Wenn es um die Suche nach neuen Investments geht, bietet es sich manchmal an, sich die einfachsten Regeln in Erinnerung zu rufen. Eine davon lautet, schlicht nur in Titel zu investieren, deren Branche die Zukunft gehört. Auch wenn Risiken im Spiel sind: Bei einem langfristigen Anlagehorizont kann es nicht schaden, wenn die Branche noch vor ihrem endgültigen Durchbruch steht.
cash hat vier Branchen genauer unter die Lupe genommen, bei denen es sich besonders lohnt, am Ball zu bleiben. Abseits der Apples und Googles gibt es darin weniger bekannte Aktien, die aber trotzdem einiges zu bieten haben.
Gesundheit/Biotech: Evotec
Unsere Gesellschaft wird älter und will zudem immer gesünder leben. Dies birgt riesiges Potenzial für die gesamte Gesundheitsbranche, auch für Biotech-Firmen. Evotec sticht dabei durch ein besonderes Geschäftsmodell heraus. Das Hamburger Unternehmen hat zwei Standbeine: Einerseits bietet man Partnern wie Bayer oder Sanofi Serviceleistungen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte, andererseits betreibt man eigene Wirkstoffforschung und -entwicklung.
Das Geschäft läuft gut: Seit 2015 konnte der Umsatz auf rund 365 Millionen Euro verdreifacht werden. Auch das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis stieg 2018 auf 92 Millionen Euro und soll weiter steigen (Prognose 2019: +10 Prozent). Allerdings: Die Evotec-Aktie scheint mitunter ein Spekulationsobjekt von kurzfristig denkenden Tradern zu sein. Im August fiel die Aktie kurzzeitig um rund 25 Prozent, worauf viele Marktbeobachter keine eindeutige Erklärung parat hatten.
Kursentwicklung der Evotec-Aktie in den letzten drei Jahren, Quelle: cash.ch.
Dennoch ist sich das Gros der Analysten einigt: Evotec gehört die Zukunft. Im Schnitt rechnen Analysten für das Jahr 2019 mit einem Kursplus von 30 Prozent. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist mit 50 zwar sportlich, allerdings handelt es sich um eine solide Biotech-Firma, die seit Jahren schwarze Zahlen schreibt. Sowohl die Deutsche Bank also auch die Berenberg Bank erhöhten ihre Kursziele jüngst auf 25 bzw. 28 Euro (aktueller Kurs: 20,6 Euro).
E-Mobilität – Akasol
Seit Jahren sind die Autoverkäufe rückläufig. Vor allem in Grossstädten geht der Trend hin zur Sharing Economy. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach E-Autos. Von der Politik getrieben scheint der E-Auto-Boom praktisch vorprogrammiert.
So will die EU ab 2021 hohe Strafzahlungen verhängen, wenn Hersteller die CO2-Werte bei neuen Fahrzeugen nicht einhalten. In Asien haben unter anderem die Regierungen von Indien und China das Problem der Luftverschmutzung in Grossstädten erkannt und handeln dementsprechend.
Davon dürfte auch Akasol, ein Hersteller von Batteriesystemen für Fahrzeuge aus Darmstadt, profitieren. Das Unternehmen kauft Batteriezellen von Herstellern wie Samsung oder LG und verarbeitet diese weiter, um sie Kunden (darunter Daimler und Volvo) für Busse, Bahnen und Nutzfahrzeuge zu verkaufen. Der Umsatz des Unternehmens stieg zuletzt rasant – wenn auch noch auf kleinem Niveau. 2018 verdiente Akasol mit etwa 21,6 Millionen Euro fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr.
2018 schloss man insgesamt mit einem Verlust von 726'000 Euro ab, allerdings verursacht durch hohe Kosten beim Börsengang. Das bereinigte Ergebnis betrug 1,7 Millionen Euro (2017: 1,1 Millionen). Für 2019 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 60 Millionen, langfristig sollen es Beträge im dreistelligen Millionenbereich werden.
Vieles spricht dafür, dass dies gelingt. Die Auftragsbücher sind mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro prall gefüllt. Analysten zeigen sich ebenfalls überzeugt von den Chancen des Unternehmens. Jüngst stufte die Deutsche Bank das Kursziel auf 60 Euro hoch, Analysten des Vermögensverwalters Hauck & Aufhäuser sprechen gar ein Ziel von 64 Euro aus. Das wäre ein Plus von rund 45 Prozent.
Industrie 4.0: Brooks Automation
Auch wenn die Digitalisierung unseren Alltag bereits seit über einem Jahrzehnt in massivem Tempo beeinflusst und verändert: In der industriellen Produktion ist das Potenzial nicht ansatzweise ausgeschöpft. Das Stichwort Industrie 4.0 steht für eine umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion, um sie für die Zukunft besser zu rüsten. Dabei werden etwa Herstellungsprozesse durch moderne IT-Systeme digitalisiert, sodass sie hochautomatisiert und möglichst autonom arbeiten können.
Das amerikanische Unternehmen Brooks Automation liefert Automatisierungslösungen für die globale Halbleiterindustrie. Das an der Börse mit 2,4 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen profitiert damit vom weltweiten Trend, Produktionsprozesse zu automatisieren. Der Umsatz des an der Nasdaq kotierten Unternehmens steigt seit Jahren moderat – von 482 Millionen Dollar 2014 auf 631 Millionen im Jahr 2018. Gleichzeitig steigt der Gewinn überproportional, allerdings mit einigen Schwankungen.
Kursentwicklung der Brooks Automation-Aktie in den letzten vier Jahren, Quelle: cash.ch
Immerhin schreibt das Unternehmen seit 2014 durchgehend schwarze Zahlen. 2019 wird mit einem Nettoergebnis von 29 Millionen Dollar gerechnet. Analysten von der US-Investmentgesellschaft B. Riley FBR setzen das Kursziel auf 47 Dollar, was einem Plus zum gegenwärtigen Kurs von etwa 18 Prozent entspricht. Für Anleger mit einem mittel- bis langfristigen Horizont handelt es bei Brooks um eine spannende Aktie, die es weiter zu beobachten gilt.
Künstliche Intelligenz: Splunk
Eng verbunden und getrieben von Industrie 4.0 ist die Künstliche Intelligenz (KI). Darunter versteht man, technisch formuliert, sich selbst weiterentwickelnde Algorithmen, die Maschinen in die Lage versetzen, zu lernen. Ein wichtiges Feld, dass gerade dabei ist, durch KI revolutioniert zu werden, ist das Datenmanagement.
Splunk mit Sitz in San Francisco, entwickelt Software, die maschinengenerierte Daten sammelt und auswertet und für Nutzer zugänglich macht. Die Nutzung von Daten und deren effiziente Auswertung wird in allen Wirtschafsbereichen immer wichtiger.
Noch schreibt das Unternehmen Verluste: Das Geschäftsjahr 2018 brachte ein Minus von 276 Millionen Dollar mit sich. Laut Splunk waren vor allem hohe Kosten und Investitionen der Grund. 2019 zeichnet sich noch keine wirkliche Besserung ab, was den Aktienkurs dieses Jahr eine Berg- und Talfahrt bescherte. Und trotzdem: Analysten sehen die Zukunft der Splunk-Valoren rosig. Die Kursziele bewegen sich zwischen 155 Dollar (Maxim Group) und 160 Dollar (Needham & Company).
Beim derzeitigen Kurs von etwa 116 Dollar entspricht das einem Aufwertungspotenzial von bis zu 38 Prozent. Für langfristig orientierte Anleger auf jeden Fall eine Alternative.