Über Jahrzehnte waren die Titel der Swisscom der Schweizer Dividendenwert schlechthin: Hohe Ausschüttungen und eine Aktie, die nur wenigen Kursschwankungen unterliegt. Wegen diesen zwei Merkmalen wird die Aktie zuweilen auch als Obligationenersatz in Betracht gezogen. Die Dividendenrendite der Swisscom liegt bei 4,4 Prozent, während eine zehnjährige Bundesobligation 0,48 Prozent Zinsertrag abwirft.
Ein wirklicher Obligationenersatz sind Aktien indessen nicht. «Wir sind da etwas vorsichtig. In Bezug auf Dividendenzahlungen mag das zwar stimmen, aber Aktien haben eine deutlich höhere Volatilität als eine verzinsliche Anleihe», sagte Matthias Geissbühler, Anlagechef der Raiffeisen gegenüber cash.ch.
Eine Auswertung der Schwankungsanfälligkeit der 20 Titel im Swiss Market Index (SMI) basierend auf Bloomberg-Daten zeigt nach wie vor die tiefste Volatilität bei Swisscom mit 14 Prozentpunkten. Der Abstand zur Konkurrenz ist über die letzten drei Jahre kleiner geworden. Nestlé (15 Prozent), Novartis (15 Prozent), Roche (15 Prozent) und Zurich Insurance (16 Prozent) weisen nurmehr eine leicht höhere Volatilität aus.
Die Volatilitätsspitzenreiter im SMI sind erwartungsgemäss der Technologiewert Logitech mit 29 Prozent, gefolgt von Lonza und Richemont mit je 28 Prozent sowie der UBS mit 25 Prozent. Letztgenannter hat die Übernahme der Credit Suisse zu verdauen und die Unsicherheiten um die Eigenkapitalvorschriften erhöhen die Schwankungsanfälligkeit des Finanzwertes.
Bei der Dividende stagnierte die Swisscom, es gab keine Dividendenerhöhung seit 2011. Immerhin hat das Unternehmen jüngst angekündigt, nach der abgeschlossenen Übernahme von Vodafone Italia eine höhere Dividende von 26 Franken auszuschütten. Da nach der Übernahme dem Cashflow auch höhere Schulden gegenüberstehen, kann aus der Dividendenerhöhung nicht direkt auf weiter steigende Dividendenzahlungen geschlossen werden.
Entsprechend skeptisch zeigen sich zum Beispiel die Analysten der Barclays Bank. Sie gehen davon aus, dass die Dividende pro Aktie auf 26 von 22 Franken wie geplant erhöht wird. Dies trotz eines Rückgangs des operativen freien Cashflows von 2,2 Milliarden Franken im Jahr 2024 (inklusive pro forma für Vodafone Italia) auf 1,8 bis 1,9 Milliarden Franken im Jahr 2025 und einem Anstieg der Dividendenkosten auf 1,34 Milliarden Franken gegenüber derzeit 1,14 Milliarden Franken. Entsprechend erwarten die Barclays-Experten keine grosse Reaktion des Aktienkurses. Die britische Investmentbank stuft die Aktien weiter mit «Underweight» und einem Kursziel von 470 Franken ein.
Auf der anderen Seite haben die Aktionärinnen und Aktionäre der Dividendenaristokraten Nestlé, Novartis, Roche und Zurich Insurance Perspektiven. Nestlé, Roche, Novartis haben die Dividende in den letzten 25 Jahren nicht nur gehalten, sondern Jahr für Jahr erhöht, erklärte Geissbühler von Raiffeisen. Bei Zurich beträgt dieser Zeitraum 19 Jahre. «Es ist natürlich aus Anlegersicht viel attraktiver, wenn eine Firma nicht nur die Dividende über Jahre hinweg konstant hält, sondern in der Lage ist, diese Jahr für Jahr zu erhöhen.»
Die Performance spricht Bände
Wird die Kursentwicklung von Swisscom, Nestlé, Novartis und Zurich Insurance über die letzten 25 Jahre verglichen, schwingen Nestlé und Novartis beim Gesamtertrag - sprich: Kursgewinne und Dividendenerträge - oben aus. Nestlé bringt es auf einen annualisierten Ertrag von knapp 7 Prozent, Novartis auf 6 Prozent. Anleger hatten bei beiden Titeln schwierige Phasen zu überstehen, als der Wachstumsmotor stotterte. Das war bei Novartis zwischen 2002 und 2012 der Fall.
Bei Nestlé geht es seit 2022 rückwärts mit den Kursen. Aber das Unternehmen hat die Dividende für 2024 einmal mehr erhöht - ein Zückerchen für die wenig erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre, dem Unternehmen auch in diesen schwierigen Zeiten die Stange zu halten.
Noch erstaunlicher ist der Vergleich zwischen Zurich Insurance (Gesamtertrag 3,7 Prozent über 25 Jahre) und Swisscom (3,5 Prozent). Die Aktien des Schweizer Versicherers sackten Anfang der Nullerjahre um mehr als 80 Prozent ab. Seither ging es mit dem Kurs kontinuierlich nach oben. Der Zürcher Versicherer konnte bei der Präsentation der Jahreszahlen für 2024 mit einem soliden Wachstum und einer höheren Dividende aufwarten, wie cash.ch hier am Donnerstag berichtete.
Für den Raiffeisen-Anlagechef ist die Konklusion deshalb klar: «Die normalisierte Performance ist bei Nestlé, Novartis, Zurich Insurance oder auch Roche spürbar höher als bei Swisscom. Anlegerinnen und Anleger können eben nicht nur von Dividenden profitieren, sondern auch am Wachstum der Firmen teilhaben. Ich glaube, es wird in den nächsten Jahren in der Tendenz so weitergehen.»
1 Kommentar
denke am wenigsten falsch machen kann man wenn man in allen erwähnten werten investiert ist :)