Wer für 20’000 Franken zehnjährige Kassenobligationen kauft, sichert sich zurzeit beim besten Anbieter einen Zinssatz von 1,75 Prozent. Das geht aus einem Vergleich auf der Online-Plattform moneyland.ch hervor. Der Zinssatz einer Kassenobligation bleibt über die vereinbarte Laufzeit fix. Nach zehn Jahren kommt so eine Rendite von 3500 Franken zusammen, sodass das Endkapital dann 23’500 Franken beträgt.
Geschäfte wie dieses sind aus zwei Gründen eine Überlegung wert: Zum einen sind die Zinsen noch nicht weiter gesunken, zum anderen ist die Inflationsrate tief.
Im Vergleich zum Frühjahr sind die Zinsen auf Kassenobligationen aber bereits um ein paar Zehntelprozentpunkte gefallen. Sie dürften weiter abrutschen, sobald die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins noch einmal herabsetzt. Für den geldpolitischen Entscheid von Ende September erachten von der UBS befragte Finanzanalysten eine Leitzinssenkung von aktuell 1,25 auf 1,00 Prozent als das wahrscheinlichste Szenario.
Weitere Zinsschritte sind jedoch möglich. Beispielsweise hat Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, jüngst im cash-Interview ein Leitzinsniveau von 0,5 Prozent im Sommer 2025 in Aussicht gestellt.
«Kassenobligationen reagieren jeweils rasch auf Änderungen des Zinsumfelds.» Und das gelte auch für SNB-Entscheide, sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer des Online-Portals Moneyland.ch. Folglich ist der Zeitpunkt für den Kauf von Kassenobligationen gegenwärtig günstig. Man sichert sich die noch relativ hohen Zinsen. Fraglich ist laut dem Moneyland-Experten allerdings, inwieweit die sinkenden Leitzinsen bereits eingepreist sind.
Zudem: Ein Zinssatz von 1,75 Prozent - oder auch 1,35 Prozent - für vergleichsweise lukrative Kassenobligationen übertrifft die Inflationsrate von derzeit 1,1 Prozent. Entsprechend resultiert eine positive Realrendite. Ein Wiederaufflammen der Teuerung ist nach Angaben der Nationalbank nicht zu erwarten. Ihre jüngste Inflationsprognose vom Juni sieht eine Teuerung von 1,5 Prozent im dritten Quartal. Nun betrug die Rate im Juli 1,3 Prozent und August 1,1 Prozent. Gemessen daran dürfte die SNB einen eher zu hohen Wert veranschlagt haben.
In der gleichen Prognose rechnet die Nationalbank mit einem Abflauen der Inflation auf 1,1 im Jahr 2025 sowie auf 1,0 Prozent im Jahr 2026 und bis ins 2027 hinein. Dies allerdings bei einem Leitzins von 1,25 Prozent. Dahingestellt bleibt, wie sich die Teuerung nach weiteren Zinssenkungen entwickelt.
Die Konditionen für Kassenobligationen unterscheiden sich nach Finanzinstitut und Laufzeit bisweilen markant, wie der Vergleich in der folgenden Tabelle zeigt. Abgebildet sind nur die sechs besten aus mehreren Dutzend Angeboten.
2 Jahre | 3 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre |
Cembra 1,35 % |
Cembra 1,40 % |
Cembra 1,45 % |
Cembra 1,75 % |
Bank EKI 1,20 % |
Caisse d'Epargne d'Aubonne 1,20 % |
Caisse d'Epargne d'Aubonne 1,30 % |
Bank EKI 1,30 % |
Baloise Bank 1,10 % |
Bank EKI 1,20 % |
Bank EKI 1,20 % |
Bank Brienz Oberhasli 1,30 % |
Clientis Sparcassa 1816 1,05 % |
Baloise Bank 1,10 % |
Bank Brienz Oberhasli 1,15 % |
Freiburger Kantonalbank 1,30 % |
SL Frutigen 1,05 % |
SL Frutigen 1,10 % |
SL Frutigen 1,15 % |
SL Frutigen 1,30 % |
Banca Popolare di Sondrio 1,00 % |
Clientis Sparcassa 1816 1,05 % |
Baloise Bank 1,10 % |
Clientis Sparcassa 1816 1,25 % |
Quelle: moneyland.ch / Stand: 5. September 2024
Der Vergleich zeigt: Die Konditionen werden mit zunehmender Laufzeit im Allgemeinen zwar besser. Doch langlaufende schlagen kurzlaufende Kassenobligationen nicht unbedingt. Mehrere Banken bieten 1,3 Prozent Zins für zehnjährige Anleihen und bleiben damit hinter den besten zwei-, drei und fünfjährigen Angeboten zurück. Umsicht beim Vergleichen lohnt sich folglich.
Gegenüber einer Inflationsrate von derzeit 1,1 Prozent und - laut SNB - mittelfristig 1,0 Prozent haben selbst die Zinsen mancher zwei- und dreijährigen Kassenobligationen einen leichten Vorsprung. Eine positive Realrendite ist nach heutigem Ermessen also realistisch. Mit zehnjährigen Anleihen, die einen Nominalzins von 1,75 Prozent abwerfen, winkt zwar eine höhere Realrendite, auch längerfristig. Dies allerdings nur, wenn die Inflation tief bleibt. Ob sie dies in den nächsten fünf bis zehn Jahren tut, ist unsicher. Steigt sie dereinst wieder deutlich über zwei Prozent, gibt es keine positive Realrendite mehr.
Kassenobligationen gelten als konservative und sichere Geldanlage. Reich wird man damit nicht. Ob man einen Zinssatz von 1,75 Prozent bei zehn Jahre Laufzeit für attraktiv hält, hängt auch von den persönlichen Zielen ab. Zum einen ist das Geld, wenn es einmal angelegt ist, für zehn Jahre parkiert. Die Mittel stehen für andere Anlage nicht zur Verfügung.
Zum anderen weiss niemand, wie sich die Zinsen in den kommenden Jahren genau entwickeln, wie Manz sagt. «Mit grosser Wahrscheinlichkeit performen aber Aktien für eine so lange Zeit deutlich besser. Für Privatinvestoren sind deshalb meistens kürzere Laufzeiten von höchstens ein paar Jahren die beliebtere und bessere Variante.»
Alles in allem gibt es Argumente für kurzlaufenden Kassenobligationen, insbesondere: Die über die Laufzeit absehbar tiefe und unter den Zinssätzen liegende Inflation sowie die Flexibilität, das Kapital nach ein paar Jahren anderweitig investieren zu können. Hingegen: Wer langfristig tiefe Zinsen und Inflationsraten erwartet, Sicherheit sucht und das Kapital problemlos während einer Dekade parkieren kann, wird sich nun eher mit zehnjährigen Kassenobligationen befassen.
1 Kommentar
Kassenobligations-Zinsen von 1.75% bei 10 Jahren Laufzeit und einem Zielinflationsband von 0 - 2% als attraktiv zu bewerten, ist etwas so wie den Biss in eine Zitrone als interessant im Geschmack zu beschreiben.
Über 10 Jahre gibt es nichts im breiten Markt zu einem ETF mit mittlerer Aktienquote defacto keine bessere Alternative.