In vielen Teilen der Welt ist die Anzahl der Neuerkrankungen am Coronavirus stark rückläufig. Dennoch finden sich auch in Europa viele Unternehmen im "perfekten Sturm" wieder. Nicht wenige haben deshalb schon vor Wochen in den Überlebens-Modus geschaltet. Dazu zählt auch, die ursprünglichen Dividendenpläne über den Haufen zu werfen. Gerade bei den Banken geschah dies nicht ganz freiwillig, sondern auf Druck der Regulatoren hin.

Dass Unternehmen ihre Dividende kürzen oder gar ganz streichen, ist und bleibt ein zentrales Thema an den Aktienmärkten. Das kommt nicht von ungefähr. Denn je nach Betrachtungszeitraum tragen Dividenden bei Aktien bis zu zwei Dritteln zur Gesamtrendite bei. Mit anderen Worten: Dividenden sind aus Sicht eines Aktienanleger sehr viel mehr als bloss ein Apropos.

Zumindest für Europa lässt sich nun aber Entwarnung geben. Wie die britische Barclays am frühen Donnerstagmorgen in einem Strategiepapier schreibt, haben sich die Dividendenerwartungen in den letzten Wochen stabilisiert. Das gilt auch für die Erwartungen an die Dividenden für das laufende Jahr, welche erst im nächsten Frühling zur Auszahlung kommen. Dabei stützen sich die Autoren der Grossbank einerseits auf die Dividenden-Futures, andererseits aber auch auf Erhebungen der Beratungsfirma Markit ab.

Die Schweiz steht vergleichsweise gut da

Durchschnittlich waren die Dividendenerwartungen über die grössten europäischen Unternehmen hinweg seit Jahresbeginn um 33 Prozent rückläufig. Dass sich die Erwartungen bei den Firmen aus dem Gesundheitssektor dabei mehr oder weniger stabil entwickelten, dürfte niemanden überraschen. Bei Unternehmen aus den Wirtschaftszweigen Grundstoffe, Industrie und Finanzen gingen die Dividendenerwartungen hingegen um durchschnittlich rund 40 Prozent zurück. Anders als in den USA zählen die Technologiefirmen in Europa zu den Verlierern. Bei ihnen gingen die Dividendenerwartungen um mehr als 60 Prozent zurück.

Anleger, die auf Schweizer Aktien setzen, kommen hingegen mit einem blauen Auge davon. Alleine schon aufgrund der Dominanz der drei konjunkturresistenten Indexschwergewichte Nestlé, Roche und Novartis waren die Dividendenerwartungen am Schweizer Aktienmarkt nur leicht rückläufig. Selbst bei den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse oder den Versicherern Zurich Insurance und Swiss Life setzten die Analysten bisweilen nicht den dicken Rotstift an. Ob das so bleibt, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen