Die vergangenen Wochen haben es gezeigt: Der Präsident eines Landes und seine Administration können die Märkte weltweit abstürzen lassen. Nachdem der Zollstreit ausgehend von den Vereinigten Staaten Anfang April aufgeflammt war, fiel der Schweizer Aktienmarkt gemessen am Swiss Performance Index bis zu 13,6 Prozent. Auch andere Börsen in Europa, in den USA und Asien fielen im zweistelligen Prozentbereich. Anleger sind nun gefasst auf weitere turbulente Phasen in der Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident.

Zudem: Die Zinsen fallen. Nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins seit März 2024 von 1,75 Prozent auf gegenwärtig 0,25 Prozent gesenkt hat, sind weitere Zinsschritte nach unten möglich. Die Analysten des Finanzdienstleisters Nomura rechnen mit zwei Senkungen um je 25 Basispunkte im Juni und September - womit die SNB erneut zu Negativzinsen übergehen würde. Die Folge: Zinstragende Anlagen, etwa Kassenobligationen, werden weniger attraktiv.

Die sinkenden Zinsen und anhaltende politische Unwägbarkeiten sprechen für dividendenstarke Werte, da Anleger sich davon regelmässig erfolgende Zahlungen versprechen können. «In einem volatilen Marktumfeld bieten Dividendenaktien Stabilität und laufende Erträge – genau das suchen viele Anleger aktuell», sagt Martijn Rozemuller, CEO des Vermögensverwalters VanEck Europe. Er hat Anschauungsmaterial. Das verwaltete Vermögen des VanEck-Dividenden-ETF hat sich innert sechs Monaten verdoppelt. Es beläuft sich neu auf über zwei Milliarden Euro.

Zur Titelauswahl werden Kriterien wie das Dividendenwachstum und die Ausschüttungsstabilität angewendet. Unter den Top-Positionen befinden sich die US-Unternehmen Verizon Communications und Chevron, die Pharmakonzerne Pfizer und Roche sowie das deutsche Versicherungsunternehmen Allianz. 

Wer einen stärkeren Fokus auf den Schweizer Markt wünscht, kann den «iShares Swiss Dividend ETF» (CHDVD) und den «UBS ETF (CH) - MSCI Switzerland IMI Dividend Screened» (CHDIV) prüfen. Die beiden ETF investieren in Schweizer Aktien mit hoher Dividendenrendite und nachhaltiger Dividendenpolitik. Die Top-Positionen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

CHDVD (Blackrock) CHDIV (UBS)
Name Gewichtung (%) Dividendenrendite (%)  Name Gewichtung (%) Dividendenrendite (%) 
Nestlé 15,41 3,5 Nestlé 16,35 3,5
Novartis 14,92 3,8 Novartis 14,37 3,8
Zurich Insurance 14,87 4,9 Zurich Insurance 13,53 4,9
Roche 13,61 3,7 Swiss Re 11,58 4,1
Swiss Re 10,25 4,1 Kühne+Nagel 8,82 4,4

Tabelle: Top-Positionen der Dividenden-ETF von Blackrock (CHDVD) und UBS (CHDIV) / Quelle: Blackrock, UBS, Bloomberg / Stand: 25. April 2025

Der Dividenden-ETF von Blackrock, der «iShares Swiss Dividend ETF», bildet den «SPI Select Dividend 20 Index» nach. Dieser umfasst ein Set von 20 Unternehmen des Swiss Performance Index (SPI), die eine stabile Dividendenentwicklung und eine solide Rentabilität aufweisen. Der Index wird vierteljährlich angepasst, sodass die Gewichtung jedes Titels auf 15 Prozent begrenzt wird. Das verhindert eine zu starke Konzentration und damit Abhängigkeit von einer Aktie. Gemessen daran ist Nestlé im CHDVD zurzeit übergewichtet.

Seit der Auflage im April 2014 hat der ETF eine Gesamtrendite von 152,73 Prozent erzielt, während der Vergleichsindex auf 158,76 Prozent kam. Die Rückwärtsbetrachtung zeigt auf, wie der Fonds bislang verwaltet wurde. Sie ist aber kein sicheres Versprechen für die Zukunft. Derweil hat ein Anleger, der in den vergangenen zwölf Monaten an dem ETF beteiligt war, gemäss Informationen des Anbieters eine Dividendenrendite von 3,6 Prozent erhalten. Da der Fonds ausschüttend ist, werden die Erträge nicht wieder investiert, sondern an die Anleger ausbezahlt.

Der Dividenden-ETF der UBS wurde im März 2023 lanciert und ist ebenfalls ausschüttend. Seither hat er laut Anbieterangaben und nach Abzug von Gebühren eine Performance von 15,96 Prozent verzeichnet; der Vergleichsindex hat im selben Zeitraum 13,72 Prozent zugelegt.

Indes ist der Fonds etwas anders aufgebaut als der ETF von Blackrock. Das UBS-Produkt folgt einem Index aus der MSCI-Familie, der gute Dividendenpolitik sowie Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards («ESG-Kriterien») kombiniert - der «MSCI Switzerland IMI High Dividend Yield Low Carbon Select Screens Index». Die Titelauswahl gleicht einem Jonglieren mit vier Bällen: Die Rendite soll maximiert und die Abweichung vom Bezugsindex kleinstmöglich gehalten, während die Exposition zu Treibhausgasen reduziert und das Abschneiden in den ESG-Kriterien verbessert werden soll.

Wie sinnvoll sind Dividenden-ETFs?

Zwischen den beiden ETF gibt es Unterschiede. Einen machen die Kosten. Beim Dividenden-ETF von Blackrock liegt die Gesamtkostenquote bei 0,15 Prozent, beim ETF der UBS beträgt sie 0,20 Prozent.

Einen anderen Unterschied macht beispielsweise Adecco. Diese Aktie ist im ETF der UBS enthalten, nicht aber im ETF von Blackrock. Der Personaldienstleister weist eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent aus und gilt generell als guter Dividendenzahler. Für das Jahr 2024 wurde die Ausschüttung an die Aktionäre jedoch auf 1 Franken von zuvor 2,50 Franken gekürzt. Zudem wurde die Ausschüttungspolitik mit dem Ziel angepasst, die Bilanz zu stärken. Entsprechend gelassen reagierten die Anleger, die Aktie zog am Tag der Adecco-Kommunikation zur Dividendenkürzung und zum Gesamtjahr 2024 an.

Dividenden-ETFs sind, gerade in Phasen erhöhter Unsicherheit, attraktiv. Es gibt jedoch einige Punkte, die man sich überlegen wird: Passt ein solcher ETF überhaupt in die eigene langfristig ausgerichtete Anlagestrategie? Zudem: Wie geeignet ist ein Dividenden-ETF, der stark auf den Schweizer Markt fokussiert ist? Zwar sind in den Fonds von Blackrock und UBS stabile Unternehmen mit solider Ausschüttungspolitik enthalten. Doch die Konzentration auf ein Land und relativ wenige Titel geht auf Kosten einer breiteren Streuung. So gesehen ergibt ein Dividenden-ETF Sinn, wenn er Teil einer umfassenderen, diversifizierten Anlagestrategie ist.

Reto Zanettin
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