Gemäss Analysten der Zürcher Kantonalbank steigen die Marketingausgaben bei DocMorris überproportional an. «Das enttäuschend langsame Wachstum der Rx-Umsätze kombiniert mit den intensivierten Marketingaufwendungen belastet den freien Cashflow von DocMorris

Dieser Umstand dürfte auch mitunter für die Kursverluste kurz nach Börsenstart am Dienstagmorgen sein. Die DocMorris-Valoren sinken um 2,4 Prozent, während der Swiss Performance Index weitgehend unverändert notiert.

Seit Monaten warnen Experten, darunter auch die Spezialisten der US-Investmentbank Jefferies, vor einer möglichen Kapitalerhöhung aufgrund des akuten Liquiditätsengpasses bei der Online-Apotheke.

Während die Jefferies-Analysten von einem Kapitalbedarf von 150 bis 200 Millionen Franken ausgehen, bestätigen die ZKB-Experten ihr Basisszenario von einer Kapitalerhöhung von 30 bis 60 Millionen Franken. Beide Finanzinstitute empfehlen DocMorris-Titel erst nach einer Kapitalmassnahme zu kaufen.

E-Rezepte und Ausblick

Gemäss DocMorris habe sich das Wachstum im RX-Geschäft vor allem im vierten Quartal deutlich beschleunigt und der Umsatz sei im Schlussquartal um fast 17 Prozent auf 53 Millionen gestiegen. Die Zahl der Neukunden im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht. Für die ZKB sind dies jedoch «bescheidene» Wachstumsraten. Zudem liegen sie unter dem Marktkonsens. 

Zwar ist die Bewertung gemessen am Marktpotenzial sehr tief, reflektiert aber eben «die gestiegene Refinanzierungsunsicherheit», so die ZKB in ihrer Ergebnisseinschätzung weiter. Der Cash-Bestand betrug Ende 2024 95 Millionen Franken. Das Unternehmen benötigt gemäss ZKB für das operative Geschäft eine Liquidität in der Höhe von etwa 35 Millionen Franken, wobei die Experten gleichzeitig mit einem negativen freien Cashflow für das erste Halbjahr 2025 von 35 Millionen Franken rechnen.

Am Donnerstag, 23. Januar findet bei der ZKB ein Sell-Side-Roundtable mit dem DocMorris-Management und am Abend das CEO-Dinner statt. Man erhofft sich weitere Informationen zum bevorstehenden Geschäftsverlauf beziehungsweise der Liquiditätssituation.

Die vollständigen Zahlen für 2024 wird DocMorris am 13. März publizieren. Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) wird gemäss heutigem Stand ein Minus von rund 50 Millionen Franken erwartet. Die Investitionen, welche vor allem ins Marketing fliessen, werden dabei auf 30 Millionen Franken beziffert.

(cash/AWP)