Erfolgreiche Unternehmen mit einem freien Cashflow beteiligen ihre Aktionärinnen und Aktionäre am Unternehmensgewinn. In diesem Fall zahlen sie eine Dividende aus. Aus Sicht des Aktionärs ist die von ihr oder ihm erhaltene Dividende ein Einkommen und muss als solches auch so versteuert werden.
Die wichtige Kenngrösse für Investierende ist die Dividendenrendite. Diese gibt an, wie hoch die jährliche Dividende eines Unternehmens im Verhältnis zu dessen Aktienkurs ist.
Die Dividendenrendite wird in Prozent ausgedrückt und berechnet sich, indem der ausgeschüttete Betrag durch den Aktienkurs dividiert wird. Zahlt zum Beispiel ein Unternehmen eine jährliche Dividende von fünf Franken pro Aktie und der Aktienkurs beträgt 100 Franken, dann liegt die Rendite bei fünf Prozent. Aktien von Unternehmen, die regelmässig Dividenden bei einer attraktiven Dividendenrendite ausschütten, werden als sogenannte Dividendentitel oder Dividendenperlen bezeichnet.
Das sind die wichtigen Punkte, welche Anlegerinnen und Anleger wissen sollte:
1) Wie viele Schweizer Unternehmen zahlen eine Dividende?
Von den 207 im Swiss Performance Index (SPI) vertretenen Unternehmen dürften im laufenden Börsenjahr gemäss Bloomberg-Daten 163 eine Dividende auszahlen - das entspricht einem Anteil von fast 80 Prozent.
2) Wie hoch ist die Dividendenrendite des Swiss Performance Index?
Die Dividendenrendite der Swiss Performance Index (SPI) beträgt für das laufende Börsenjahr 3,1 Prozent. Bei einem Punktstand von gegenwärtig rund 16'210 Punkten erwarten die Marktteilnehmer, dass die Unternehmen im nächsten Jahr etwas mehr als 500 Franken an Dividenden ausschütten.
3) Wann wird die Dividende ausbezahlt?
Schweizer Unternehmen zahlen die Dividende in der Regel einmal pro Jahr aus. Die Höhe der Dividende wird vom Verwaltungsrat des Unternehmens vorgeschlagen und an der Generalversammlung der Aktionäre abgesegnet. Im Vergleich zur hiesigen Praxis schütten US-Unternehmen die Dividende hauptsächlich vierteljährlich respektive quartalsweise aus.
4) Wie wichtig ist die Dividende?
Die Dividende und die daraus abgeleitete Dividendenrendite sind ein wichtiger Indikator. Sie zeigen, wie rentabel eine Aktie durch Dividendenzahlungen ist. Eine hohe Dividendenrendite kann attraktiv sein, sollte aber im Kontext der Unternehmensstabilität, Verschuldung des Unternehmens und der zukünftigen Ertragskraft betrachtet werden.
5) Welche Unternehmen zahlen wenig oder gar keine Dividende?
Es gibt in der Regel zwei Gründe, weshalb eine Aktiengesellschaft keine Dividende bezahlt. Erstens sind dies Firmen, die sich in einer finanziell herausfordernden Situation befinden. Diese Unternehmen verzichten vollständig auf die Ausschüttung - oder sie fällt deutlich unter dem Wert der Vorjahre aus. In diese Kategorie fallen Firmen wie Adval Tech, AMS Osram, Aryzta, GAM, Kudelski, Leonteq, OC Oerlikon, Schweizerische Nationalbank oder Swiss Steel. Eine weitere Gruppe umfasst pleite gegangene oder wegfusionierte Unternehmen wie Swissair und Credit Suisse, welche ebenfalls keine Dividende mehr zahlen.
Die zweite Kategorie umfasst Wachstumsfirmen, welche häufig ihren Gewinn zu grossen Teilen oder zu 100 Prozent wieder in das Unternehmen reinvestieren. Dies galt bis vor ein paar Jahren für Schweizer und US-Tech-Unternehmen. In der Schweiz hat sich aber seither eine Trendwende ergeben. Schweizer Wachstumsunternehmen wie Also, Alcon, U-blox, Comet, Inficon, Logitech, Temenos, SoftwareOne oder VAT zahlen mittlerweile alle eine Dividende. Dies trifft auch für die wachstumstarken Medizinaltechnik-Unternehmen wie Sonova oder Straumann zu. Die Dividendenrenditen von Wachstumsfirmen liegen aber deutlich unter den Dividendenrendite der attraktiven Dividendenzahler.
5) Welche Unternehmen werden traditionell als attraktive Dividendenzahler angesehen?
Am Schweizer Aktienmarkt sind viele der stärksten Dividendenzahler Unternehmen aus dem Finanz- und Versicherungsbereich. Die Liste wird von Swiss Re (Dividendenrendite 5,7 Prozent), Zurich Insurance (5,5 Prozent), Valiant (5,3 Prozent), Glarner Kantonalbank (5,3 Prozent), Vontobel (5,2 Prozent), Cembra (5,2 Prozent) und Julius Bär (5,1 Prozent) angeführt.
Ausserhalb des Finanzbereichs gibt es mit APG (5,5 Prozent), Burkhalter (5,1 Prozent), StarragTornos (5 Prozent), BB Biotech (4,7 Prozent) und Ascom (4,6 Prozent) ebenso Titel mit einer attraktiven Dividendenrendite und angemessenen Fundamentaldaten.
Etwas zurückgefallen sind die im SMI vertretenen, klassischen Dividendenperlen wie Holcim (3,4 Prozent), Swisscom (4,1 Prozent), Nestlé (3,2 Prozent), Novartis (3,5 Prozent) oder Roche (3,1 Prozent). Gerade bei erstgenannter Holcim ist die Dividendenrendite gesunken, weil der Aktienkurs in den letzten zwölf Monaten um 38 Prozent angestiegen ist. Die Attraktivität der Aktie hat entsprechend wegen der tieferen Dividendenrendite etwas nachgelassen.
6) Sind Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite attraktiv?
Dies ist eher selten der Fall. Im SPI weisen Adecco mit 8 Prozent, gefolgt von VP Bank mit 7,1 Prozent und Mobilezone mit 6,4 Prozent die höchsten Dividendenrenditen aus. Allerdings sind diese Renditen nur «optisch» attraktiv, denn bei diesen drei Titeln wissen die Fundamentaldaten nicht vollständig zu überzeugen. Adecco hat über die letzten Jahre viele Schulden angehäuft, die VP Bank hat im operativen Geschäft Schwierigkeiten und bei Mobilezone sind die Wachstums- und Margenperspektiven durchzogen. Deshalb gilt, vor einem Investment eine übermässig hohe Dividendenrendite genauer unter die Lupe zu nehmen.
7) Wieviel trägt die Dividende zum Gesamtertrag einer Investition bei?
Am Gesamterfolg machen die Dividendenrenditen am hiesigen Aktienmarkt einen grösseren Anteil aus als allgemein angenommen. Im Jahr 2023 belief sich die Gesamtrendite im Swiss Market Index (SMI) auf 7,8 Prozent. Davon entfiel mehr als die Hälfte auf Dividendenausschüttungen, die knappere andere Hälfte auf Aktienkursgewinne. Gerade am Schweizer Aktienmarkt sind die Dividenden ein wichtiger Bestandteil für die Gesamtperformance.
7) Wieso ist die Dividendenrendite in der Schweiz höher als in den USA?
Die tieferen Dividendenrenditen sind darauf zurückzuführen, dass in den USA eine deutlich grössere Anzahl an Unternehmen Gelder hauptsächlich über sogenannte Aktienrückkauf-Programme an die Aktionäre zurückführt. Aktuell kaufen in den USA mehr als 60 Prozent der im S&P 500 Index vertretenen Unternehmen Aktien im Umfang von mehr als fünf Millionen Dollar pro Quartal zurück. Dieser Anteil ist in der Schweiz bescheiden. Aktuell laufen 19 laufende oder angekündigte Aktienrückkaufprogramme auf den SPI mit seinen 207 Unternehmen.
Dieser Unterschied zu Übersee ist primär auf steuerliche Gründe zurückzuführen. Entsprechend sind Aktienrückkäufe für die Bewertung bei den US-Unternehmen wichtiger, während hier der Dividendenrendite grössere Bedeutung zukommt.
9) Welchen Einfluss hat ein sinkender oder steigender Aktienkurs auf die Dividendenrendite?
Zahlt ein Unternehmen über zwei Jahre eine konstante Dividende aus, dann führt ein steigender Aktienkurs zu einer sinkenden Dividendenrendite. Dies, weil ein Anleger für die gleichbleibenden Dividenden einen höheren Kaufkurs bezahlen muss. Sinkt auf der anderen Seite der Aktienkurs, so steigt die Dividendenrendite an. Anlegerinnen und Anleger, welche eine Investitionsstrategie mit hohen Dividendenrenditen verfolgen, sollten auf eine nachhaltige Dividendenausschüttung oder gutes Dividendenwachstum sowie ein attraktives Renditeniveau achten.
10) Können Kursverluste mit Dividendenzahlungen ausgeglichen werden?
Anlegerinnen und Anleger können durchaus dank der Dividende gewisse Kursverluste ausgleichen. Bei einem grösseren Kursverlust von 20 bis 30 Prozent ist dies allerdings ein schwieriges oder zeitlich aufwendigeres Unterfangen. Die besten Chancen auf eine interessante Gesamtrendite haben Aktionärinnen und Aktionäre, die einen Titel längerfristig halten und die ausgeschütteten Dividenden wieder in die Aktie reinvestieren. Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse, mit denen die Investment-Legende Warren Buffett ein Milliardenvermögen aufgebaut hat.
8 Kommentare
Glarner Kantonalbank zahlen über 5 % aus. Für mich ein Obligations-Ersatz. Trotz des Kursrückgangs ein attraktiver Titel, nach dem Motto : lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.
Eine Aktie als Obligationenersatz? EK gegen FK? Vorrangig gegen ungesichert?
Und die Mär von der Dividende als Heilliger Gral des Investors wird einmal mehr weitererzählt.
Was ist eine Dividende? Es ist die Ausschüttung von Eigenkapital. Mit anderen Worten: Der Substandwert des Unternehmens wird reduziert. Gleichermassen wird der freie Cash Flow, der für Innovation und Wachstum investiert wreden kann, reduziert.
Ein Unternehmen, dass also sein EK reduziert, sagt damit nichts anderes, als dass es keine Investitionsmöglichkeit für dieses Geld sieht, die einen return abwirft, der grösser gleich der durch das aktuelle Geschäft erwirtschafteten operativen Rendite ist. Mit anderen Worten: Das Unternehmen ist weder innovativ noch hat es Wachstumspotential. Nicht das, was ein Investor gerne sieht
Wird die Dividende ausgeschüttet, wird der Unternehmenswert um den entsprechenden Betrag reduziert, der Aktienkurs folgt dem entsprechend. Die Dividende ist daher nichts anderes als eine Vermögensumverteilung von Unternehmen zum Aktionär.
Eine Dividende wird steuerrechtlich als Einkommen definiert und ist entsprechend einkommenssteuerpflilchtig. Wäre die Dividende im Unternehmen geblieben, wäre die Aktie entsprechend mehr wert. Und auf den Kapitalgewinn bezahlt der Aktionär keine Steuern. Die Ausschüttung von Dividenden führen daher für den Aktionär zu einem geringeren Ertrag als keine Ausschüttung. Und für all jene, die etwas Cash aus ihren Anlagen zum Leben brauchen: Dazu braucht man keine Dividenden, dazu verkauft man halt die eine oder andere Aktie. Wer bei einem konkurrenzfähigen Broker sein Portfolio führt, bezahlt für einen solchen Verkauf ein paar Dollar. Übrigens ist ein weiterer Vorteil vom Verkaufen von Aktien, dass man den Zeitpunkt für den Verkauf selber bestimmen und so auch relative Kursschwankungen für sich gut nutzen kann.
Unter dem Strich: Glaubt diese Mär der Dividendenaktien nicht. Eine regelmässige Dividende sagt nur, dass ein Unternehmen in einem Markt ein stabiles Geschäftsmodell hat. Es ist eher ein Kontraindikator für Innovation und Wachstum. Und Dividenden sind steuertechnisch zum Fenster hinaus geworfenes Geld.
Hoegh Autoliners schütten über 20 Prozent aus, ich habe noch diverse Ami- Investaktien im Portfolio mit 9-14 Prozent Dividende. Deutsche Autobauer zahlen auch zwischen 6-8 Prozent, Tabakkonzerne wie Altria oder Bat sind auch bei über 8 Prozent. Dazu etwas Tech Zeug wie Nvidia oder Meta / Apple zum Gewinne realisieren, ich denke es ist die Mischung und Vielseitigkeit welche beim einschenken die Masse in den Krug füllen...
ich bin aber ein Neuling, wie es bei der Steuererklärung aussieht erfahre ich erst wenn ich mich der Materie endlich annehme😀
Also ich habe SwissRe, Holcim und Shell auf dem Tiefpunkt gekauft (kurz noch Corona). Gute Dividenden und Kursgewinn. Zudem zahle innovative Unternehmen wie Microsoft, Google und Apple auch kleine Dividenden.
Dividenden sind ein Anteil vom Gewinn und lassen so die Geldgeber resp. Aktionäre direkt am Erfolg des Unternehmens teilhaben. Auch bei einer Baisse zahlen die guten Unternehmen oder die sogenannten Aristokraten Dividenden aus. Da ist es langfristig zB auch viel einfacher eine Baisse auszusitzen. Dies ist vorallem für Rentner entscheidend, die auch im Alter weiterhin in Aktien und somit am Wirtschaftswachstum teilhaben wollen. Wichtig ist, dass nicht mehr als 50-60% ausgeschüttet wird, somit bleiben EK und Mittel für Investitionen und Acquisition erhalten.
Bezüglich Holcim bin ich mit Ihrer Einschätzung nicht einverstanden, denn ein sehr wichtiges Kriterium, dass die Dividende weiterhin für 8 - 10 Jahre steuerfrei bleiben wird, erwähnen Sie nicht in Ihrem Beitrag. Dadurch ist Holcim mE weiterhin ein attraktiver Dividendenzahler unter den SMI Titel. Mit einem freien Cash Flow von über 3 Mrd. Franken wäre ich nicht überrascht, wenn die Dividende nach dem sehr profitablen HJ sogar auf 3 Franken angehoben würde.
Holcim täte gut daran, seinen freien Cash Flow zu behalten und für weiteres Wachstum, im Fall von Holcim eher durch Aquisition, zu behalten.
Wir dürfen zudem nicht vergessen, dass Holcim sowohl durch den Ausstieg aus dem brasilianischen als auch aus dem russischen Markt nicht nur Umsatz sondern auch Eigenkapital (nur Russland) verloren hat, wobei der Abschreiber auf dem EK wohl mehr schmerzen wird als der Umsatzrückgang. Allerings ging mit dem Ausstieg aus dem Russlandgeschäft auch eine Wachstumsoption verloren.
Es kommt hinzu, dass Holcim, wie die ganze Baustoffbranche insgesamt, vor grossen Herausforderungen und damit verbundenen Investitionen hinsichtlich Klimanteutralität und Digitalisierung steht. Beides will auch finanziert werden.