Der von Warren Buffett bevorzugte Indikator für die Bewertung des Aktienmarktes hat kürzlich ein Rekordhoch erreicht. Das deutet darauf hin, dass Aktien möglicherweise stark überbewertet sind. Der sogenannte Buffett-Indikator misst das Verhältnis der gesamten Marktkapitalisierung der US-Aktien zum amerikanischen Bruttoinlandsprodukt (US-BIP). Vor einer Woche erreichte er einen Rekordwert von 200 Prozent und übertraf damit das vorherige Rekordhoch von 197 Prozent im November 2021. Dies berichtet die Finanznachrichtenplattform Markets Insider.

Mit anderen Worten: Die gesamte Marktkapitalisierung des US-Aktienmarktes, gemessen am Wilshire 5000 Index, beträgt etwa 55 Billionen Dollar, was etwa doppelt so hoch ist wie das annualisierte US-BIP von rund 27 Billionen Dollar. Nachdem der Buffett-Indikator im November 2021 seinen Höchststand erreicht hatte, erlebte der Aktienmarkt eine einjährige Baisse.

In einem Artikel von «Fortune» aus dem Jahr 2001 bezeichnete Buffett den Indikator als das «wahrscheinlich beste Mass» für die Bewertung des Marktes zu einem bestimmten Zeitpunkt. Während der Dot-Com-Blase im Jahr 2000 erreichte der Indikator mit etwa 190 Prozent ein «beispielloses Niveau», was laut Buffett ein deutliches Warnsignal sein sollte.

Buffett sagte damals: «Für mich ist die Botschaft dieses Diagramms die folgende: Wenn das Verhältnis auf 70 Prozent bis 80 Prozent fällt, dann wird der Kauf von Aktien wahrscheinlich sehr gut funktionieren. Wenn das Verhältnis hingegen 200 Prozent erreicht - wie es 1999 und teilweise 2000 der Fall war - spielt man mit dem Feuer.»

Trotz Mängeln deutliches Warnsignal

Der B. Riley-Stratege Paul Dietrich wies in einer aktuellen Notiz auf den historischen Wert des Buffett-Indikators als Grund hin, warum Anleger bei Aktien vorsichtig sein sollten. Fondsmanager Chris Bloomstran von Semper Augustus bezeichnete den Buffett-Indikator als möglicherweise fehlerhaftes Instrument, betonte aber, dass es sich lohnt, ihn als Anleger zu beachten. Er glaubt, dass der Indikator eine Umkehrungstendenz aufweist und betont jedoch, dass die Veränderungen in der heutigen Wirtschaft im Vergleich zu früheren Zeiten berücksichtigt werden müssen, indem ein Aufwärtstrendkanal auf den Indikator angewendet wird.

Die US-Wirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten strukturell verändert, mit höheren Gewinnspannen der Unternehmen, einer stärkeren Konzentration von Vermögenswerten im Technologiesektor, einer stärkeren Globalisierung und einem deutlich anderen Zins- und Inflationsniveau.

«Da die Gewinne höher sind und die Gewinnspannen gestiegen sind, wird der Preis, den man für diese Gewinne zahlt - gemessen an den KGV-Multiplikatoren, wenn man sie konstant hält - aufgrund der höheren Gewinnspannen steigen, was wiederum zu einer höheren Marktkapitalisierung im Verhältnis zum BIP führt», erklärt Bloomstran. «Es ist unfair, den heutigen Markt mit dem Markt von 2000 oder 1929 zu vergleichen, da sich die Kennzahlen in diesen unterschiedlichen Zeiträumen erheblich unterscheiden», fügte Bloomstran hinzu.

Trotz der Mängel des Buffett-Indikators betont Bloomstran, dass er auf dem aktuellen Niveau ein deutliches Warnsignal für Aktienanleger sei. «Ich denke, er schreit förmlich, dass der kapitalgewichtete Aktienmarkt, der Wilshire 5000 und der S&P 500, heute extrem gefährlich sind. Wenn Sie den S&P 500 in einer kapitalgewichteten Umgebung halten, haben Sie Schwierigkeiten», warnt Bloomstran. «Er zeigt definitiv einen säkularen Höhepunkt an.»

(cash)