Die Weltwirtschaft verliert an Schwung, die Regierung in Italien geht auf Konfrontationskurs zur Europäischen Union und im Handelsstreit zwischen den USA und China herrscht zwar Waffenstillstand, mehr aber auch nicht. Eigentlich müsste der Goldpreis angesichts der davon ausgehenden Gefahren für die Finanzmärkte kräftig steigen. Doch noch immer errechnet sich seit Jahresbeginn ein Minus von gut 5 Prozent. Noch schlimmer erwischte es die kleinere Schwester des Goldes, das Silber. Eine Unze des Edelmetalls kostete zuletzt 15 Prozent weniger als zu Jahresbeginn.
An der viel beachteten Gold-Silber-Ratio gemessen ist Silber denn auch so günstig zu haben, wie schon lange nicht mehr. Die Ratio gibt an, welche Menge an Silber aufgebracht werden muss, um eine Unze Gold zu kaufen. Ganze 85 Unzen bräuchte es derzeit. Man muss schon 27 Jahre in der Zeit zurückgehen, um auf ein auch nur annähernd so extremes Verhältnis zwischen den beiden Edelmetallen zu stossen. Der letzte Extremwert geht in die Neunzehnneunzigerjahre zurück, als die USA in eine Rezession abrutschte und der zweite Golfkrieg begann.
Silber ein Opfer des Handelsstreits
Den Rohstoffstrategen der DZ Bank zufolge liegt die Ratio mittlerweile um 60 Prozent über dem langjährigen Mittelwert. Ihres Erachtens signalisiert eine Ratio von über 80 eine relative Unterbewertung von Silber gegenüber Gold, was in der Vergangenheit oft eine angleichende Preisbewegung nach sich zog.
Wie die Experten schreiben, kommt Silber zu 60 Prozent in der Industrie zum Einsatz. Hauptabnehmer mit einem Anteil von rund 20 Prozent an der weltweiten Nachfrage ist China. Neben den steigenden US-Zinsen und dem starken Dollar setzte deshalb auch der Handelsstreit zwischen den USA und China dem Edelmetall zu. So gesehen ist Silber ein Opfer des Handelsstreits.
Die Gold-Silber-Ratio seit Anfang 1985 (Quelle: Bloomberg, DZ Bank)
Für die Rohstoffstrategen der DZ Bank steht deshalb fest: Der Preis für Silber wird sich über die nächsten 12 Monate (relativ betrachtet) besser entwickeln als der für Gold. Dadurch sollte sich die Gold-Silber-Ratio wieder etwas normalisieren.
Dieser Meinung sind auch die Berufskollegen bei Capital Economics. Sie rechnen in der ersten Hälfte nächsten Jahres mit einem vorzeitigen Ende der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank. Das wiederum sollte den Edelmetallen und insbesondere dem Silber helfen. Denn letzteres unterliegt für gewöhnlich stärkeren Preisschwankungen als das Gold.
Bank legt strukturiertes Produkt auf die Gold-Silber-Ratio auf
Die Rohstoffstrategen von Capital Economics prognostizieren für Ende 2019 einen Silberpreis von 17,50 Dollar je Unze. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Plus von gut 20 Prozent. Gleichzeitig sehen sie die Gold-Silber-Ratio von 85 auf 77 zurückfallen. Dieser Trend könnte sich verstärken, sollten die unzähligen Leerverkäufer an den Terminmärkten ihre Wetten gegen Silber schliessen.
Anleger, die auf eine gegenüber dem Gold stärkere Entwicklung des Silberpreises setzen möchten, erhalten mit einem enstprechenden Produkt der Bank Vontobel die Möglichkeit. Bei diesem strukturierten Produkt handelt es sich um ein sogenanntes Outperformance-Zertifikat mit einer unteren Partizipation von 100 Prozent und einer oberen Partizipation von 130 Prozent.