Nicht nur die Aktienmärkte haben unter Trumps Zollpolitik gelitten, auch der Dollar. Viele internationale Investoren ziehen ihr Geld aus den USA ab oder wollen weniger in den Dollar investieren und schauen sich nach sichereren Alternativen um.

So notierte der Dollar zuletzt auf einem Niveau nahe bei 81 Rappen und markiert somit ein 14-Jahres-Tief gegenüber dem Franken. Seit Anfang April ist der handelsgewichtete Dollarkurs um 4 Prozent gefallen, wobei sich der Rückgang nach der Ankündigung der 90-tägigen Handelspause beschleunigte.

Diese Entwicklung ist jedoch eher überraschend, da ein Land, das Zölle auf Importe erhebt, seine Währung üblicherweise aufwertet. Infolge des Importrückgangs sowie der Erwartung einer höheren inländischen Inflation und höherer Zinssätze verringert sich die Nachfrage nach ausländischer Währung, was die lokale Währung wiederum wichtiger macht. So zumindest die Wirtschaftstheorie.

Laut EFG liegt der Hauptgrund der Dollarabwertung in der abnehmenden Glaubwürdigkeit der USA als verlässlicher Partner. Nicht nur im Handel, sondern auch in anderen Bereichen wie der Verteidigung und im Hinblick auf die Unterstützung der internationalen Ordnung. Die Bank schreibt in einem Bericht: «Die Beziehung zwischen dem Zinsgefälle in den USA und der Eurozone und dem Euro-Dollar-Wechselkurs scheint sich in den letzten Monaten aufgelöst zu haben.»

Gleichzeitig sei der Dollar laut Kaufkraftvergleich noch immer überbewertet – besonders gegenüber dem Yen und dem Pfund (bis zu 25 Prozent). Der Schweizer Franken dagegen sei kaum überbewertet und bleibe gefragt, da er – wie der Yen und Gold – als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gilt.

Allzeittief verhindern

EFG stellt die These auf, dass der Dollarkurs gegenüber dem Franken ohne zusätzliche Schritte gar Richtung 0,75 fallen dürfte. Die Experten betonten, dass aktuell «alle Schritte der US-Regierung, die zur Wiederherstellung von Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Vorhersehbarkeit beitragen, den Dollar stützen.»

So würde eine Ankündigung, welche die Bedenken der Märkte hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen verringert, bereits zu einer Stabilisierung des Devisenmarktes beitragen. Laut EFG sei die Nachricht vom Wochenende, dass Mobiltelefone und Laptops vorerst von den Zöllen ausgenommen werden sollen, ein Schritt in die richtige Richtung. 

So oder so dürfte die US-Währung mittelfristig eine geringere Rolle im internationalen Finanzsystem schliessen. EFG und die UBS vermuten, dass der seit 1947 als wichtigste Reservewährung geltende Dollar künftig einen geringeren Anteil in den Devisenreserven der Zentralbanken ausmachen wird. Diese Tendenz wäre jedoch nicht neu, da in vergangenen Jahren andere Währungen Marktanteile gewonnen haben.

UBS-Chef-Ökonom Paul Donovan zufolge muss «eine Währung nicht perfekt sein, sie muss nur besser sein als die Alternativen.» Bei einigen dieser Kriterien werde der Vorteil des US-Dollars wahrscheinlich weiter schwinden, aber sein Reservestatus wird nicht völlig verschwinden. Auch EFG bestätigt: «Es wird sich über Jahre hinziehen, da es derzeit keine glaubwürdige Alternative gibt, die den Dollar ersetzen könnte.»

Letztendlich würden die mittelfristigen Trends am Devisenmarkt von der Wirtschaftspolitik bestimmt, die von Regierungen auf der ganzen Welt als Reaktion auf die Massnahmen der Trump-Administration beschlossen wird.

(cash)