Nach offiziellen Daten vom Dienstag erlitt die Marke in Frankreich, ihrem zweitgrössten europäischen Markt, einen Rückgang um fast 37 Prozent auf 3157 verkaufte Elektroautos. In Schweden verzeichnete Tesla ein Minus von 64 Prozent bei 911 Auslieferungen. Auch in Dänemark und den Niederlanden fand Tesla fast zwei Drittel weniger Abnehmer. Norwegen lag mit rund 2200 Elektroautos nur ein Prozent unter dem Vorjahresmonat.
Tesla veröffentlicht am Mittwoch seine weltweiten Absatzzahlen, Analysten erwarten im Schnitt einen Rückgang um dreieinhalb Prozent auf 373'000 Autos. Manche Analysten rechnen mit einem noch stärkeren Rückgang, die der Deutschen Bank etwa mit maximal 350'000 Auslieferungen. In der Europäischen Union halbierten sich die Neuzulassungen in den ersten beiden Monaten des Jahres nach Daten des Herstellerverbandes ACEA auf gut 19'000.
Der Autobauer wollte in diesem Jahr den Absatz steigern, nachdem er im vergangenen Jahr den ersten Rückgang seiner Geschichte erlebt hatte. Auch die einst hochgejubelte Tesla-Aktie hat seit dem Machtwechsel in den USA Federn gelassen mit einem Rückgang um 35 Prozent seit Jahresbeginn.
Imageschaden
Musks prominente Rolle in der Administration von US-Präsident Donald Trump als rigoroser Bekämpfer staatlicher Bürokratie und seine Beifallsbekundungen für rechtsextreme Parteien in Europa sind Analysten zufolge ein belastender Faktor. «Sein öffentliches Image hat Schaden genommen aufgrund der politischen Positionierung von CEO Elon Musk, was unter anderem in den USA und Europa zu einer spürbaren Gegenreaktion der Verbraucher geführt hat», erklärten Abhik Mukherjee und Liz Lee, Branchenexperten vom Beratungsunternehmen Counterpoint. «Das ist ein Eigentor für Tesla». Die Schwäche in Europa liege zum einen an zu alten Modellen, zum anderen befremde Musks politischer Einsatz viele Verbraucher, sagte auch Ben Nelmes, Chefanalyst von New Automotive.
Proteste gegen den Autobauer aufgrund Musks politischer Haltung manifestierten sich in den USA und Europa in Vandalismus gegen Autos und Verkaufsräume der Marke. In Berlin sprühten Aktivisten der Gruppe «Neue Generation» am Montag einen Tesla-Store «in AFD-Blau» an wegen Musks Unterstützung der Partei während des Wahlkampfs. Am Wochenende wurden einige Wagen eines Tesla-Stores im norddeutschen Ottersberg in Brand gesteckt. Auch in Stockholm und Malmö wurden Tesla-Filialen mit Farbe beschmiert. In Rom gingen 17 Autos bei einem Händler in Flammen auf. Der italienische Vize-Regierungschef Matteo Salvini forderte auf X, der ungerechtfertigte Hass gegen Tesla müsse enden. Musk und Trump nannten die Übergriffe Terrorismus.
Unabhängig vom politischen Umfeld leidet Tesla aber auch unter einem veralteten Modellangebot, schärferer Konkurrenz vor allem aus China und steigenden Zöllen im eskalierenden Handelsstreit weltweit. Die Autonachfrage weltweit schwächelt. Umso mehr kommt es für Tesla auf einen Erfolg der Neuauflage des Bestsellers Model Y an, die vor Kurzem auf den Markt kam. Chinas grösster E-Autohersteller BYD wird nach Prognose von Counterpoint Tesla in diesem Jahr dennoch als Nummer eins ablösen.
(Reuters)