Hochdorf selber schreibt am Dienstag von einer "ernstzunehmenden Krise", in der sich das Unternehmen befinde. Der Grund dafür seien hauptsächlich die Probleme der 51-Prozent-Tochter Pharmalys, die sich deutlich schlechter als erwartet entwickelt habe.
In der Folge hätten wegen einer Neubeurteilung der Geschäftsrisiken bei der Tochter erhebliche Debitorenrückstellungen gebildet werden müssen. Zudem seien weitere Wertberichtigungen und Rückstellungen vorgenommen worden.
An der Börse reagieren die Investoren geschockt auf die neusten Zahlen. Die Papiere fallen am Nachmittag um 28 Prozent auf 52,50 Franken. Im frühen Handel wurde bei 60,10 Franken bereits ein Allzeittief seit Kotierung an der SIX markiert. Zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2018 kosteten die Papiere zweitweise noch mehr als 300 Franken.
Neuausrichtung bestätigt
Konkret verringerte sich der Umsatz des Gesamtkonzerns im ersten Semester 2019 um knapp 14 Prozent auf 242,9 Millionen Franken, was mit dem geringeren Umsatz bei Phamalys und den Debitorenrückstellungen erklärt wird. Die Gewinnzahlen sind auf allen Stufen tiefrot: Konkret weist das Innerschweizer Unternehmen einen EBIT von -52,4 Millionen (VJ +2,9 Mio) und einen Reinverlust von 63,6 Millionen (VJ -2,2 Mio) aus.
Der Verlust an sich ist keine Überraschung, nachdem das Unternehmen im Mai ein "deutlich schlechteres Halbjahresergebnis" und dann im Juli ein "massiv schlechteres Halbjahresergebnis" in Aussicht gestellt hatte.
Ebenfalls im Juli hatte Hochdorf eine komplette Neuausrichtung angekündigt. Wie der Konzern damals mitteilte, will er sich künftig auf das wachstumsstarke Geschäft mit Babynahrung konzentrieren, die Uckermärker Milch GmbH verkaufen und den Geschäftsbereich "Cereals&Ingredients" aufgeben. Für die eigene Vermarktungsorganisation Pharmalys würden "alle strategischen Optionen" geprüft. Dies wird nun bestätigt. Man arbeite "mit Hochdruck" daran.
Einen ersten Abschluss hatte Hochdorf schon Anfang August vermeldet. Per Mitte Jahr sei die Südafrika-Tochter African Chocolate Café Ltd. verkauft worden. Dies habe zu einem kleinen Gewinn von 0,45 Millionen geführt, heisst es nun.
Zusätzlicher Kredit angestrebt
Mit den ausgewiesenen Resultaten erhöhte sich die Nettoverschuldung laut den Angaben um knapp 20 Millionen auf 174,2 Millionen Franken, und die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 38,5 von 48,8 Prozent.
Weil sich die massive Verschlechterung der Geschäftsentwicklung und eine Verletzung der Kreditbedingungen per Mitte Jahr abgezeichnet habe, sei die bestehende Finanzierung mit den Banken neu verhandelt worden, heisst es weiter. Der Konsortialkredit in Höhe von 151 Millionen sei bis zum 31. Oktober 2019 verlängert und die Kreditbedingungen zeitweilig ausser Kraft gesetzt worden.
Um den geplanten Umbau der Gruppe voranzutreiben, strebe die Gesellschaft nun aber eine weitere Verlängerung des Konsortialkredites sowie den Abschluss einer zusätzlichen Kreditfazilität in Höhe von 40 Millionen an.
Ausblick wenig konkret
Wenig konkret ist entsprechend der grossen Probleme der Ausblick. Die Gruppe stehe vor "grossen Herausforderungen" und die Festlegung einer Endjahresprognose sei daher schwierig. Umsetzungsgrad und -tempo der ergriffenen Massnahmen, insbesondere jene bei Pharmalys, würden einen bedeutenden Einfluss auf den Erlös, das Betriebs- und das Nettoergebnis haben, heisst es weiter.
Die eingeleiteten Massnahmen zur Neuausrichtung und Restrukturierung werden das Jahresergebnis aber so oder so stark belasten. Die notwendigen Abschreibungen und Rückstellungen seien jedoch bereits im Halbjahresergebnis "bestmöglich abgebildet", heisst es. Zudem erhofft sich das Management erste Effekte aus den angelaufenen Sparmassnahmen. Zu diesen zählten ein Investitionsstopp auf nicht betriebsnotwendige Prozesse, ein allgemeines Sparprogramm und ein Programm zur Sicherung der Liquidität.
Schlimmer als erwartet
"Die Zahlen sind katastrophal und weit schlimmer als erwartet", kommentiert Ronald Wildmann von Research Partner das Ergebnis. Hingegen sei es vernünftig, dass in Sachen Finanzierung Zeit gewonnen worden sei. Der eigentliche Knackpunkt sei aber, wann ein Käufer für Pharmalys gefunden werde.
(AWP/cash)