Kein SMI-Titel hat in dieser Woche so stark abgeschnitten wie die Genussscheine des Pharmaunternehmens Roche: Sie sind um über 2,1 Prozent gestiegen, während der Gesamtmarkt 1,3 Prozent sank. Mit dieser Performance übertrafen die Roche-Bons auch die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont sowie des Pharmazulieferers Lonza, die ebenfalls hinzugewonnen haben. Alle anderen Titel des Schweizer Leitindexes haben auf Wochensicht Verluste eingefahren.

Mit einem Kurs von gegenwärtig nahezu 280 Franken notiert Roche auf dem Niveau von Anfang September. Gegenüber dem Zwischentief bei unter 258 Franken von Anfang Oktober resultiert ein Zuwachs von über acht Prozent. Rückenwind kam in den letzten Tagen aus unterschiedlichen Richtungen.

Einerseits haben die Zahlen nach den ersten drei Quartalen des Jahres Schub gegeben: Das Unternehmen steigerte den Umsatz auf knapp 45 Milliarden Franken. Zudem hat das Management unter CEO Thomas Schinecker den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt. Die Nachrichten aus Basel wurden von den Anlegern positiv aufgenommen, am Tag der Berichterstattung zogen die Roche-Papiere rund 1,8 Prozent an.

Andererseits haben Analysten ihre Einschätzungen für das Pharmaunternehmen günstig angepasst: Der Experte von Kepler Cheuvreux beispielsweise beliess Anfang Woche die Einstufung auf «Buy» und schraubte das Kursziel auf 315 von 285 Franken hoch. Damit sieht er die Genussscheine auf das Niveau des Herbstes 2022 steigen. Der Experte hat insbesondere die Pipeline des Pharmakonzerns gewürdigt. Das GLP-1-Programm sei vielversprechend, zudem würden in den nächsten Monaten einige wichtige Datenpublikationen etwa zu Trontinemab gegen Alzheimer und zu Prasinezumab gegen Parkinson erwartet. Sie könnten als positive Kurskatalysatoren wirken. Das Management habe die Kosten im Griff, und mit einer einer Stabilisierung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollten sich die Gewinne ausweiten, heisst es weiter.

Einen Kontrapunkt setzt am Freitagmorgen die amerikanische Grossbank Goldman Sachs. Sie erhöht das Kursziel für Roche zwar von 260 auf 265 Franken, bleibt damit aber deutlich unter den gegenwärtigen Notierungen. Die Einstufung bleibt auf «Sell». Für den Rest des Jahres 2024 sieht der zuständige Analyst hohe Risiken und Unsicherheiten, selbst wenn die noch zu erwartenden Studienergebnisse positiv ausfallen sollten. Mit Blick auf 2025 glaubt er, dass der Markt derzeit zu viel Optimismus in das Adipositas-Portfolio eingepreist hat.

Der Goldman-Sachs-Experte befindet sich mit einer Einschätzung in einer Gruppe von total sechs Analysten, die derzeit eine Verkaufsempfehlung für Roche aussprechen. Sie bildet eine Minderheit. 14 von 27 Experten sind bei Bloomberg mit einer Kaufempfehlung erfasst. Zudem gibt es sieben «Hold»-Ratings.

In den zurückliegenden Monaten sind die Einstufungen immer weiter auseinander gegangen. Im Juni empfahlen 43 Prozent der Experten, die Genussscheine zu kaufen, während 18 Prozent eine Verkaufsempfehlung abgaben. Gegenwärtig sind 52 Prozent der Analysten mit einer Kaufempfehlung verzeichnet, 22 Prozent hingegen mit einer Verkaufsempfehlung. Indes ist das durchschnittliche Kursziel von seit Juni von 272 auf 308 Franken gestiegen. Der Konsens impliziert also ein Aufwärtspotenzial von zirka zehn Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs.

Reto Zanettin
Reto ZanettinReto Zanettin ist seit April 2024 Redaktor bei cash.ch. Zuvor war er während fünf Jahren Inlandredaktor bei den «Schaffhauser Nachrichten» sowie in der Kommunikationsbranche tätig. 2007 schloss er das Studium an der Universität St. Gallen (HSG) als Master of Arts ab.Mehr erfahren