«Es ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, aber ein kleiner Schritt und es muss mehr kommen», erklärte ein grösserer Aktionär am Freitag. Am Vortag hatte der Basler Konzern eine deutlich höhere Eigenkapitalrendite und eine höhere Ausschüttung an die Eigner in Aussicht gestellt. Auf die von Investoren geforderten tiefgreifenden Einschnitte wie einen Ausstieg aus dem Deutschland-Geschäft verzichtete Baloise aber. Darauf erklärte der mit einem Anteil von fast zehn Prozent grösste Aktionär, der Finanzinvestor Cevian, die Massnahmen seien ungenügend.

Ein anderer Top-20-Anleger äusserte sich positiver: «Baloise hat den Weckruf gehört. Das Commitment zu höheren Ausschüttungen an die Aktionäre und zu einer höheren Eigenkapitalrendite war für uns ein wichtiges Signal.» Baloise habe einen Kurswechsel vollzogen.

Doch dies sei erst der Anfang. «Jetzt muss das Unternehmen umsetzen, was es versprochen hat. Wir wollen Resultat sehen.» Die sogenannte «Refokussierungsstrategie» bedeute aus seiner Sicht, wenn eine Geschäftseinheit die Rendite-Ziele verfehle, komme sie auf den Prüfstand. Optionen seien dann eine Sanierung oder ein Verkauf.

«Wahrscheinlich wird Baloise nicht darum herum kommen, Teile zu verkaufen. Es muss Veränderungen im Portfolio geben, damit das Unternehmen die Ziele erreichen kann», so der Aktionär.

«Baloise zu zögerlich»

Baloise will die Eigenkapitalrendite auf zwölf bis 15 Prozent hochschrauben von 8,5 Prozent über die vergangenen fünf Jahre. Dazu beitragen sollen unter anderem Kostensenkungen einschliesslich des Abbaus von 250 der insgesamt rund 7300 Stellen sowie der Ausstieg aus Start-ups ausserhalb der Versicherungsbranche wie etwa Reparatur-, Umzugs- oder Putzfirmen.

«Man kann sagen, dass wir uns möglicherweise verzettelt haben», erklärte Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Dies müsse das Unternehmen korrigieren. Auch bei der operativen Effizienz sehe er Verbesserungspotenzial.

«Für die Erarbeitung der neuen Strategie haben wir zusammen mit dem erneuerten Managementteam, das seit Mitte 2023 in der Verantwortung steht, jeden Stein umgedreht.» Baloise sei zu dem Schluss gekommen, dass das Unternehmen in den vier Ländern Schweiz, Deutschland, Belgien und Luxemburg auf gutem Weg sei. «Sollten wir zur Einschätzung kommen, dass es nicht funktioniert, dann passen wir unseren Kurs an.»

Baloise sei zu zögerlich, er habe eine ambitioniertere Strategie erwartet, erklärte Philipp Buchli vom Anlageberater Hindsight Capital. Über die Zeit könnte sich das Unternehmen doch noch vom Deutschland-Geschäft trennen. «Wenn Baloise in den nächsten zwölf Monaten nicht liefert, wird der Druck auf den Verwaltungsrat und das Management massiv zunehmen.»

(Reuters)