Der Blitzstart von Donald Trump in seine zweite Amtszeit als US-Präsident in der abgelaufenen Woche hat Gewerkschaften, Interessengruppen und Medien überrumpelt. Seine Anhänger vergleichen den Vorgang mit einem Überraschungsangriff: «Das ist die Brückenkopf-Einheit, die die Bundesregierung einnimmt», sagt Steve Bannon, ehemaliger Chefstratege im Weissen Haus, der Nachrichtenagentur Reuters. Er steht Trumps Beratern nahe.

Sie wie auch Experten machen die jahrelange akribische Vorbereitung von Trumps Verbündeten verantwortlich, die auf diesen Moment hingearbeitet hätten. «Allein was den Umfang und die Geschwindigkeit betrifft, ist bei seiner Mannschaft das Ergebnis einer aussergewöhnlichen Vorbereitung erkennbar», sagt der Historiker Timothy Naftali.

Dabei decken sich viele von Trumps Vorhaben mit den Vorschlägen des Project 2025, das im Wahlkampf für Wirbel sorgte. Das Manifest wurde von Hunderten namhaften Konservativen über zwei Jahre zusammengetragen und hat einen Umfang von 900 Seiten. Nach lauter Kritik distanzierte sich Trump zwar vergangenes Jahr davon und erklärte, er wisse nichts davon. Allerdings waren viele frühere Mitarbeiter involviert.

Die Parallelen scheinen zudem offenkundig. So setzten sich die Autoren für die Entlassung von Berufsbeamten aus dem Nationalen Sicherheitsrat ein. Umgesetzt wurde nun auch der Vorschlag, Hunderttausende Bundesbedienstete leichter kündbar zu machen.

Trump will die Katastrophenschutzbehörde Fema des Bundes umstrukturieren und viele Aufgaben an die Bundesstaaten abgeben - ebenfalls im Project 2025 zu finden. «Knallharte Politikleute» hätten an Trump geglaubt und ab 2021 seine Rückkehr ins Weisse Haus vorbereitet, sagt Bannon. «Sie sehen, wie das jetzt Früchte trägt.»

Allerdings könnte es Trump von jetzt an schwieriger haben. Selbst einige Anhänger räumen ein, dass diese ersten Wochen den Höhepunkt seiner Macht darstellen könnten. Viele der ersten Erlasse bewegen sich am Rande der Verfassung, einer zum Geburtsortsprinzip wurde bereits von einem Bundesgericht gestoppt. Auch andere Klagen laufen - der Überraschungsvorstoss könnte in jahrelangen Gerichtsverfahren versanden.

Zudem stehen in zwei Jahren Zwischenwahlen an, bei denen Trumps Republikaner ihre knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren könnten. Dann würde der ohnehin enge gesetzgeberische Spielraum von Trump komplett verschwinden.

Das Präsidialamt reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

(Reuters)