Die Aktien des Technologiekonzerns Alphabet sind dieses Jahr 30 Prozent in die Höhe geschossen. Der Titel schlägt den Gesamtmarkt gemessen am Nasdaq Composite Index deutlich. Dieser stieg in derselben Zeitperiode um 18 Prozent.

Alphabet hat mit der Suchmaschine Google und dem damit verbundenen Werbegeschäft eine erfolgreiche Cashcow im Unternehmen. Gleichzeitig setzt das Management auf die Chancen der Künstlichen Intelligenz und tätigt viele kleine Wetten auf die Zukunft. Der Gemini-Chatbot von Google ist bereits ein überzeugendes Produkt, aber der monetäre Erfolg bleibt vorerst abzuwarten.

In den im April gemeldeten Quartalszahlen spielte das Produkt noch keine Rolle, dennoch waren die Ergebnisse beeindruckend. Das Unternehmen verzeichnete ein Umsatzwachstum von 15 Prozent auf 80 Milliarden US-Dollar und steigerte den Gewinn gegenüber dem Vorjahr um fast 60 Prozent.

Alphabet hat laut den Analysten der Bank of America ein Ass im Ärmel, das den Aktienkurs in den nächsten Monaten ansteigen lassen könnte. Der Robotaxi-Tag von Tesla und die weitere Expansion von Waymo in Austin und Kalifornien könnten das Interesse an Alphabets Technologie für autonome Fahrzeuge wiederbeleben. Die US-Grossbank empfiehlt den Kauf der Aktie mit einem Kursziel von 200 Dollar.

Waymo strebt Expansion an

Seit 2018 hat das Interesse der Anleger an Waymo und dessen Beitrag zur Bewertung von Alphabet abgenommen. Waymo ist jedoch führend in den USA, was die gefahrenen Kilometer betrifft, und hat erhebliche Fortschritte bei der Kommerzialisierung seiner autonomen Fahrzeugflotte gemacht. Waymos Präsenz in San Francisco mit etwa 250 Autos ist kaum zu übersehen. «Mit den neuesten Durchbrüchen in der KI und der Datenverarbeitung hat die autonome Fahrzeugbranche eine bessere Chance, frühere Hindernisse zu überwinden und die Einführung zu beschleunigen», schreibt der zuständige Analyst Justin Post.

Waymo hat die Autonomiestufe 4 erreicht und seit dem Start im Jahr 2018 über 7 Millionen autonome Fahrzeugmeilen zurückgelegt. Gleichzeitig haben Konkurrenten Apple und Cruise mit technologischen Herausforderungen zu kämpfen. Waymo ist derzeit in Phoenix, San Francisco und Los Angeles tätig und plant den Start in Austin sowie die Erweiterung der Abdeckung in Kalifornien. Das Unternehmen führt wöchentlich etwa 50'000 bezahlte Fahrten durch (Stand: Mai 2024), im Vergleich zu einer geschätzten Rate von rund 15'000 Fahrten pro Woche für das gesamte Jahr 2023.

«Unter der Annahme, dass Waymo die Anzahl der Fahrten im Jahr 2024 weiter steigern kann, schätzen wir die Einnahmen für dieses Jahr auf 50 bis 75 Millionen Dollar», sagen die Analysten. Laut Schätzungen der Bank of America könnten die potenziellen Investitionen in Waymo (Verluste) im Jahr 2024 zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Dollar liegen, bei einer Belegschaft von 2500 bis 3000 Mitarbeitern. Daher muss Waymo noch Kosten senken. Bei einem Vergleich der Fahrtkosten zu Spitzenzeiten in San Francisco wurde festgestellt, dass die Preise von Waymo ungefähr 6 Prozent höher sind als die von Uber/Lyft (ohne Trinkgeld). Ausserdem liegen die Preise in der Branche immer noch deutlich über den Kosten pro Kilometer, die mit dem eigenen Autobesitz verbunden sind.

25 Prozent bis 2040

Der Technologiedienstleister Appinventiv schätzt, dass autonome Fahrzeuge (AVs) bis 2040 etwa 25 Prozent des Transportsystems ausmachen werden. Ride-Hailing könnte die Grundlage für Waymos Einnahmen sein, aber das Unternehmen hat auch Möglichkeiten, seine AV-Software zu lizenzieren und Partnerschaften in der Gig-Economy einzugehen. Ride-Hailing bezieht sich auf taxidienstähnliche Fahrten, die über Mobilitätsplattformen wie Uber, Bolt oder FreeNow vermittelt werden. Man bucht eine Fahrt und das Fahrzeug bringt einen direkt vom Startpunkt zum Ziel.

Der Markt für autonome Fahrzeuge ist enorm, und bereits 1 Prozent der jährlich in den USA gefahrenen Meilen könnte bei einem Umsatz von 3,50 Dollar pro Meile einen Umsatz von 108 Milliarden Dollar bedeuten. Unter der Annahme, dass Waymo 3 Prozent der gefahrenen US-Meilen zu einem wettbewerbsfähigen Preis von 1,60 Dollar pro Meile einnimmt, ergibt sich ein Umsatzpotenzial von 144 Milliarden Dollar. Laut dem Finanzdienstleister Pitchbook wurde Waymo im Jahr 2021 mit 30 Milliarden Dollar bewertet (ohne Auswirkungen auf den Wert der Google-Aktie), aber wenn die Börse einen klaren Weg zur Markterweiterung sieht (unterstützt durch GPUs und KI), besteht Potenzial für eine höhere Bewertung, lautet das Fazit von Post.

Die Bank of America befindet sich mit ihrem Kursziel von 200 Dollar in guter Gesellschaft. Laut Bloomberg-Daten gibt es 57 «Buy»-Ratings, elf «Hold»-Ratings und kein einziges «Sell»-Rating. Das durchschnittliche Kursziel liegt derzeit bei 196 Dollar.

ManuelBoeck
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