Wie Gilles Boitel von der DWS sagt, war dabei vor allem bemerkenswert, dass im Januar nicht die US-Börsen mit Blick auf die Wertentwicklung den Ton angaben, sondern die europäischen und lateinamerikanischen. Auch wenn dies nicht unbedingt auf einen Favoritenwechsel hindeute, dürfte der Januar dennoch geholfen haben, die Bewertungslücke zwischen US-Titeln und Aktien aus anderen Regionen ein wenig zu verkleinern.

Weltweit sammelte die Branche laut Zahlen von FactSet knapp 106 Milliarden US-Dollar ein, was gegenüber dem sehr starken Dezember einen Rückgang um 29 Prozent bedeutet.

Auch in Europa setzte die Branche ihren starken Trend fort. So verzeichnete der UCITS ETF-Markt zum Jahresstart Zuflüsse von knapp 33 Milliarden US-Dollar. Die Abkürzung «UCITS» bedeutet, dass sich der ETF an spezielle europäische Richtlinien halten muss.

Markt wächst konstant weiter

«Interessant ist, wie konstant der europäische ETF-Markt weiterwächst - über Regionen und Assetklassen hinweg», bekräftigt auch Stefan Kuhn von Fidelity. Dabei sei die Stimmung unter ETF-Anlegern nach wie vor positiv und die Nachfrage bleibe sehr hoch.

Gegenüber Januar 2024 flossen 33 Prozent mehr in UCITS ETFs. «Das ist bemerkenswert», so der Branchenexperte weiter.

Ähnlich äussert sich auch Nima Pouyan von Invesco: «Die hohe Nachfrage, die wir im vergangenen Jahr beobachten konnten, hat sich mit mehr als 32 Milliarden Dollar an Zuflüssen in europäischen ETFs im ersten Monat des Jahres 2025 fortgesetzt.»

Wenig überraschend sei, dass US-amerikanische und globale Aktienpositionen erneut die Zuflüsse dominierten. Gleichzeitig sei aber auch die Nachfrage nach risikoärmeren Vermögenswerten, einschliesslich Gold, US-Staatsanleihen, europäischen Staatsanleihen und ETFs für das Cash-Management gestiegen.

Wie Alessandro Valentino vom ETF-Anbieter VanEck beobachtet, war der Beginn des Jahres 2025 von einer verstärkten Fokussierung der Investoren auf die Auswahl von Anlageklassen geprägt.

KI weiter im Fokus

Patrick Lutz von Legal & General Investment Management (LGIM) verweist dabei auf den Techsektor und erwartet, dass wachstumsstarke Technologien (KI und Cybersicherheit) auch weiter im Fokus bleiben. «Es wird erwartet, dass die Hyperscaler (Microsoft, Meta, Amazon und Google) in diesem Jahr 290 Milliarden US-Dollar für Investitionen ausgeben werden (34 Prozent mehr als im Vorjahr).»

Phänomene wie das chinesische Start-Up DeepSeek dürften positiv für die Entwicklung sein und die US-KI-Entwickler dazu antreiben, der Konkurrenz voraus zu sein. «Ob und inwieweit sich die Marktdominanz der sogenannten 'Magnificent Seven' in Zukunft relativiert und ETF-Anleger neue Schwerpunkte setzen, dürfte zu den spannenden Entwicklungen in diesem Jahr gehören», meint Boitel von der DWS zu diesem Thema.

Rohstoff-ETFs profitieren von Gold-Hype

Derweil hebt Valentino von VanEck das zuletzt deutlich gestiegene Interesse der Investoren an Gold hervor. Immerhin ist der Goldpreis im Januar quasi von Rekord zu Rekord geeilt. «Die anhaltende Nachfrage nach Gold als potenziell sicherer Hafen hat sowohl den Anstieg der physischen Goldpreise als auch die Zuflüsse in goldbezogene Aktien und ETFs begünstigt.»

Wie Boitel von der DWS festhält, verzeichneten Rohstoff-ETFs auch getrieben durch das Gold-Fieber, im Januar so hohe Zuflüsse wie seit fast 3 Jahren nicht mehr.

Was die weiteren Aussichten der Branche betrifft, gelte am Ende das gleiche wie für die Märkte allgemein. Mit der offiziellen Amtsübernahme von Donald Trump in den USA seien nun Handels- und Zollpolitik zentrale Unsicherheitsfaktoren, sagt Valentino.

Derweil beobachtet Kuhn von Fidelity, dass sich das Narrativ «die USA sind nicht alles» zunehmend durchsetze.

(AWP)