Der Einstieg von Dan Loeb bei Nestlé kam mit Ansage. Schon seit Jahren ist die internationale Lebensmittel- und Konsumgüterbranche und deren Konzerne in Bewegung. Aktivistische Aktionäre stiegen etwa bei den US-Konsumgüterkonzernen Mondelez und Procter & Gamble ein. Im Januar dieses Jahres wollte Kraft Heinz für 143 Milliarden Dollar den Nestlé-Konkurrenten Unilever übernehmen. Entstanden wäre ein Unternehmen, das umsatzmässig die Grösse von Weltmarktführer Nestlé erreicht hätte. Doch der Deal platzte.
Kraft Heinz war selbst erst vor zwei Jahren aus der Fusion des Ketchup-Produzenten Heinz mit dem Lebensmittelhersteller Kraft hervorgegangen. Unilever wird sicher nicht der letzte Übernahmeversuch von Kraft Heinz gewesen sein, hinter dem US-Investorenlegende Warren Buffett und 3G Capital mit dem Schweizer Multimilliardär Jorge Paulo Lemann stecken.
Warum setzen die Investoren gerade auf diese Branche? Die meisten Grosskonzerne aus der Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie stecken in einer Phase der Wachstumsschwäche. Bis vor wenigen Jahren hatte Nestlé keine Mühe, ein organisches Wachstum von 6 Prozent hinzukriegen. Heute muss man froh sein, ist es die Hälfte. Viele Konzerne sind mit ihrer Markenvielfalt extrem unübersichtlich und muten überdies wie Konglomerate an, bei denen auch an Konzernteilen festgehalten wird, die nicht mehr von strategischer Bedeutung sind. Ein gefundenes Fressen speziell für Hedgefonds, die sich auf Firmenübernahmen - und zusammenschlüsse spezialisiert haben und denen in diesem Jahr viele Anlegergelder zugeflossen sind.
Nestlé ist ein Beispiel für die Trägheit und Saturiertheit der Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie. Zwar notiert der Aktienkurs heute auf einem Rekordstand. Doch bei der Aktienkursperformance der letzten drei Jahre liegt Nestlé deutlich hinter Rivalen wie Unilever oder Reckitt Benckiser zurück. Die Kritik an der fehlenden Innovationsfreude und strategischen Starrheit des Schweizer Unternehmens wurde immer lauter.
Die Berufung von Ulf Mark Schneider zum neuen Nestlé-CEO per Anfang 2017 war überfällig. Der Druck auf ihn und den Verwaltungsrat wird sich nun nochmals deutlich erhöhen. Schneider hat mit der Ankündigung vor zwei Wochen, dass Nestlé das US-Süsswarengeschäft veräussern könnte, einen ersten Schritt getan. Und vielleicht ist der neue Nestlé-CEO gar nicht so unglücklich über den Einstieg von Dan Loeb. Der Druck des Hedgefonds könnte ihm behilflich sein bei der internen Durchsetzung von Devestitionen und Strategieänderungen, die einen Totalumbau von Nestlé einschliessen könnten.
Der Einstieg von Dan Loeb ist ein letzter Weckruf für Nestlé. Denn wie schrieb das US-Anlegermagazin "Forbes" kürzlich? "Wenn sich 'Big Food' nicht selber reorganisiert, werden es die Investoren tun."