Der jüngste Höhenflug an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq lässt bei alteingesessenen Anlegern unschöne Erinnerungen an die Blase Ende der Neunzigerjahre wachwerden.
Einer Strategiestudie der Citigroup lässt sich entnehmen, dass der amerikanische Aktienmarkt so stark überhitzt ist wie keine andere Börse sonst. Die Bewertung liege um eine Standardabweichung über dem historischen Durchschnitt, so die Studienverfasser. Unter Ausklammerung der nach der Finanzkrise noch immer vergleichsweise günstigen Finanzwerte liege die Bewertung sogar um fast zwei Standardabweichungen über der Norm.
Es braucht einiges, bis eine Blase platzt
Auf Branchenebene sind die Aktien von Detailhändlern, Nahrungsmittelherstellern sowie jene von Pharma- und Biotechunternehmen am stärksten überhitzt. In diesen Bereichen liegt die Bewertung sogar um das Dreifache über dem historischen Durchschnitt.
Grundsätzlich lässt sich die Situation am amerikanischen Aktienmarkt mit der in Japan im Jahr 1989 oder jener der Schwellenländerbörsen von 2007 vergleichen. In beiden Fällen endete das Ganze für die Anleger in einem Blutbad.
Allerdings raten die für die amerikanische Grossbank tätigen Strategen der eigenen Anlagekundschaft von einem voreiligen Ausstieg ab. In Japan habe es Ende der Achtzigerjahre fünf Leitzinserhöhungen benötigt, bis die Blase geplatzt sei, zehn Jahre später an der Technologiebörse Nasdaq immerhin deren drei. Ausserdem seien die Staatsanleihen noch viel stärker überbewertet.
Auf vernachlässigte Anlageklassen setzen?
Experten erwarten von der US-Notenbank anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung von Mitte September einen ersten Zinsschritt. Allerdings scheint dieser noch nicht in Stein gemeisselt, fielen die Konjunkturindikatoren in Übersee zuletzt doch mehrheitlich schwächer als erwartet aus.
Gut möglich, dass sich die erste Leitzinserhöhung seit acht Jahren weiter verzögert. Geht es nach den Strategen der Citigroup, dann bleibt den Anlegern noch Zeit. Um ihrer Meinung Nachdruck zu verleihen, raten sie in den überhitzten Sektoren Gesundheit und Detailhandel weiterhin zu einem Übergewicht.
Die Erhebungen der amerikanischen Grossbank zeigen aber auch, dass es sträflich vernachlässigte Anlageklassen gibt. Die extremsten Abweichungen zur Norm machen die Strategen beim Rohöl aus. Der Preis für das schwarze Gold liegt um nahezu drei Standardabweichungen unter dem Durchschnitt, gefolgt von Industriemetallen und Schwellenländeraktien.
Früher oder später dürften sich auch diese Exzesse wieder korrigieren. Dazu braucht es aus Anlegersicht jedoch zwei Dinge: Viel Geduld und ein gutes Nervenkostüm.