In nur 36 Monaten wurde es erreichtet, und am nächsten Sonntag wird es für das breite Publikum geöffnet: Das "Home of Chocolate" des Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli am historischen Firmenhauptsitz in Kilchberg vor den Toren Zürichs.

"Es ist ein historischer Tag für Lindt & Sprüngli", sagt Lindt-Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner im Video-Interview mit cash.ch am Donnerstag, dem Tag der Voreröffnung für Medien und Gästen, darunter auch Lindt-Markenbotschafter Roger Federer und Bundesrat Ueli Maurer. Das Projekt dauerte sieben Jahr, es wurde eine Baugrube von der Grösse eines Fussballfeldes ausgehoben, alleine 250 Tonnen Stahl wurden gebraucht, um den Hang an den Bahngeleisen zu stützen. 

Über 100 Millionen Franken hat das "Home of Chocolate" gekostet. Das Zentrum bietet Schauproduktionen, ein interaktives Museum, den weltgrössten Lindt Chocolate Shop, ein eigenes Café, eine Chocolateria für Schokoladenkurse und ein Forschungszentrum. Das Zentrum bildet ein neun Meter hoher Schokoladenbrunnen. Geplant wurde der Bau von den Architekten Christ & Gantenbein.

Es wird in Kilchberg bei der Einweihung des Gebäudes in der Sprache der Superlative gesprochen. "Es ist etwas einmaliges, so etwas gibt es in der ganzen Welt nicht mehr", sagt Tanner und kommt während des Gesprächs in Fahrt. Tanner schreckt auch nicht ab, dass bei der Konkurrenz, nämlich bei Chocolat Frey in Buchs, ein Besucherzentrum geschlossen wird. Denn laut Tanner ist das "Home of Chocolate" nicht bloss ein Besucherzentrum, sondern "eine der grösseren neuen Attraktionen der Schweiz." Für das Home of Chocolate hat Lindt & Sprüngli in Kilchberg rund 40 neue Stellen geschaffen.

Mittelfristig 350'000 Besucherinnen und Besucher will das "Home of Chocolate" pro Jahr anlocken - eine steile Vorgabe. Werden dann auch hordenweise Busladungen mit chinesischen und indischen Touristen im "Home of Chocolate" Halt machen? Dafür muss sicher erst die Coronakrise vorbei sein und die Reisetätigkeit wieder an Fahrt gewinnen. Dann rechnet Tanner sicher auch damit, dass Touristengruppen, "die auf dem Jungfraujoch oder dem Titlis waren, mit hoher Wahrscheinlichkeit hier noch einen Stopp einlegen", sagt Tanner. 

Ansichts der Grösse des Projekts und der Investitionssumme wurde da und dort gefrotzelt, dass sich Ernst Tanner, der jahrelang den Konzern als CEO geführt hatte, mit dem "Home of Chocolate" eine Art Denkmal setzen wolle. "Ich muss mir kein Denkmal setzen", entgegnet Tanner im Video-Interview, obwohl er das Projekt als "Herzensangelegenheit" bezeichnet. "Wenn etwas ein Denkmal sein soll, dann ist es die Performance von Lindt & Sprüngli in den letzten 25 Jahren. In dieser Zeit haben wir uns vom so genannten Übernahmekandidaten zur Nummer Eins im Premiumschokolademarkt weltweit entwickelt", fügt Tanner an.

Die erfolgreiche Entwicklung von Lindt & Sprüngli spiegelt sich längst an der Börse wieder: Sowohl Partizipationsschein wie auch die Namenaktie erreichten Anfang Jahr mit rund 8200 Franken und 93'600 Franken Rekordwerte. Vor 22 Jahren kostete letztere noch etwas über 5000 Franken.

Ursprünglich hätte die Eröffnung des House of Chocolate im Mai über die Bühne gehen sollen, sie wurde aber wegen des Coronaausbruchs in den Herbst verschoben. Die Coronakrise bekam Lindt operativ zu spüren. In der ersten Jahreshälfte 2020 verbuchte die Firma zum ersten Mal seit über 25 Jahren einen organischen Umsatzrückgang in der Höhe von 8,1 Prozent. Insgesamt setzte der Premiumschokoladenhersteller noch 1,53 Milliarden Franken um.

Im Video-Interview äussert sich Ernst Tanner auch zum Lindt-Markenbotschafter Roger Federer.