen einen globalen Konjunktureinbruch machtlos.
 

ManuelBoeck
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