1,75 Billionen Dollar, so hoch waren die Dividenden vergangenes Jahr weltweit. Damit wurde nicht nur die Prognose übertroffen, sondern auch das letztjährige Ergebnis konnte um 6,6 Prozent überflügelt werden.
Einmalige Sonderdividenden und der starke US-Dollar haben laut dem «Global Dividend Index» von Janus Henderson ihren Teil dazu beigetragen. Hauptsächlich aber war es die unerwartet starke Entwicklung in den USA und Japan im letzten Quartal, so die britische Investmentgesellschaft.
Allerdings verzeichneten auch andere wichtige Schwellenländer ordentliches Wachstum, insbesondere in Indien oder anderen Teilen Asiens. 17 von 49 Länder haben laut Janus Henderson Rekordergebnisse erzielt. Somit erhöhten beinahe 90 Prozent der Unternehmen ihre Dividenden oder hielten sie konstant.
Schweizer vorne mit dabei
Auch die Schweizer legten ein beachtliches Wachstum hin und konstatieren einen Rekordwert von 49 Milliarden Dollar. 85 Prozent der Schweizer Unternehmen im Index haben ihre Dividende im Jahr 2024 erhöht oder konstant gehalten.
Das Wachstum kann im internationalen Vergleich nicht ganz mithalten. «Das Schweizer Dividendenwachstum ist in der Regel eher gering, und 2024 war da keine Ausnahme. Die Ausschüttungen stiegen auf bereinigter Basis nur um 0,8 Prozent, was deutlich unter dem Rest Europas und der Welt liegt», kommentiert Marc Theis, Länderchef Schweiz bei Janus Henderson.
Neben unternehmensspezifischen Faktoren ist das auch dem starken Franken geschuldet. Ein Grossteil der Schweizer Unternehmen generiert die Gewinne im Ausland. Diese Gewinne müssen in Franken umgetauscht werden, damit die Dividende in Franken an die Aktionäre ausbezahlt werden kann. Über eine längere Sicht vermag das Dividendenwachstum in der Schweiz dennoch zu überzeugen.
Hierzulande leistete - wenig überraschend - die Finanzbranche den stärksten Beitrag zum Dividendenwachstum. Die Grossbank UBS geht dabei als Top-Zahler aus der Auswertung heraus. UBS-Aktionäre sollen für 2024 eine um 29 Prozent höhere Dividende von 0,90 Dollar pro Aktie erhalten. Für das neue Geschäftsjahr dürfte sie laut Management dann wieder um etwa 10 Prozent steigen. Nach UBS folgen die Versicherer Zurich und Swiss Re als Meistzahlende.
Gleichzeitig macht eine erhebliche Kürzung durch den Transportkonzern Kühne & Nagel mehr als die Hälfte des gesamten Schweizer Dividendenwachstums zunichte. Während im Jahr 2023 pro Aktie noch 10,00 Franken ausgeschüttet wurden, gibt es für 2024 eine Reduktion auf 8,25 Franken pro Aktie. Grund dafür seien die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die das Unternehmen dazu zwang, seine Ausschüttungsstrategie anzupassen, um langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Überproportionaler Einfluss
Auf internationale Sicht überzeugen einmal mehr die Technologieriesen mit ihrer Marktstellung beziehungsweise ihrem Einfluss. Die grössten Dividendenausschüttungen im Index kamen von Meta und Alphabet in den USA sowie von Alibaba in China. Dabei ist die Ausschüttung von Meta eine Premiere. Anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums verkündete der Konzern Anfang 2024, die Eigner sollen 0,5 Dollar je Aktie erhalten.
Mit einer zusammengerechneten Ausschüttung von leicht über 15 Milliarden Dollar machen sie ein Fünftel des weltweiten Dividendenwachstums aus. Gerade Technologieunternehmen sind an einem Punkt angekommen, an dem Dividenden eine logische Konsequenz sind, um überschüssige Liquidität an die Aktionäre zurückzugeben, so Janus Henderson.
Jane Shoemake, Client Portfolio Manager im Global Equity Income Team bei Janus Henderson, sagt: «Einige der wertvollsten Unternehmen der Welt, vor allem diejenigen, die ihre Wurzeln im US-Technologiesektor haben, zahlen zum ersten Mal Dividenden. Damit entkräften sie die Behauptung, diese Gruppe würde diesen Weg der Kapitalrückgabe an die Aktionäre meiden.» Sie beweisen damit, dass sie genau wie die erfolgreichen Unternehmen vor ihnen mit zunehmender Reife Liquiditätsüberschüsse erwirtschaften, die sie an ihre Anleger zurückgeben können. Diese Unternehmen gäben dem weltweiten Dividendenwachstum derzeit einen deutlichen Schub, so die Expertin.
Übersicht der grössen Dividendenzahler der vergangenen sechs Jahre.
Aus sektoraler Sicht kam fast die Hälfte des Dividendenwachstums 2024 aus dem Finanzsektor – insbesondere aus dem Bankensektor, dessen Dividenden bereinigt um 12,5 Prozent gestiegen sind. Die Dividenden des Mediensektors verzeichneten ebenfalls ein gutes Wachstum und verdoppelten sich auf bereinigter Basis dank der Zahlungen von Meta und Alphabet.
Das Wachstum war jedoch sehr breit aufgestellt: Telekommunikation, Baugewerbe, Versicherungen, Gebrauchsgüter und Freizeit verzeichneten allesamt zweistellige Zuwächse. Die schwächsten Sektoren waren Bergbau und Verkehrswesen, die zusammen 26 Milliarden Dollar weniger auszahlten als im Vorjahr.
Ausblick
«So wie es aussieht, ist 2025 ein ungewisses Jahr für die Weltwirtschaft», schreiben die Experten in ihrem Bericht. Sie dürfte weiterhin in einem vernünftigen Tempo wachsen, aber das Risiko von Zöllen und möglichen Handelskriegen könnte zusammen mit der hohen Staatsverschuldung in vielen grossen Volkswirtschaften 2025 zu weiterer Marktvolatilität führen. «Auf einigen Anleihemärkten sind die Renditen bereits auf den höchsten Stand seit Jahren gestiegen. Höhere Marktzinsen bremsen die Investitionen, verlangsamen das längerfristige Gewinnwachstum und erhöhen die Finanzierungskosten, was sich auf die Profitabilität auswirkt», erklärt Shoemake.
Dennoch erwarten die Märkte nach wie vor steigende Unternehmensgewinne in diesem Jahr – den Konsensprognosen zufolge um mehr als 10 Prozent. Ausserdem erweisen sich Dividenden über Konjunkturzyklen hinweg meist wesentlich stabiler als Gewinne. Für das kommende Jahr rechnet Janus Henderson daher mit einem Dividendenwachstum von 5,0 Prozent, was den Gesamtbetrag der Ausschüttungen auf 1,83 Billionen Dollar bringen würde - ein weiterer Rekord.
Da der US-Dollar gegenüber vielen Währungen zulegt, was die Gesamtwachstumsrate verlangsamt, dürfte das bereinigte Wachstum für das Jahr eher bei 5,1 Prozent liegen, so die Experten der Investmentgesellschaft. Hohe Gewichtung legen die Experten zudem den Technologieriesen zu: «Die Ausschüttungsquoten der „Magnificent Seven“-Werte sind immer noch sehr niedrig, so dass es interessant sein wird zu sehen, ob sie ihre KI-Begeisterung mit mehr Dividendenwachstum untermauern, und wenn sie dies tun, könnte dies ein wichtiger Treiber des Dividendenwachstums für die kommenden Jahre sein.»