Die Zurich Insurance Group sieht sich nach sechs Monaten auf dem Weg, ihre Finanzziele zu übertreffen. Im ersten Halbjahr verdiente Europas fünftgrösster Versicherungskonzern dank gut laufender operativer Geschäfte, üppig sprudelnder Anlagegewinne und trotz höherer Kosten für Naturkatastrophenschäden mehr.

Der Betriebsgewinn stieg um sieben Prozent auf den Rekordwert von 3,99 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand mit 3,03 Milliarden Dollar um 21 Prozent mehr als vor einem Jahr. Zurich schnitt damit etwas besser ab als von Analysten erwartet. Diese hatten einer unternehmenseigenen Umfrage zufolge mit 3,92 Milliarden Dollar Betriebsergebnis und 2,93 Milliarden Nettogewinn gerechnet.

Die Aktie von Zurich sinkt am Donnerstag 3,5 Prozent auf 449 Franken. Der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index fällt 1,1 Prozent.

Der Konzern erklärte, alle für den Zeitraum 2023 bis 2025 ausgerufenen Finanzziele übertreffen zu wollen. «Die Marktbedingungen sind weiterhin besser als erwartet, und wir sehen heute viele Möglichkeiten, unser Geschäft profitabel auszubauen», erklärte Konzernchef Mario Greco. Der Gewinnanstieg pro Aktie dürfte mehr als zehn Prozent jährlich betragen. Vorgegeben hat Zurich acht Prozent Plus. Die Eigenkapitalrendite basierend auf dem Betriebsgewinn nach Steuern erreichte in den ersten sechs Monaten mit 25,0 Prozent einen Rekordwert und lag deutlich über den angepeilten mehr als 20 Prozent. Die Solvenzquote gemäss Swiss Solvency Test (SST) betrug 232 Prozent. Vorhalten will Zurich basierend auf dem SST-Regelwerk mindestens 160 Prozent des benötigten Kapitals.

Die Prämieneinnahmen steigerte Zurich im Zeitraum Januar bis Juni um 6,5 Prozent auf 28,74 Milliarden Dollar. In der Kernsparte Schaden- und Unfallversicherung, die für fast drei Viertel der Prämieneinnahmen steht, arbeitete der Konzern trotz höherer Aufwendungen für Naturkatastrophen in Nordamerika, Europa, dem Nahen Osten und Afrika hoch profitabel. Der Schaden-Kosten-Satz lag bei 93,6 Prozent, davon entfielen 2,4 Prozentpunkte auf Naturkatastrophenschäden. Je tiefer die Kennzahl ist, desto gewinnbringender ist das Geschäft. Auch Europas Branchenprimus Allianz steigerte den Gewinn in den ersten sechs Monaten und sieht sich 2024 auf Rekordkurs.

«Insgesamt ein sehr gutes Ergebnis, das leicht über dem Konsens liegt», erklärte Vontobel-Analyst Simon Foessmeier. Das Hauptinteresse werde wahrscheinlich aber den erhöhten Schadenkosten gelten.

Die ZKB spricht von einem «sehr guten» Ergebnis mit guten Gewinnbeiträgen von allen drei Geschäftsfeldern. Die Bereiche Leben und Farmers sei dabei über den Erwartungen ausgefallen, auch dank einem guten Finanzgewinnbeitrag. Nichtleben sei dagegen leicht unter den Erwartungen geblieben, vor allem aufgrund einer erhöhten Elementarschadenlast.

Der zuständige Analyst von Kepler Cheuvreux beurteilt die Ergebnisqualität dagegen als eher mässig. Er hat sich zudem vom Neugeschäft mehr erhofft. Die UBS erkennt ein etwas verhaltenes Ergebnis im Nichtleben-Geschäft. Der Analyst erklärt dies mit Unwetterschäden sowie mit einem leicht enttäuschenden Automobilversicherungsgeschäft in Europa.

(AWP/Reuters/cash)