Wer möchte schon in einen Fonds investieren, der eine Verwaltungsgebühr von 5 Prozent und eine Performancegebühr von satten 44 Prozent einfordert? Man könnte vermuten, dass dies ein schlechter Witz, ein Betrug oder die Idee eines gierigen Wallstreet-Profitmacher ist.
Es ist nichts davon. Gemäss der Performance-Daten erreicht der Hedgefonds "Medallion Fund" von Renaissance Technologies zwischen 1988 und 2018 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 66 Prozent. Mit Abzug von Gebühren verbleiben dann immer noch 39 Prozent.
Mathematische Modelle und wissenschaftliche Methode
Die Anlagegesellschaft Renaissance Technologies, die von Mathematiker und Hedgefondsmanager Jim Simons gegründet wurde, nutzt quantitative Modelle und einen massiven Datenpool, um Muster im Markt zu identifizieren und von ihnen zu profitieren.
Die Strategie von Simons ist simpel: Emotionen ausschalten und sich einzig auf harte Daten konzentrieren. Ein Investment wird in diesem Geschäftsmodell im Durchschnitt nur zwei Tag gehalten. Mathematische Modelle werden der Intuition entgegengesetzt.
Anstatt sich mit Geschichten um Namen wie Uber oder WeWork zu beschäftigen, fokussiert Simons auf Unternehmen wie Amazon, Netflix oder Tencent. Diese erachtet Renaissance Technologies als besonders gut aufgestellt. Wegen den Modellen und der wissenschaftlichen Methode sind gemäss Journalist Greg Zuckerman vom Wall Street Journal Verzerrungen in der menschlichen Wahrnehmung kein Problem für Renaissance Technologies.
Dass der Fonds auch einen ausgesprochen guten Riecher beim Timing hat, beweist das letzte Quartal. Per Ende Dezember wurde bekannt, dass der "Medallion Fund" im vierten Quartal 3,3 Millionen Tesla-Aktien dazu gekauft hat. Fast mit Beginn des neuen Jahres startete die Tesla-Aktie dann durch und hat bislang im 2020 eine Performance von 105 Prozent.
Nick Maggiulli von Ritholtz Wealth Management nennt Rennaissance Technologies "die grösste gelderschaffende Maschinerie aller Zeiten". Ein Dollar Investment in den Fonds im Jahr 1988 hätte heute theoretisch den Wert von 20'000 Dollar. Wer hingegen einen Dollar in den S&P 500 investiert hätte, besässe gerade einmal 20 Dollar.
Auch Investorenlegende Warren Buffet kann mit Rennaissance Technologies übrigens nicht mithalten. Ein Ein-Dollar-Investment in Buffets Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway wäre innerhalb dieser 30 Jahre nur auf 100 Dollar angewachsen.
Zugang nur für Berechtigte
Der Medallion-Fonds verlor in den vergangenen drei Jahrzehnten nur im Jahr 1989 Geld und zeigte gegenüber dem S&P 500 fast durchgehend eine bessere Performance. Auch während der Dotcom-Blase 2000 und der Finanzkrise 2008 konnten Gewinne erzielt werden. Vielmehr deuten die Daten darauf hin, dass gerade in Krisenjahren die Renditen stark anstiegen.
Jährliche Rendite des S&P 500 und des Medallion Fond von Renaissance Technologies von 1988 bis 2018 (Quelle: www.marketwatch.com).
Das Nervende aus Anlegersicht: Der Medallion-Fonds ist momentan nur für Renaissance-Mitarbeiter zugänglich. Selbst der Zugang zur Rubrik "Investors" auf der Hompage von Renaissance Technologies ist nur auf Einladung möglich. Als Investor ist man Teil von einem äusserst exklusiven Club.
Renaissance-Gründer Jim Simons zog sich schon vor 10 Jahren aus dem Alltagsgeschäft der Firma zurück. Aber er ist immer noch an Renaissance Technologies beteiligt und verdiente 2017 insgesamt 1,6 Milliarden Dollar für seine Bemühungen. Sein Vermögen beläuft sich gemäss Forbes im Moment auf 21,6 Milliarden Dollar.
Mit Material des Wirtschafts- und Finanznachrichtensenders CNBC und des Finanzportals marketwatch.com.