Die Aktien der Online-Apotheke DocMorris steigen am Dienstag um 6,5Prozent auf 70,35 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) unverändert notiert. Seit Jahresbeginn hat der Kursverlauf indessen arg enttäuscht. Die DocMorris-Titel stehen fünf Prozent tiefer und haben die zwischenzeitlichen Kursgewinne von 40 Prozent mehr als hergegeben. 

Ein Grund für die deutlich nachgebenden Kurse in der letzten Wochen war ein skeptischer Kommentar der UBS zu den Nutzerdaten der neu eingeführten App für das E-Rezept. Die aktuellen Daten zeigten, dass die App-Downloads seit der Einführung des E-Rezepts in Deutschland bei den Krankenversicherern weitaus höher seien als bei den Online-Apotheken, so die UBS.

Dies unterstreiche die Relevanz der Apps der Krankenversicherer, da diese die grosse Reichweite nutzen, um als «Gatekeeper» den Verkehr von den Apps der Versandapotheken wegzulenken, so die UBS. 

Die fallenden Kurse wurden von verschiedenen Marktkommentatoren zudem mit den Argumenten begründet, Amazon könnte langfristig in den Markt eintreten und die Erwartungen an die weitere Entwicklung der Online-Apotheken seien zu hoch. 

Sehr gute Entwicklung bei den App-Downloads im April und Mai

Die Zürcher Kantonalbank gibt am Dienstag beim Thema App-Downloads indes Entwarnung. Zwar geben weder Apple noch Google die genaue Anzahl der Downloads in ihren App-Stores öffentlich bekannt und nur die App-Entwickler können auf detaillierte Analysen zugreifen. Die Dienste von Drittanbietern könnten zwar Schätzungen der Downloadzahlen liefern, diese seien jedoch keine exakten Zahlen.

«Ausserdem wissen wir nicht, wie oft diese Zahlen aktualisiert werden», schreibt der zuständige ZKB-Analyst in einem Kommentar und widerspricht damit indirekt den Aussagen des UBS-Experten. Gegenüber der ZKB bestätigte DocMorris am Montag eine gute Geschäftsentwicklung und eine sehr gute Entwicklung der App-Downloads im April und Mai 2024.

Kurzfristiges Potenzial macht der ZKB-Experte deswegen nicht aus, da es sehr kurzfristig kein positives Trigger-Potenzial mehr für die Aktie gibt nach der erfolgreichen Einführung des E-Rezepts und der Zulassung der NFC-Funktion auf der App. Zudem dürfte DocMorris für das erste Halbjahr 2024 aufgrund des derzeit laufenden Marketing-Wettlaufs um Kunden wohl einen hohen Verlust ausweisen.

Vom Potenzial bleibt die ZKB überzeugt und bestätigt das Aufwärtspotenzial mit einem fairen Wert pro Aktie von 105 Franken. «Wir raten jedoch weiterhin zu Geduld», so der ZKB-Analyst.

DocMorris ein Übernahmeziel?

Kurstreibend wirkt am Dienstag auch eine Studie von Warburg Research, in welcher der zuständige Analyst mögliche Übernahmeziele im Bereich der Online-Apotheke nennt. Auf der Liste steht auch DocMorris als zweitgrösste europäische Online-Apotheke.

Die Position von DocMorris im attraktiven deutschen Apothekenmarkt bleibe stark und die Schweizer Firma würde einem strategischen Investor eine gute Eintrittsmöglichkeit bieten. Nicht neu, aber vom Analysten wieder erwähnt sind dabei Spekulationen, wonach Amazon und einen Einstieg in den europäischen Apothekenmarkt erwägen könnte.

Thomas Daniel Marti
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