Seit dem frühen Montagmorgen steht fest: Vanessa Frey und Dr. Heinz Baumgartner scheiden beim Medikamentenversandhändler Zur Rose aus dem Verwaltungsrat aus. Man sei unterschiedlicher Auffassung über die Art und Geschwindigkeit der Umsetzung der Wachstumsstrategie, räumt das Unternehmen in der Medienmitteilung ein.

Dass der Öffentlichkeit noch keine Nachfolger präsentiert werden, lässt nicht nur auf einen Eklat im Verwaltungsrat, sondern auch auf Meinungsverschiedenheiten mit der KWE Beteiligungen schliessen. Denn mit den beiden Personen treten ausgerechnet die Vertreterer der Ankeraktionärin zurück. Siehe auch den Kommentar von Marcel Speiser, Stv. Chefredaktor der Handelszeitung zum Thema.

An der Schweizer Börse SIX verliert die Zur-Rose-Aktie zur Stunde 3,9 Prozent auf 86,20 Franken. Befürchtungen, wonach die Ankeraktionärin KWE aussteigen könnte, belasten die Kursentwicklung. KWE hielt zuletzt noch 10,5 Prozent der Aktien.

Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, sieht Zur Rose den Abgang der beiden Verwaltungsräte als Chance, mehr Technologie-Kompetenz in den Verwaltungsrat zu holen. Deshalb sollen der Generalversammlung im Mai zwei Kandidaten mit einer solchen Qualifikation zur Wahl vorgeschlagen werden. Die Zürcher Kantonalbank erachtet die Neuigkeiten gesamthaft als leicht negativ, da der Hauptaktionär den Verwaltungsrat aufgrund von Uneinigkeit bei der zentralen Strategie verlässt.

Ähnlich liest sich eine Stellungnahme der UBS Investmentbank. Auch die grösste Schweizer Bank geht davon aus, dass der Rücktritt der beiden Verwaltungsräte negativ beurteilt wird.

Die Aktie notiert nur mehr unwesentlich über ihren Tiefstkursen von Ende Januar bei 83,70 Franken (cash berichtete). Gegenüber dem erstbezahlten Kurs am Tag des Börsengangs von Anfang Juli 2017 errechnet sich noch immer ein Minus von 40 Prozent.

Banken bleiben mehrheitlich optimistisch für die Aktie

Als belastend erwies sich insbesondere die 190 Millionen Franken schwere Kapitalerhöhung vom November letzten Jahres. Aufgrund eines Versehens zeichnete die Ankeraktionärin KWE damals keine neuen Aktien. Deshalb mussten letztere bei neuen Investoren platziert werden, was auf die Kursentwicklung drückte.

Kursentwicklung der Zur-Rose-Aktie seit dem Börsengang im Juli 2017 (Quelle: www.cash.ch)

Allerdings empfehlen zwei von drei Banken die Zur-Rose-Aktie noch immer zum Kauf. Während die Berenberg Bank ein Kursziel von 150 Franken veranschlagt, errechnet die UBS Investmentbank immerhin eines von 148 Franken. Gegenüber dem Schlussstand vom Freitag entspräche das einem Aufwärtspotenzial von 60 Prozent und mehr. Einzig die Zürcher Kantonalbank gibt sich etwas zurückhaltender und stuft die Aktie seit Ende Januar nur noch mit "Marktgewichten" ein. Gemäss Händlern waren sowohl die Berenberg Bank als auch die UBS Investmentbank seinerzeit mit dem Börsengang von Zur Rose beauftragt.