Mehr als 17 Prozent hat die Aktie von DocMorris im Vorfeld des Zwischenberichts für das dritte Quartal eingebüsst. Begleitet wurde dieser Kursrückgang von Befürchtungen, wonach die Versandapotheke im zukunftsträchtigen Geschäft mit E-Rezepten Marktanteile an den übermächtigen Gegenspieler Redcare Pharmacy verloren haben könnte.

Hektische Reaktion der Börse

Allerdings bleibt die grosse Enttäuschung aus, wie die Umsatzzahlen am frühen Dienstagmorgen zeigen. Mit einem Gruppenumsatz von 265,7 Millionen Franken werden die bei 264,8 Millionen Franken liegenden Analystenschätzungen sogar etwas übertroffen. Ähnliches gilt für die E-Rezept-Umsätze. Diese sind im Jahresvergleich um gut 11 Prozent auf 48,1 Millionen Franken gewachsen. Dem Unternehmen zufolge beschleunigte sich das Wachstum in diesem Geschäftsbereich in den letzten Wochen des dritten Quartals sogar auf mehr als 25 Prozent.

Es sind diese Aussagen, welche in hiesigen Börsenkreisen mit Beruhigung zur Kenntnis genommen werden. Rückblickend erweise sich die Angst vor Marktanteilsverlusten an Redcare Pharmacy als übertrieben, wie es heisst. Nach einem vorbörslichen Rücksetzer auf ein neues Jahrestief bei 30,40 Franken kann sich die DocMorris-Aktie aufrappeln. Zur Stunde gewinnt sie noch 2,5 Prozent auf 31,56 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 32,90 Franken.

So richtig zufrieden sein können die Aktionärinnen und Aktionäre der Versandapotheke dennoch nicht. Da wäre einmal die enttäuschende Aktienkursentwicklung. Seit Januar hat das Unternehmen fast 60 Prozent seines Börsenwerts eingebüsst. Von den Jahreshöchstkursen von Mitte Februar aus betrachtet, beträgt das Minus sogar um die 70 Prozent.

Ausserdem hat Redcare Pharmacy die Nase in Sachen Wachstum klar vorn. Der Gegenspieler steigerte den E-Rezept-Umsatz im dritten Quartal um gut 80 Prozent auf 69,5 Millionen Euro. Für den Monat September weist er sogar eine Umsatzverdoppelung auf. Wie die US-Investmentbank Jefferies schreibt, gerät DocMorris immer mehr ins Hintertreffen. Das Management müsse nun den Beweis antreten, dass die hohen Marketing- und Promptionskosten nicht umsonst seien. Jefferies hält der Aktie vorerst die Treue und preist diese mit einem Kursziel von 65 Franken zum Kauf an.

DocMorris die am häufigsten leerverkaufte Aktie der Schweiz

Die Zürcher Kantonalbank weist hingegen darauf hin, dass die Erwartungen an den Zwischenbericht für das dritte Quartal wenig ambitioniert waren. Der zuständige Analyst selbst war von mehr Dynamik ausgegangen und zeigt sich deshalb eher etwas enttäuscht. Angesichts des riesigen kommerziellen Potenzials des E-Rezepts in Deutschland stuft er die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" ein und kommt auf einen rechnerischen fairen Wert von 90 Franken.

Gewohnt pessimistisch gibt sich sein Berufskollege bei der UBS. Er fühlt sich vom Zwischenbericht in seiner Verkaufsempfehlung sowie im 12-Monats-Kursziel von 27 Franken bestärkt. Redcare Pharmacy sei im dritten Quartal deutlich stärker gewachsen als DocMorris, so sein Urteil.

Noch ist unklar, wie die Leerverkäufer auf den Zwischenbericht reagieren dürften. Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global zeigen, liefen Ende September Wetten im Umfang von fast 46 Prozent aller ausstehenden Titel gegen DocMorris. Das ist ein neuer Rekordwert und macht die Versandapotheke zur am häufigsten leerverkauften Aktie der Schweiz.